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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Des I. Buchs VII. Cap.
und kan diesem übel mit nichts abgeholffen werden/ als mit fleissiger bewässerung.
Jedoch kan man einige kostbare gewächse auch bedecken/ oder an schattige örter mit
ihren gefässen versetzen.
2. Frigus penetrans. Die Kälte belangend/ solche ist an sich nicht schädlich/
sondern nutzbahr und nöhtig/ so lang sie maaß hält/ und zu rechter zeit kommet.
Die Nachwinter aber/ wie auch die jenige/ welche mit grimmigem froste allzu lang
anhalten/ können viel schaden verursachen. Demselben für zukommen/ ist dieser
unterscheid zuvorderst anzumercken/ dadurch alle unsere Gewächs in drey ordnungen
abgesondert werden. Unter demselben sind die ersten also beschaffen/ daß sie den
Winterfrost nicht achten/ als nemlich die einheimische: die andern können ihn durch-
aus nicht vertragen/ als die meisten außländische: die dritten sind zweiffelhafftig/
also daß sie zwar die gelinden winter/ nicht aber allezeit die harten erdulden können.
Denen ersten dörffen wir kein mittel wieder den frost erfinden: die andern gehören
ins Pommeranzen-hauß/ oder in die keller: die letzten können im garten bedeckt stehen
bleiben/ so aber gefahr eines harten winters vorhanden/ umb besser sicherheit willen
mit eingesetzet werden.
3. Procella. Den Sturmwinden/ welche die baumfrüchte nicht allein abzu-
schlagen/ sondern auch einige gewächs gantz nieder zu werffen pflegen/ muß entgegen
gesetzet werden zuföderst zwar ein guter zaun/ mawer/ oder gantz gebäw: vielmehr
aber ein Schirm von hohen bäumen/ als da sind Linden/ Rüstern/ Pappeln/ Bü-
chen/ Eichen/ Elsen/ und dergleichen ausserhalb des gartens/ sonderlich auff der sei-
ten gegen Mitternacht.
4. Grando. Der Hagel. 5. Pruina. Der Reiff. 6. Nimbus. Der Platzre-
gen. 7. Stillicidium serenum. Der Mehltaw. Diese vier Meteora können durch
eilig bedecken/ oder einsetzen der raresten gewächse etlicher massen abgewendet werden/
wenn man durch einige zeichen ihrer ankunfft vorher gewar wird: ausser dem schwer-
lich. Noch ist hiebey zu mercken/ daß der Hagel/ Reiff/ und Platzregen keine zeit
halten: der Mehltaw oder Honigthaw/ oder Sonnenregen aber pfleget gemeinlich
umb Margreten/ jedoch auch wol die andern Sommer-monat zu fallen.
8. Uredo sive Rubigo, Sideratio, Carbunculus. Der Brand oder
Brenner ist ein truckner Dampff/ mit welchem bey stillem wetter unvermerckt das
graß/ die saat/ und andre zarte gewächse befallen und verbrand werden/ also daß man
den schaden nicht ehe verspühret/ biß er geschehen/ und solches zwar so wol bey klarem
Sonnenschein/ als hellen Nachten. Dahero demselben durch menschliche sorge für
zukommen unmüglich/ wiewol er in diesen kalten Landen auch nicht so gemein ist/ als
der Mehltaw. Ejus Uredinis infeliccm delapsum, inquit P. Laurenbergius l. 1.
Horticult. c. 35. fere cum vitae periculo aestivis noctibus expertus sum aliquando in
Aquitania, Montalbani & Tholosae agens, cum nondum a tam infenso hoste mihi
cavere didiceram. His in regionibus, ubi aeris subjectaeque telluris alia est indoles,
non ita a serena hac apocrisi affligitur hortus.
II. Von Thieren.

1. Die Vögel thun den baumfrüchten sonderlichen abbruch/ und sind bey uns
die fürwitzigsten: die krähen/ stare/ spächte/ fincken/ und dergleichen. Wer solchen
mit netzen/ leimruten/ oder schiessen nachzustellen nicht zeit/ noch belieben hat/ der

scheuche
Des I. Buchs VII. Cap.
und kan dieſem uͤbel mit nichts abgeholffen werden/ als mit fleiſſiger bewaͤſſerung.
Jedoch kan man einige koſtbare gewaͤchſe auch bedecken/ oder an ſchattige oͤrter mit
ihren gefaͤſſen verſetzen.
2. Frigus penetrans. Die Kaͤlte belangend/ ſolche iſt an ſich nicht ſchaͤdlich/
ſondern nutzbahr und noͤhtig/ ſo lang ſie maaß haͤlt/ und zu rechter zeit kommet.
Die Nachwinter aber/ wie auch die jenige/ welche mit grimmigem froſte allzu lang
anhalten/ koͤnnen viel ſchaden verurſachen. Demſelben fuͤr zukommen/ iſt dieſer
unterſcheid zuvorderſt anzumercken/ dadurch alle unſere Gewaͤchs in drey ordnungen
abgeſondert werden. Unter demſelben ſind die erſten alſo beſchaffen/ daß ſie den
Winterfroſt nicht achten/ als nemlich die einheimiſche: die andern koͤnnen ihn durch-
aus nicht vertragen/ als die meiſten außlaͤndiſche: die dritten ſind zweiffelhafftig/
alſo daß ſie zwar die gelinden winter/ nicht aber allezeit die harten erdulden koͤnnen.
Denen erſten doͤrffen wir kein mittel wieder den froſt erfinden: die andern gehoͤren
ins Pommeranzen-hauß/ oder in die keller: die letzten koͤnnen im garten bedeckt ſtehen
bleiben/ ſo aber gefahr eines harten winters vorhanden/ umb beſſer ſicherheit willen
mit eingeſetzet werden.
3. Procella. Den Sturmwinden/ welche die baumfruͤchte nicht allein abzu-
ſchlagen/ ſondern auch einige gewaͤchs gantz nieder zu werffen pflegen/ muß entgegen
geſetzet werden zufoͤderſt zwar ein guter zaun/ mawer/ oder gantz gebaͤw: vielmehr
aber ein Schirm von hohen baͤumen/ als da ſind Linden/ Ruͤſtern/ Pappeln/ Buͤ-
chen/ Eichen/ Elſen/ und dergleichen auſſerhalb des gartens/ ſonderlich auff der ſei-
ten gegen Mitternacht.
4. Grando. Der Hagel. 5. Pruina. Der Reiff. 6. Nimbus. Der Platzre-
gen. 7. Stillicidium ſerenum. Der Mehltaw. Dieſe vier Meteora koͤnnen durch
eilig bedecken/ oder einſetzen der rareſten gewaͤchſe etlicher maſſen abgewendet werden/
wenn man durch einige zeichen ihrer ankunfft vorher gewar wird: auſſer dem ſchwer-
lich. Noch iſt hiebey zu mercken/ daß der Hagel/ Reiff/ und Platzregen keine zeit
halten: der Mehltaw oder Honigthaw/ oder Sonnenregen aber pfleget gemeinlich
umb Margreten/ jedoch auch wol die andern Sommer-monat zu fallen.
8. Uredo ſive Rubigo, Sideratio, Carbunculus. Der Brand oder
Brenner iſt ein truckner Dampff/ mit welchem bey ſtillem wetter unvermerckt das
graß/ die ſaat/ und andre zarte gewaͤchſe befallen und verbrand werden/ alſo daß man
den ſchaden nicht ehe verſpuͤhret/ biß er geſchehen/ und ſolches zwar ſo wol bey klarem
Sonnenſchein/ als hellen Nachten. Dahero demſelben durch menſchliche ſorge fuͤr
zukommen unmuͤglich/ wiewol er in dieſen kalten Landen auch nicht ſo gemein iſt/ als
der Mehltaw. Ejus Uredinis infeliccm delapſum, inquit P. Laurenbergius l. 1.
Horticult. c. 35. fere cum vitæ periculo æſtivis noctibus expertus ſum aliquando in
Aquitania, Montalbani & Tholoſæ agens, cum nondum à tam infenſo hoſte mihi
cavere didiceram. His in regionibus, ubi aeris ſubjectæque telluris alia eſt indoles,
non ita à ſerena hac apocriſi affligitur hortus.
II. Von Thieren.

1. Die Voͤgel thun den baumfruͤchten ſonderlichen abbruch/ und ſind bey uns
die fuͤrwitzigſten: die kraͤhen/ ſtare/ ſpaͤchte/ fincken/ und dergleichen. Wer ſolchen
mit netzen/ leimruten/ oder ſchieſſen nachzuſtellen nicht zeit/ noch belieben hat/ der

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[34/0066] Des I. Buchs VII. Cap. und kan dieſem uͤbel mit nichts abgeholffen werden/ als mit fleiſſiger bewaͤſſerung. Jedoch kan man einige koſtbare gewaͤchſe auch bedecken/ oder an ſchattige oͤrter mit ihren gefaͤſſen verſetzen. 2. Frigus penetrans. Die Kaͤlte belangend/ ſolche iſt an ſich nicht ſchaͤdlich/ ſondern nutzbahr und noͤhtig/ ſo lang ſie maaß haͤlt/ und zu rechter zeit kommet. Die Nachwinter aber/ wie auch die jenige/ welche mit grimmigem froſte allzu lang anhalten/ koͤnnen viel ſchaden verurſachen. Demſelben fuͤr zukommen/ iſt dieſer unterſcheid zuvorderſt anzumercken/ dadurch alle unſere Gewaͤchs in drey ordnungen abgeſondert werden. Unter demſelben ſind die erſten alſo beſchaffen/ daß ſie den Winterfroſt nicht achten/ als nemlich die einheimiſche: die andern koͤnnen ihn durch- aus nicht vertragen/ als die meiſten außlaͤndiſche: die dritten ſind zweiffelhafftig/ alſo daß ſie zwar die gelinden winter/ nicht aber allezeit die harten erdulden koͤnnen. Denen erſten doͤrffen wir kein mittel wieder den froſt erfinden: die andern gehoͤren ins Pommeranzen-hauß/ oder in die keller: die letzten koͤnnen im garten bedeckt ſtehen bleiben/ ſo aber gefahr eines harten winters vorhanden/ umb beſſer ſicherheit willen mit eingeſetzet werden. 3. Procella. Den Sturmwinden/ welche die baumfruͤchte nicht allein abzu- ſchlagen/ ſondern auch einige gewaͤchs gantz nieder zu werffen pflegen/ muß entgegen geſetzet werden zufoͤderſt zwar ein guter zaun/ mawer/ oder gantz gebaͤw: vielmehr aber ein Schirm von hohen baͤumen/ als da ſind Linden/ Ruͤſtern/ Pappeln/ Buͤ- chen/ Eichen/ Elſen/ und dergleichen auſſerhalb des gartens/ ſonderlich auff der ſei- ten gegen Mitternacht. 4. Grando. Der Hagel. 5. Pruina. Der Reiff. 6. Nimbus. Der Platzre- gen. 7. Stillicidium ſerenum. Der Mehltaw. Dieſe vier Meteora koͤnnen durch eilig bedecken/ oder einſetzen der rareſten gewaͤchſe etlicher maſſen abgewendet werden/ wenn man durch einige zeichen ihrer ankunfft vorher gewar wird: auſſer dem ſchwer- lich. Noch iſt hiebey zu mercken/ daß der Hagel/ Reiff/ und Platzregen keine zeit halten: der Mehltaw oder Honigthaw/ oder Sonnenregen aber pfleget gemeinlich umb Margreten/ jedoch auch wol die andern Sommer-monat zu fallen. 8. Uredo ſive Rubigo, Sideratio, Carbunculus. Der Brand oder Brenner iſt ein truckner Dampff/ mit welchem bey ſtillem wetter unvermerckt das graß/ die ſaat/ und andre zarte gewaͤchſe befallen und verbrand werden/ alſo daß man den ſchaden nicht ehe verſpuͤhret/ biß er geſchehen/ und ſolches zwar ſo wol bey klarem Sonnenſchein/ als hellen Nachten. Dahero demſelben durch menſchliche ſorge fuͤr zukommen unmuͤglich/ wiewol er in dieſen kalten Landen auch nicht ſo gemein iſt/ als der Mehltaw. Ejus Uredinis infeliccm delapſum, inquit P. Laurenbergius l. 1. Horticult. c. 35. fere cum vitæ periculo æſtivis noctibus expertus ſum aliquando in Aquitania, Montalbani & Tholoſæ agens, cum nondum à tam infenſo hoſte mihi cavere didiceram. His in regionibus, ubi aeris ſubjectæque telluris alia eſt indoles, non ita à ſerena hac apocriſi affligitur hortus. II. Von Thieren. 1. Die Voͤgel thun den baumfruͤchten ſonderlichen abbruch/ und ſind bey uns die fuͤrwitzigſten: die kraͤhen/ ſtare/ ſpaͤchte/ fincken/ und dergleichen. Wer ſolchen mit netzen/ leimruten/ oder ſchieſſen nachzuſtellen nicht zeit/ noch belieben hat/ der ſcheuche

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/66>, abgerufen am 21.11.2024.