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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Zwiebel- und Knollen-gewächse.
nen hauffen zusammen führen lasse etliche fuder abgestochene wasen: welche also in-
nerhalb zwey jahren in sich vermodern/ und in ein hiezu sehr tauglich erdreich verwan-
delt werden. Noch dienlicher ist es/ wenn das erdreich mit dem gemüll von verfaul-
ten Weiden oder Eichen gemischet wird.
4. Wegen obgedachten schadens/ welcher dem zwiebelwerck vom mist entste-
hen kan/ muß man bey außtheilung der Gartenfelder eine gewisse ordnung halten/ al
so daß andere gewächse/ so der mischung bedürffen/ ihre eigne: die zwiebeln aber
auch ihre eigne stelle überkommen/ damit durch ihre vermischung eins dem andern
nicht schädlich oder hinderlich seyn möge. Derowegen weil auff einer grossen parter-
re grosse und kleine felder durch einander sind/ kan man diese oder jene/ nachdem man
viel oder wenig zwiebeln hat/ ihnen zueignen: jedoch im nohtfall lässet sich auch
thun/ daß man die zwiebel am rande herumb setze/ und vergönne den mittelplatz der
bette den zasrigen wurzeln und Samenwerck/ damit man diesen mit der tünchung
besonders zu hülff kommen könne.
II. Jhre vermehrung durch Samen.
1. Nehmet ab von allerhand zwiebelwerck den Samen/ wenn er seine völlige
reiffung erlanget/ machet ihn rein/ und hebet ihn auff bis in den September. Rich-
tet indessen zu ein oder mehr lange Bette von gutem erdreich/ dem einige auch wol ein
wenig düngung zusetzen/ in meinung daß dis der aussaat nicht schädlich: säet darauff
im zunehmenden Mond ewre Samen/ jede art besonders oder durch einander/ und
lasset sie also auff derselben stelle drey jahr unverrückt auffwachsen. Nach der zeit
klaubet die junge zwiebeln behend aus der erden/ richtet die Bette von newen zu/
pflantzet sie wieder hinein/ jede art besonders/ und lasset sie noch andere drey jahr auff
derselben stelle fortwachsen: so werden ohn zweiffel einige arten davon im sechsten
jahr zur blüht kommen/ andere aber nachgehends. Also blühen die gesäete Tulipanen
zum ersten mahl im sechsten/ oder siebenden: die Keyserkronen/ und Türckische
Bunde allererst im achten jahr/ und auch später.
2. Ob nun wol diese art der vermehrung sehr langsam/ so erlanget man doch
dadurch über die maaß schöne blumen/ und welche die farben so mancherley verändern/
daß offt einige darunter sich zeigen/ dergleichen man noch nie gesehen. Sonderlich
spielen die am meisten in der verenderung/ welche aus Samen gezielet/ der von gantz
weissen Blumen in jedwedem geschlechte abgenommen worden. Also hat der Same
von schneeweissen Tulipen/ als er zum ersten mahl geblühet/ wie Johann Royer im
VII. cap. seines Unterrichts aus eigner erfahrung erzehlet/ gantz wunderlicher/ un-
terschiedlicher und schöner farben blumen herfür geben. Und obwol die andern zwie-
belgewächse durch Samen weniger/ als die Tulipen verendern/ so ist doch auch darin
ein mercklich unterscheid zu spüren. Also pfleget das an sich rohte Martagon Pom-
ponij
aus dem Samen gelbe/ ziegelfarbe/ und zinoberrohte blumen zu geben. Iris
bulbosa
aber schneeweisse/ gantz gelbe/ blaw und gelbe/ weiß und blawe/ blawgelbe
und weisse/ wie auch mit purpurfarbe vermengete. Gladiolus Italicus leibfarbene/
und weisse. Die Hyacinthen ins gemein verendern sehr: insonderheit Hyacinthus
moschatus
giebet aus einerley samen weisse/ gelbe/ purpur/ und silberfarbene blu-
men. Narcissen geben auch verenderung/ aber nicht so sehr. Der gelbe Crocus ver-
nus
J 2
Zwiebel- und Knollen-gewaͤchſe.
nen hauffen zuſammen fuͤhren laſſe etliche fuder abgeſtochene waſen: welche alſo in-
nerhalb zwey jahren in ſich vermodern/ und in ein hiezu ſehr tauglich erdreich verwan-
delt werden. Noch dienlicher iſt es/ wenn das erdreich mit dem gemuͤll von verfaul-
ten Weiden oder Eichen gemiſchet wird.
4. Wegen obgedachten ſchadens/ welcher dem zwiebelwerck vom miſt entſte-
hen kan/ muß man bey außtheilung der Gartenfelder eine gewiſſe ordnung halten/ al
ſo daß andere gewaͤchſe/ ſo der miſchung beduͤrffen/ ihre eigne: die zwiebeln aber
auch ihre eigne ſtelle uͤberkommen/ damit durch ihre vermiſchung eins dem andern
nicht ſchaͤdlich oder hinderlich ſeyn moͤge. Derowegen weil auff einer groſſen parter-
re groſſe und kleine felder durch einander ſind/ kan man dieſe oder jene/ nachdem man
viel oder wenig zwiebeln hat/ ihnen zueignen: jedoch im nohtfall laͤſſet ſich auch
thun/ daß man die zwiebel am rande herumb ſetze/ und vergoͤnne den mittelplatz der
bette den zaſrigen wurzeln und Samenwerck/ damit man dieſen mit der tuͤnchung
beſonders zu huͤlff kommen koͤnne.
II. Jhre vermehrung durch Samen.
1. Nehmet ab von allerhand zwiebelwerck den Samen/ wenn er ſeine voͤllige
reiffung erlanget/ machet ihn rein/ und hebet ihn auff bis in den September. Rich-
tet indeſſen zu ein oder mehr lange Bette von gutem erdreich/ dem einige auch wol ein
wenig duͤngung zuſetzen/ in meinung daß dis der auſſaat nicht ſchaͤdlich: ſaͤet darauff
im zunehmenden Mond ewre Samen/ jede art beſonders oder durch einander/ und
laſſet ſie alſo auff derſelben ſtelle drey jahr unverruͤckt auffwachſen. Nach der zeit
klaubet die junge zwiebeln behend aus der erden/ richtet die Bette von newen zu/
pflantzet ſie wieder hinein/ jede art beſonders/ und laſſet ſie noch andere drey jahr auff
derſelben ſtelle fortwachſen: ſo werden ohn zweiffel einige arten davon im ſechſten
jahr zur bluͤht kommen/ andere aber nachgehends. Alſo bluͤhen die geſaͤete Tulipanen
zum erſten mahl im ſechſten/ oder ſiebenden: die Keyſerkronen/ und Tuͤrckiſche
Bunde allererſt im achten jahr/ und auch ſpaͤter.
2. Ob nun wol dieſe art der vermehrung ſehr langſam/ ſo erlanget man doch
dadurch uͤber die maaß ſchoͤne blumen/ und welche die farben ſo mancherley veraͤndern/
daß offt einige darunter ſich zeigen/ dergleichen man noch nie geſehen. Sonderlich
ſpielen die am meiſten in der verenderung/ welche aus Samen gezielet/ der von gantz
weiſſen Blumen in jedwedem geſchlechte abgenommen worden. Alſo hat der Same
von ſchneeweiſſen Tulipen/ als er zum erſten mahl gebluͤhet/ wie Johann Royer im
VII. cap. ſeines Unterrichts aus eigner erfahrung erzehlet/ gantz wunderlicher/ un-
terſchiedlicher und ſchoͤner farben blumen herfuͤr geben. Und obwol die andern zwie-
belgewaͤchſe durch Samen weniger/ als die Tulipen verendern/ ſo iſt doch auch darin
ein mercklich unterſcheid zu ſpuͤren. Alſo pfleget das an ſich rohte Martagon Pom-
ponij
aus dem Samen gelbe/ ziegelfarbe/ und zinoberrohte blumen zu geben. Iris
bulboſa
aber ſchneeweiſſe/ gantz gelbe/ blaw und gelbe/ weiß und blawe/ blawgelbe
und weiſſe/ wie auch mit purpurfarbe vermengete. Gladiolus Italicus leibfarbene/
und weiſſe. Die Hyacinthen ins gemein verendern ſehr: inſonderheit Hyacinthus
moſchatus
giebet aus einerley ſamen weiſſe/ gelbe/ purpur/ und ſilberfarbene blu-
men. Narciſſen geben auch verenderung/ aber nicht ſo ſehr. Der gelbe Crocus ver-
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[67/0099] Zwiebel- und Knollen-gewaͤchſe. nen hauffen zuſammen fuͤhren laſſe etliche fuder abgeſtochene waſen: welche alſo in- nerhalb zwey jahren in ſich vermodern/ und in ein hiezu ſehr tauglich erdreich verwan- delt werden. Noch dienlicher iſt es/ wenn das erdreich mit dem gemuͤll von verfaul- ten Weiden oder Eichen gemiſchet wird. 4. Wegen obgedachten ſchadens/ welcher dem zwiebelwerck vom miſt entſte- hen kan/ muß man bey außtheilung der Gartenfelder eine gewiſſe ordnung halten/ al ſo daß andere gewaͤchſe/ ſo der miſchung beduͤrffen/ ihre eigne: die zwiebeln aber auch ihre eigne ſtelle uͤberkommen/ damit durch ihre vermiſchung eins dem andern nicht ſchaͤdlich oder hinderlich ſeyn moͤge. Derowegen weil auff einer groſſen parter- re groſſe und kleine felder durch einander ſind/ kan man dieſe oder jene/ nachdem man viel oder wenig zwiebeln hat/ ihnen zueignen: jedoch im nohtfall laͤſſet ſich auch thun/ daß man die zwiebel am rande herumb ſetze/ und vergoͤnne den mittelplatz der bette den zaſrigen wurzeln und Samenwerck/ damit man dieſen mit der tuͤnchung beſonders zu huͤlff kommen koͤnne. II. Jhre vermehrung durch Samen. 1. Nehmet ab von allerhand zwiebelwerck den Samen/ wenn er ſeine voͤllige reiffung erlanget/ machet ihn rein/ und hebet ihn auff bis in den September. Rich- tet indeſſen zu ein oder mehr lange Bette von gutem erdreich/ dem einige auch wol ein wenig duͤngung zuſetzen/ in meinung daß dis der auſſaat nicht ſchaͤdlich: ſaͤet darauff im zunehmenden Mond ewre Samen/ jede art beſonders oder durch einander/ und laſſet ſie alſo auff derſelben ſtelle drey jahr unverruͤckt auffwachſen. Nach der zeit klaubet die junge zwiebeln behend aus der erden/ richtet die Bette von newen zu/ pflantzet ſie wieder hinein/ jede art beſonders/ und laſſet ſie noch andere drey jahr auff derſelben ſtelle fortwachſen: ſo werden ohn zweiffel einige arten davon im ſechſten jahr zur bluͤht kommen/ andere aber nachgehends. Alſo bluͤhen die geſaͤete Tulipanen zum erſten mahl im ſechſten/ oder ſiebenden: die Keyſerkronen/ und Tuͤrckiſche Bunde allererſt im achten jahr/ und auch ſpaͤter. 2. Ob nun wol dieſe art der vermehrung ſehr langſam/ ſo erlanget man doch dadurch uͤber die maaß ſchoͤne blumen/ und welche die farben ſo mancherley veraͤndern/ daß offt einige darunter ſich zeigen/ dergleichen man noch nie geſehen. Sonderlich ſpielen die am meiſten in der verenderung/ welche aus Samen gezielet/ der von gantz weiſſen Blumen in jedwedem geſchlechte abgenommen worden. Alſo hat der Same von ſchneeweiſſen Tulipen/ als er zum erſten mahl gebluͤhet/ wie Johann Royer im VII. cap. ſeines Unterrichts aus eigner erfahrung erzehlet/ gantz wunderlicher/ un- terſchiedlicher und ſchoͤner farben blumen herfuͤr geben. Und obwol die andern zwie- belgewaͤchſe durch Samen weniger/ als die Tulipen verendern/ ſo iſt doch auch darin ein mercklich unterſcheid zu ſpuͤren. Alſo pfleget das an ſich rohte Martagon Pom- ponij aus dem Samen gelbe/ ziegelfarbe/ und zinoberrohte blumen zu geben. Iris bulboſa aber ſchneeweiſſe/ gantz gelbe/ blaw und gelbe/ weiß und blawe/ blawgelbe und weiſſe/ wie auch mit purpurfarbe vermengete. Gladiolus Italicus leibfarbene/ und weiſſe. Die Hyacinthen ins gemein verendern ſehr: inſonderheit Hyacinthus moſchatus giebet aus einerley ſamen weiſſe/ gelbe/ purpur/ und ſilberfarbene blu- men. Narciſſen geben auch verenderung/ aber nicht ſo ſehr. Der gelbe Crocus ver- nus J 2

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/99>, abgerufen am 21.11.2024.