Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

Bild:
<< vorherige Seite
Des V. Buchs I. Cap.
be zum sencken/ welche vom Brande recht getroffen/ sondern sie faulet nach und nach
bis in den grund: der gemeine Mehltaw aber schadet so sehr nicht.
5. Grosse Platzregen schwemmen im herablauffen von den bergen offtmahls
den guten grund hinweg/ und entblössen die Weinstöcke zu mercklichem verderb.
Dem für zubawen ist nützlich/ daß man gräblein zu abführung des Regenwassers
mache/ oder an dienstlichen orten weite gruben und löcher grabe/ darinn nicht allein
das gute erdreich auffgehalten/ sondern auch dem Wasser sein strenger lauff gebrochen
werde. Wann aber der schade allbereit geschehen/ sollen alsbald die vom Wasser ge-
machte furchen hinwieder geebnet/ die entblösten Stöcke bedecket und wo von nöhten
eingeleget/ auch guter grund darzu geschüttet werden/ damit sie neue kräffte bekommen/
und fürters besser fruchten mögen.
6. Bißweilen ist die Witterung durchgehends denen Weinstöcken also zu wie-
der/ daß sie nicht gut fruchtbar holtz bekommen können: hergegen auch wenn etliche
reiche Weinjahr hinter einander einfallen/ so tragen sich die Stöcke also ab/ daß sie
folgends schlecht holtz geben. Auff solchen fall schneidet die Reben kürtzer/ als an-
dermahl geschehen/ tünchet sie/ und schüttet frischen grund hinan/ damit sie sich wie-
der erholen.
II. Unfleißige Bestellung.
1. Selbige bestehet fürnehmlich darin/ daß man eine oder die ander Hacke
übergehet/ daß man den Weinberg aus der behörigen mistung kommen lässet/ daß
man mit dem Schnitt/ Reumen/ Hefften/ Stäbeln/ und anderer Wein-arbeit nicht
recht verfähret: dahero die Stöcke an holtz und reben dergestalt abnehmen/ daß sie
nicht mehr können eingeleget werden/ daß sie von jahr zu jahr sich verringern/ und end-
lich gar kleine und wenige trauben bringen.
2. Wenn an einem Weinstock sich einiger mangel zu erzeigen anfähet/ so sol
man die sache nicht auff die lange banck schieben/ sondern so fort anfangs der ursach be-
dächtig nachforschen/ und dem übel abhelffen: sonst wird es nachwerts zu spät
seyn.
3. Die alten Stöcke sol man zwar erhalten/ daß sie immer lustig holtz trei-
ben: wenn sie aber gar alt und abgehend werden/ so ist besser/ selbige aus zu reuten/
und an derer stelle jungen zu legen/ sintemahl doch zu besorgen/ daß jene in wenig jah-
ren von sich selbst vergehen möchten.
4. Die Weinmeister sol man nicht offt/ noch ümb geringer ursach willen ver-
endern/ viel weniger einen annehmen/ der des Landes art/ und der Weinreben eigen-
schafft an demselben orte nicht gründlich weiß/ ob er sonst schon im Weinbaw gnug-
sam erfahren. Denn aus allen diesen mängeln und irrthumen kan nichts anders/ als
des Weinbergs verderb und des Besitzers schaden entstehen.
Das
Des V. Buchs I. Cap.
be zum ſencken/ welche vom Brande recht getroffen/ ſondern ſie faulet nach und nach
bis in den grund: der gemeine Mehltaw aber ſchadet ſo ſehr nicht.
5. Groſſe Platzregen ſchwemmen im herablauffen von den bergen offtmahls
den guten grund hinweg/ und entbloͤſſen die Weinſtoͤcke zu mercklichem verderb.
Dem fuͤr zubawen iſt nuͤtzlich/ daß man graͤblein zu abfuͤhrung des Regenwaſſers
mache/ oder an dienſtlichen orten weite gruben und loͤcher grabe/ darinn nicht allein
das gute erdreich auffgehalten/ ſondern auch dem Waſſer ſein ſtrenger lauff gebrochen
werde. Wann aber der ſchade allbereit geſchehen/ ſollen alsbald die vom Waſſer ge-
machte furchen hinwieder geebnet/ die entbloͤſten Stoͤcke bedecket und wo von noͤhten
eingeleget/ auch guter grund darzu geſchuͤttet werden/ damit ſie neue kraͤffte bekommen/
und fuͤrters beſſer fruchten moͤgen.
6. Bißweilen iſt die Witterung durchgehends denen Weinſtoͤcken alſo zu wie-
der/ daß ſie nicht gut fruchtbar holtz bekommen koͤnnen: hergegen auch wenn etliche
reiche Weinjahr hinter einander einfallen/ ſo tragen ſich die Stoͤcke alſo ab/ daß ſie
folgends ſchlecht holtz geben. Auff ſolchen fall ſchneidet die Reben kuͤrtzer/ als an-
dermahl geſchehen/ tuͤnchet ſie/ und ſchuͤttet friſchen grund hinan/ damit ſie ſich wie-
der erholen.
II. Unfleißige Beſtellung.
1. Selbige beſtehet fuͤrnehmlich darin/ daß man eine oder die ander Hacke
uͤbergehet/ daß man den Weinberg aus der behoͤrigen miſtung kommen laͤſſet/ daß
man mit dem Schnitt/ Reumen/ Hefften/ Staͤbeln/ und anderer Wein-arbeit nicht
recht verfaͤhret: dahero die Stoͤcke an holtz und reben dergeſtalt abnehmen/ daß ſie
nicht mehr koͤnnen eingeleget werden/ daß ſie von jahr zu jahr ſich verringern/ und end-
lich gar kleine und wenige trauben bringen.
2. Wenn an einem Weinſtock ſich einiger mangel zu erzeigen anfaͤhet/ ſo ſol
man die ſache nicht auff die lange banck ſchieben/ ſondern ſo fort anfangs der urſach be-
daͤchtig nachforſchen/ und dem uͤbel abhelffen: ſonſt wird es nachwerts zu ſpaͤt
ſeyn.
3. Die alten Stoͤcke ſol man zwar erhalten/ daß ſie immer luſtig holtz trei-
ben: wenn ſie aber gar alt und abgehend werden/ ſo iſt beſſer/ ſelbige aus zu reuten/
und an derer ſtelle jungen zu legen/ ſintemahl doch zu beſorgen/ daß jene in wenig jah-
ren von ſich ſelbſt vergehen moͤchten.
4. Die Weinmeiſter ſol man nicht offt/ noch uͤmb geringer urſach willen ver-
endern/ viel weniger einen annehmen/ der des Landes art/ und der Weinreben eigen-
ſchafft an demſelben orte nicht gruͤndlich weiß/ ob er ſonſt ſchon im Weinbaw gnug-
ſam erfahren. Denn aus allen dieſen maͤngeln und irrthumen kan nichts anders/ als
des Weinbergs verderb und des Beſitzers ſchaden entſtehen.
Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f0298" n="260"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des <hi rendition="#aq">V.</hi> Buchs <hi rendition="#aq">I.</hi> Cap.</hi></fw><lb/>
be zum &#x017F;encken/ welche vom Brande recht getroffen/ &#x017F;ondern &#x017F;ie faulet nach und nach<lb/>
bis in den grund: der gemeine Mehltaw aber &#x017F;chadet &#x017F;o &#x017F;ehr nicht.</item><lb/>
                <item>5. Gro&#x017F;&#x017F;e Platzregen &#x017F;chwemmen im herablauffen von den bergen offtmahls<lb/>
den guten grund hinweg/ und entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Wein&#x017F;to&#x0364;cke zu mercklichem verderb.<lb/>
Dem fu&#x0364;r zubawen i&#x017F;t nu&#x0364;tzlich/ daß man gra&#x0364;blein zu abfu&#x0364;hrung des Regenwa&#x017F;&#x017F;ers<lb/>
mache/ oder an dien&#x017F;tlichen orten weite gruben und lo&#x0364;cher grabe/ darinn nicht allein<lb/>
das gute erdreich auffgehalten/ &#x017F;ondern auch dem Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ein &#x017F;trenger lauff gebrochen<lb/>
werde. Wann aber der &#x017F;chade allbereit ge&#x017F;chehen/ &#x017F;ollen alsbald die vom Wa&#x017F;&#x017F;er ge-<lb/>
machte furchen hinwieder geebnet/ die entblo&#x0364;&#x017F;ten Sto&#x0364;cke bedecket und wo von no&#x0364;hten<lb/>
eingeleget/ auch guter grund darzu ge&#x017F;chu&#x0364;ttet werden/ damit &#x017F;ie neue kra&#x0364;ffte bekommen/<lb/>
und fu&#x0364;rters be&#x017F;&#x017F;er fruchten mo&#x0364;gen.</item><lb/>
                <item>6. Bißweilen i&#x017F;t die Witterung durchgehends denen Wein&#x017F;to&#x0364;cken al&#x017F;o zu wie-<lb/>
der/ daß &#x017F;ie nicht gut fruchtbar holtz bekommen ko&#x0364;nnen: hergegen auch wenn etliche<lb/>
reiche Weinjahr hinter einander einfallen/ &#x017F;o tragen &#x017F;ich die Sto&#x0364;cke al&#x017F;o ab/ daß &#x017F;ie<lb/>
folgends &#x017F;chlecht holtz geben. Auff &#x017F;olchen fall &#x017F;chneidet die Reben ku&#x0364;rtzer/ als an-<lb/>
dermahl ge&#x017F;chehen/ tu&#x0364;nchet &#x017F;ie/ und &#x017F;chu&#x0364;ttet fri&#x017F;chen grund hinan/ damit &#x017F;ie &#x017F;ich wie-<lb/>
der erholen.</item>
              </list>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Unfleißige Be&#x017F;tellung.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item>1. Selbige be&#x017F;tehet fu&#x0364;rnehmlich darin/ daß man eine oder die ander Hacke<lb/>
u&#x0364;bergehet/ daß man den Weinberg aus der beho&#x0364;rigen mi&#x017F;tung kommen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ daß<lb/>
man mit dem Schnitt/ Reumen/ Hefften/ Sta&#x0364;beln/ und anderer Wein-arbeit nicht<lb/>
recht verfa&#x0364;hret: dahero die Sto&#x0364;cke an holtz und reben derge&#x017F;talt abnehmen/ daß &#x017F;ie<lb/>
nicht mehr ko&#x0364;nnen eingeleget werden/ daß &#x017F;ie von jahr zu jahr &#x017F;ich verringern/ und end-<lb/>
lich gar kleine und wenige trauben bringen.</item><lb/>
                <item>2. Wenn an einem Wein&#x017F;tock &#x017F;ich einiger mangel zu erzeigen anfa&#x0364;het/ &#x017F;o &#x017F;ol<lb/>
man die &#x017F;ache nicht auff die lange banck &#x017F;chieben/ &#x017F;ondern &#x017F;o fort anfangs der ur&#x017F;ach be-<lb/>
da&#x0364;chtig nachfor&#x017F;chen/ und dem u&#x0364;bel abhelffen: &#x017F;on&#x017F;t wird es nachwerts zu &#x017F;pa&#x0364;t<lb/>
&#x017F;eyn.</item><lb/>
                <item>3. Die alten Sto&#x0364;cke &#x017F;ol man zwar erhalten/ daß &#x017F;ie immer lu&#x017F;tig holtz trei-<lb/>
ben: wenn &#x017F;ie aber gar alt und abgehend werden/ &#x017F;o i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er/ &#x017F;elbige aus zu reuten/<lb/>
und an derer &#x017F;telle jungen zu legen/ &#x017F;intemahl doch zu be&#x017F;orgen/ daß jene in wenig jah-<lb/>
ren von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t vergehen mo&#x0364;chten.</item><lb/>
                <item>4. Die Weinmei&#x017F;ter &#x017F;ol man nicht offt/ noch u&#x0364;mb geringer ur&#x017F;ach willen ver-<lb/>
endern/ viel weniger einen annehmen/ der des Landes art/ und der Weinreben eigen-<lb/>
&#x017F;chafft an dem&#x017F;elben orte nicht gru&#x0364;ndlich weiß/ ob er &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;chon im Weinbaw gnug-<lb/>
&#x017F;am erfahren. Denn aus allen die&#x017F;en ma&#x0364;ngeln und irrthumen kan nichts anders/ als<lb/>
des Weinbergs verderb und des Be&#x017F;itzers &#x017F;chaden ent&#x017F;tehen.</item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[260/0298] Des V. Buchs I. Cap. be zum ſencken/ welche vom Brande recht getroffen/ ſondern ſie faulet nach und nach bis in den grund: der gemeine Mehltaw aber ſchadet ſo ſehr nicht. 5. Groſſe Platzregen ſchwemmen im herablauffen von den bergen offtmahls den guten grund hinweg/ und entbloͤſſen die Weinſtoͤcke zu mercklichem verderb. Dem fuͤr zubawen iſt nuͤtzlich/ daß man graͤblein zu abfuͤhrung des Regenwaſſers mache/ oder an dienſtlichen orten weite gruben und loͤcher grabe/ darinn nicht allein das gute erdreich auffgehalten/ ſondern auch dem Waſſer ſein ſtrenger lauff gebrochen werde. Wann aber der ſchade allbereit geſchehen/ ſollen alsbald die vom Waſſer ge- machte furchen hinwieder geebnet/ die entbloͤſten Stoͤcke bedecket und wo von noͤhten eingeleget/ auch guter grund darzu geſchuͤttet werden/ damit ſie neue kraͤffte bekommen/ und fuͤrters beſſer fruchten moͤgen. 6. Bißweilen iſt die Witterung durchgehends denen Weinſtoͤcken alſo zu wie- der/ daß ſie nicht gut fruchtbar holtz bekommen koͤnnen: hergegen auch wenn etliche reiche Weinjahr hinter einander einfallen/ ſo tragen ſich die Stoͤcke alſo ab/ daß ſie folgends ſchlecht holtz geben. Auff ſolchen fall ſchneidet die Reben kuͤrtzer/ als an- dermahl geſchehen/ tuͤnchet ſie/ und ſchuͤttet friſchen grund hinan/ damit ſie ſich wie- der erholen. II. Unfleißige Beſtellung. 1. Selbige beſtehet fuͤrnehmlich darin/ daß man eine oder die ander Hacke uͤbergehet/ daß man den Weinberg aus der behoͤrigen miſtung kommen laͤſſet/ daß man mit dem Schnitt/ Reumen/ Hefften/ Staͤbeln/ und anderer Wein-arbeit nicht recht verfaͤhret: dahero die Stoͤcke an holtz und reben dergeſtalt abnehmen/ daß ſie nicht mehr koͤnnen eingeleget werden/ daß ſie von jahr zu jahr ſich verringern/ und end- lich gar kleine und wenige trauben bringen. 2. Wenn an einem Weinſtock ſich einiger mangel zu erzeigen anfaͤhet/ ſo ſol man die ſache nicht auff die lange banck ſchieben/ ſondern ſo fort anfangs der urſach be- daͤchtig nachforſchen/ und dem uͤbel abhelffen: ſonſt wird es nachwerts zu ſpaͤt ſeyn. 3. Die alten Stoͤcke ſol man zwar erhalten/ daß ſie immer luſtig holtz trei- ben: wenn ſie aber gar alt und abgehend werden/ ſo iſt beſſer/ ſelbige aus zu reuten/ und an derer ſtelle jungen zu legen/ ſintemahl doch zu beſorgen/ daß jene in wenig jah- ren von ſich ſelbſt vergehen moͤchten. 4. Die Weinmeiſter ſol man nicht offt/ noch uͤmb geringer urſach willen ver- endern/ viel weniger einen annehmen/ der des Landes art/ und der Weinreben eigen- ſchafft an demſelben orte nicht gruͤndlich weiß/ ob er ſonſt ſchon im Weinbaw gnug- ſam erfahren. Denn aus allen dieſen maͤngeln und irrthumen kan nichts anders/ als des Weinbergs verderb und des Beſitzers ſchaden entſtehen. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/298
Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/298>, abgerufen am 30.12.2024.