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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Zwiebel- und Knollen-gewächse.
riegata Persica, C. B. oder der kleinen Persianischen Tulipe ist gewiß/ daß ihre zwie-
bel/ wofern sie länger als ein jahr unümbgesetzet bleibet/ sich tieff in die erde schleiffet/
und auff solchen fall eines untergelegten Scherben oder Brets benöhtiget/ oder daß
man sie in ein durchlöchert gefäß pflantze/ und zugleich mit demselben ins land vergra-
be: wenn man sie aber jährlich ümbpflantzet/ so hat man dieser beysorge nicht nöhtig.

Ausser dem ist merckwürdig/ gleich wie bey den Lilien/ daß also auch bey den
Tulipen es sich begiebet/ daß einige derselben nicht allein junge zwieblein in dem erd-
reich ansetzen/ sondern auch ansser demselben/ nemlich in dem schooß des untersten
blads zu nechst an der erden. Sotane zwiebelein so sie eingesetzet werden/ sind nicht
weniger fruchtbar/ als die andern/ und behalten an den blumen die farbe ihrer mutter
beständiger/ als die jenigen/ so aus dem Samen gezeuget werden. Clus. l. II. c. IX.

Die köstliche Tulipanen/ sonderlich die frühzeitige bunte/ müssen alle jahr
ausgehoben werden/ sonst leiden sie mercklichen schaden/ und in dem man sie wegen
der vermehrung länger stehen lässet/ vergehen bisweilen die Hauptzwibeln: die ge-
meinen aber können ümb das ander jahr ümbgesetzet werden. Die auß-
hebung sol geschehen/ wenn der stengel vertruckuet/ oder ümb Jacobi: die mutter-
erde nehmet nicht also fort gantz genaw hinweg/ sondern leget sie erst acht tage auff ei-
ne truckene lufftige kammer/ wie im anfang angezeiget: darnach reiniget sie etwas
mehr/ und lasset sie ferner also bloß liegen bis zur einpflantzung. Man kan sie auch
also über land versenden/ wenn sie mit trucknem erdmoß in eine schachtel sauber ein-
gepacket werden.

Wofern/ wan die Tulipen in ihrer blüht sind/ eine hefftige hitze einfället/
pflegen sie mit unwillen ihres Herren allzu schleunig abblühen/ und dem Lustgarten
ihre zier gar frühzeitig zu entziehen. Solche flüchtigkeit zu verwehren ist kein besser
mittel/ als ihnen gegen der Sonnen stralen schirme auff zurichten/ oder sie mit ange-
pflöckten leinen Lacken zu bedecken. Crispinus Passaeus im I. theil seines Blumen-
gartens schläget ein mittel für/ wie man die blumen der raresten Tulipen/ welche
sonst in zwölff oder vierzehn tagen abblühen/ bis in die fünffte oder sechste woche auff-
halten könne. Er befihlt aber hiezu zu brauchen hütlein aus Pergament oder viel-
mehr aus blech bereitet/ so groß daß sie eine blume bedecken mögen: selbige hüt-
lein hefftet er an stäbe/ und sticht sie neben die Tulipen in die erde. Diese bedeckung
brauchet er auch bey regenwetter: sonderlich aber wieder die nachtregen/ damit selbi-
ge nicht in die blumen fallen/ als welches ihnen sehr schädlich.

Sonst hat man durch offters anschawen der wachsenden Tulipen dis progno-
sticon gelernet/ daß die jenige/ welche nur ein blad zeigen/ in dem sie aus der erden
herfür kriechen/ dasselbe jahr nicht: die aber zwo spitzen weisen/ unstreitig zur blüht
kommen werden. Auch hat das fleißige betrachten der Zwiebel gezeiget/ daß der
blumenstengel nicht aus ihrer mitte/ sondern aus der seite außwachse.

Vom preiß der Tulipen wil ich hier nicht erwehnen/ wie grosse summen gelds
von einigen Tulipisten in Niederland diese nehesten hundert jahr über darauff gewen-
det worden: sondern sie nur in eine ordnung des wehrts aus dem gemeinen ruff stel-
len. Also würde nun die höchste stelle der Himmelsblawen Tulipen gebühren/ wel-
che so gar rar/ daß sie weder von Gesnero, Clusio, und Hondio gesehen/ noch von
Svvertio, Passaeo, de Bry, oder Beslero im Eystetischen Garten gemahlet worden:

des-
L 2

Zwiebel- und Knollen-gewaͤchſe.
riegata Perſica, C. B. oder der kleinen Perſianiſchen Tulipe iſt gewiß/ daß ihre zwie-
bel/ wofern ſie laͤnger als ein jahr unuͤmbgeſetzet bleibet/ ſich tieff in die erde ſchleiffet/
und auff ſolchen fall eines untergelegten Scherben oder Brets benoͤhtiget/ oder daß
man ſie in ein durchloͤchert gefaͤß pflantze/ und zugleich mit demſelben ins land vergra-
be: wenn man ſie aber jaͤhrlich uͤmbpflantzet/ ſo hat man dieſer beyſorge nicht noͤhtig.

Auſſer dem iſt merckwuͤrdig/ gleich wie bey den Lilien/ daß alſo auch bey den
Tulipen es ſich begiebet/ daß einige derſelben nicht allein junge zwieblein in dem erd-
reich anſetzen/ ſondern auch anſſer demſelben/ nemlich in dem ſchooß des unterſten
blads zu nechſt an der erden. Sotane zwiebelein ſo ſie eingeſetzet werden/ ſind nicht
weniger fruchtbar/ als die andern/ und behalten an den blumen die farbe ihrer mutter
beſtaͤndiger/ als die jenigen/ ſo aus dem Samen gezeuget werden. Cluſ. l. II. c. IX.

Die koͤſtliche Tulipanen/ ſonderlich die fruͤhzeitige bunte/ muͤſſen alle jahr
ausgehoben werden/ ſonſt leiden ſie mercklichen ſchaden/ und in dem man ſie wegen
der vermehrung laͤnger ſtehen laͤſſet/ vergehen bisweilen die Hauptzwibeln: die ge-
meinen aber koͤnnen uͤmb das ander jahr uͤmbgeſetzet werden. Die auß-
hebung ſol geſchehen/ wenn der ſtengel vertruckuet/ oder uͤmb Jacobi: die mutter-
erde nehmet nicht alſo fort gantz genaw hinweg/ ſondern leget ſie erſt acht tage auff ei-
ne truckene lufftige kammer/ wie im anfang angezeiget: darnach reiniget ſie etwas
mehr/ und laſſet ſie ferner alſo bloß liegen bis zur einpflantzung. Man kan ſie auch
alſo uͤber land verſenden/ wenn ſie mit trucknem erdmoß in eine ſchachtel ſauber ein-
gepacket werden.

Wofern/ wan die Tulipen in ihrer bluͤht ſind/ eine hefftige hitze einfaͤllet/
pflegen ſie mit unwillen ihres Herren allzu ſchleunig abbluͤhen/ und dem Luſtgarten
ihre zier gar fruͤhzeitig zu entziehen. Solche fluͤchtigkeit zu verwehren iſt kein beſſer
mittel/ als ihnen gegen der Sonnen ſtralen ſchirme auff zurichten/ oder ſie mit ange-
pfloͤckten leinen Lacken zu bedecken. Criſpinus Paſſæus im I. theil ſeines Blumen-
gartens ſchlaͤget ein mittel fuͤr/ wie man die blumen der rareſten Tulipen/ welche
ſonſt in zwoͤlff oder vierzehn tagen abbluͤhen/ bis in die fuͤnffte oder ſechſte woche auff-
halten koͤnne. Er befihlt aber hiezu zu brauchen huͤtlein aus Pergament oder viel-
mehr aus blech bereitet/ ſo groß daß ſie eine blume bedecken moͤgen: ſelbige huͤt-
lein hefftet er an ſtaͤbe/ und ſticht ſie neben die Tulipen in die erde. Dieſe bedeckung
brauchet er auch bey regenwetter: ſonderlich aber wieder die nachtregen/ damit ſelbi-
ge nicht in die blumen fallen/ als welches ihnen ſehr ſchaͤdlich.

Sonſt hat man durch offters anſchawen der wachſenden Tulipen dis progno-
ſticon gelernet/ daß die jenige/ welche nur ein blad zeigen/ in dem ſie aus der erden
herfuͤr kriechen/ daſſelbe jahr nicht: die aber zwo ſpitzen weiſen/ unſtreitig zur bluͤht
kommen werden. Auch hat das fleißige betrachten der Zwiebel gezeiget/ daß der
blumenſtengel nicht aus ihrer mitte/ ſondern aus der ſeite außwachſe.

Vom preiß der Tulipen wil ich hier nicht erwehnen/ wie groſſe ſummen gelds
von einigen Tulipiſten in Niederland dieſe neheſten hundert jahr uͤber darauff gewen-
det worden: ſondern ſie nur in eine ordnung des wehrts aus dem gemeinen ruff ſtel-
len. Alſo wuͤrde nun die hoͤchſte ſtelle der Himmelsblawen Tulipen gebuͤhren/ wel-
che ſo gar rar/ daß ſie weder von Geſnero, Cluſio, und Hondio geſehen/ noch von
Svvertio, Paſſæo, de Bry, oder Beslero im Eyſtetiſchen Garten gemahlet worden:

des-
L 2
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[83/0115] Zwiebel- und Knollen-gewaͤchſe. riegata Perſica, C. B. oder der kleinen Perſianiſchen Tulipe iſt gewiß/ daß ihre zwie- bel/ wofern ſie laͤnger als ein jahr unuͤmbgeſetzet bleibet/ ſich tieff in die erde ſchleiffet/ und auff ſolchen fall eines untergelegten Scherben oder Brets benoͤhtiget/ oder daß man ſie in ein durchloͤchert gefaͤß pflantze/ und zugleich mit demſelben ins land vergra- be: wenn man ſie aber jaͤhrlich uͤmbpflantzet/ ſo hat man dieſer beyſorge nicht noͤhtig. Auſſer dem iſt merckwuͤrdig/ gleich wie bey den Lilien/ daß alſo auch bey den Tulipen es ſich begiebet/ daß einige derſelben nicht allein junge zwieblein in dem erd- reich anſetzen/ ſondern auch anſſer demſelben/ nemlich in dem ſchooß des unterſten blads zu nechſt an der erden. Sotane zwiebelein ſo ſie eingeſetzet werden/ ſind nicht weniger fruchtbar/ als die andern/ und behalten an den blumen die farbe ihrer mutter beſtaͤndiger/ als die jenigen/ ſo aus dem Samen gezeuget werden. Cluſ. l. II. c. IX. Die koͤſtliche Tulipanen/ ſonderlich die fruͤhzeitige bunte/ muͤſſen alle jahr ausgehoben werden/ ſonſt leiden ſie mercklichen ſchaden/ und in dem man ſie wegen der vermehrung laͤnger ſtehen laͤſſet/ vergehen bisweilen die Hauptzwibeln: die ge- meinen aber koͤnnen uͤmb das ander jahr uͤmbgeſetzet werden. Die auß- hebung ſol geſchehen/ wenn der ſtengel vertruckuet/ oder uͤmb Jacobi: die mutter- erde nehmet nicht alſo fort gantz genaw hinweg/ ſondern leget ſie erſt acht tage auff ei- ne truckene lufftige kammer/ wie im anfang angezeiget: darnach reiniget ſie etwas mehr/ und laſſet ſie ferner alſo bloß liegen bis zur einpflantzung. Man kan ſie auch alſo uͤber land verſenden/ wenn ſie mit trucknem erdmoß in eine ſchachtel ſauber ein- gepacket werden. Wofern/ wan die Tulipen in ihrer bluͤht ſind/ eine hefftige hitze einfaͤllet/ pflegen ſie mit unwillen ihres Herren allzu ſchleunig abbluͤhen/ und dem Luſtgarten ihre zier gar fruͤhzeitig zu entziehen. Solche fluͤchtigkeit zu verwehren iſt kein beſſer mittel/ als ihnen gegen der Sonnen ſtralen ſchirme auff zurichten/ oder ſie mit ange- pfloͤckten leinen Lacken zu bedecken. Criſpinus Paſſæus im I. theil ſeines Blumen- gartens ſchlaͤget ein mittel fuͤr/ wie man die blumen der rareſten Tulipen/ welche ſonſt in zwoͤlff oder vierzehn tagen abbluͤhen/ bis in die fuͤnffte oder ſechſte woche auff- halten koͤnne. Er befihlt aber hiezu zu brauchen huͤtlein aus Pergament oder viel- mehr aus blech bereitet/ ſo groß daß ſie eine blume bedecken moͤgen: ſelbige huͤt- lein hefftet er an ſtaͤbe/ und ſticht ſie neben die Tulipen in die erde. Dieſe bedeckung brauchet er auch bey regenwetter: ſonderlich aber wieder die nachtregen/ damit ſelbi- ge nicht in die blumen fallen/ als welches ihnen ſehr ſchaͤdlich. Sonſt hat man durch offters anſchawen der wachſenden Tulipen dis progno- ſticon gelernet/ daß die jenige/ welche nur ein blad zeigen/ in dem ſie aus der erden herfuͤr kriechen/ daſſelbe jahr nicht: die aber zwo ſpitzen weiſen/ unſtreitig zur bluͤht kommen werden. Auch hat das fleißige betrachten der Zwiebel gezeiget/ daß der blumenſtengel nicht aus ihrer mitte/ ſondern aus der ſeite außwachſe. Vom preiß der Tulipen wil ich hier nicht erwehnen/ wie groſſe ſummen gelds von einigen Tulipiſten in Niederland dieſe neheſten hundert jahr uͤber darauff gewen- det worden: ſondern ſie nur in eine ordnung des wehrts aus dem gemeinen ruff ſtel- len. Alſo wuͤrde nun die hoͤchſte ſtelle der Himmelsblawen Tulipen gebuͤhren/ wel- che ſo gar rar/ daß ſie weder von Geſnero, Cluſio, und Hondio geſehen/ noch von Svvertio, Paſſæo, de Bry, oder Beslero im Eyſtetiſchen Garten gemahlet worden: des- L 2

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/115>, abgerufen am 27.04.2024.