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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Das IV. Cap.
Der Weinstöcke Vermehrung
und Verbesserung.

ES können zwar Weingärten von lebendigem holtz an-
geleget werden/ also daß man gantze Stöcke von drey oder mehr jah-
ren mit samt den wurzeln anderswo ausgräbet und hinein pflanzet:
aber dieses ist eigentlich keine Vermehrung/ sondern nur eine Ver-
setzung. Hingegen werden bey uns die Weinstöcke vermehret ent-
weder durch Sencken/ oder durch Abzüge/ oder durch Schnittlinge:
durch Encken aber können sie auch verbessert werden. Und von die-
sen vier handlungen wollen wir nunmehr kurzen unterricht er-
theilen.

I. Durch Sencken.

Das Sencken/ welches man auch Gruben heisset/ geschiehet durch Enden/
welche zwar von den alten Stöcken nicht abgeschnitten/ aber doch gebogen und in die
erde tieff eingegraben werden/ daß sie darin newe wurzeln schlagen/ und also aus ei-
nem stock drey oder vier junge werden.

Es geschiehet aber das Sencken folgender gestalt: Nach der Weinlese/ wenn
das laub abgefallen und die pfäle gezogen/ wie gleichfalls auch den gantzen Winter
durch bey offnem wetter/ so sehet euch ümb/ wo ledige stellen im weinberge sind/ damit
ihr selbige durch die nehsten alten Stöcke besetzen möget. Man grabet aber nur an
einer seiten des stocks fünff viertel einer ellen tieff und nachgehends also fort ins drey
oder viereck/ also daß die grube allenthalben gleich tieff sey: darnach bieget den Stock
hinein/ daß er an den boden der grnbe zu liegen komme/ und schüttet ein wenig erde
drüber. Ferner ziehet das stärckeste Ende rückwerts an den alten ort des Stocks/ die
andern zwey oder drey Enden strecket voneinander nach den ledigen plätzen zu/ schnei-
det sie der erden gleich/ oder sind sie starck/ so lasset ihnen ein paar augen. Nachdem
ihr nun alle gruben nach einander verfertiget/ so fanget an sie mit mist und erdeeich
vollends zu zufüllen: wiewol solche zufüllung wol vierzehen tage anstand haben kan/
wenn sie nur vor den einfallenden frösten verrichtet wird.

II. Durch Abzüge.

Abzüge oder Ableiter sind die Enden der weinstöcke/ welche nicht so tieff als die
Sencken/ sondern nur in die Taw-erde ohngefehr vier zoll tieff geleget werden. Der
Stock bleibet auff seiner stelle stehen/ und darff nicht/ wie bey dem Sencken/ nieder
geleget werden: und nachdem das Ende zum wenigsten eine halbe elle/ besser aber ei-
ne gantze elle in die erde lang gestrecket/ muß die eusserste spitze wieder mit drey oder
wenn sie starck/ mit vier Augen herfür stehen. Diese arbeit geschiehet mit dem Sen-
cken zugleich/ und wenn sotane Abzüge folgender zeit bekommen und wurzeln getrie-
ben/ so schneidet man sie vom alten Stock ab/ setzet sie an ein besonder ort/ und lässet
sie zu vollkommenen Stöcken fort wachsen.

III.
K k
Das IV. Cap.
Der Weinſtoͤcke Vermehrung
und Verbeſſerung.

ES koͤnnen zwar Weingaͤrten von lebendigem holtz an-
geleget werden/ alſo daß man gantze Stoͤcke von drey oder mehr jah-
ren mit ſamt dẽ wurzeln anderswo ausgraͤbet und hinein pflanzet:
aber dieſes iſt eigentlich keine Vermehrung/ ſondern nur eine Ver-
ſetzung. Hingegen werden bey uns die Weinſtoͤcke vermehret ent-
weder durch Sencken/ oder durch Abzuͤge/ oder durch Schnittlinge:
durch Encken aber koͤnnen ſie auch verbeſſert werden. Und von die-
ſen vier handlungen wollen wir nunmehr kurzen unterricht er-
theilen.

I. Durch Sencken.

Das Sencken/ welches man auch Gruben heiſſet/ geſchiehet durch Enden/
welche zwar von den alten Stoͤcken nicht abgeſchnitten/ aber doch gebogen und in die
erde tieff eingegraben werden/ daß ſie darin newe wurzeln ſchlagen/ und alſo aus ei-
nem ſtock drey oder vier junge werden.

Es geſchiehet aber das Sencken folgender geſtalt: Nach der Weinleſe/ wenn
das laub abgefallen und die pfaͤle gezogen/ wie gleichfalls auch den gantzen Winter
durch bey offnem wetter/ ſo ſehet euch uͤmb/ wo ledige ſtellen im weinberge ſind/ damit
ihr ſelbige durch die nehſten alten Stoͤcke beſetzen moͤget. Man grabet aber nur an
einer ſeiten des ſtocks fuͤnff viertel einer ellen tieff und nachgehends alſo fort ins drey
oder viereck/ alſo daß die grube allenthalben gleich tieff ſey: darnach bieget den Stock
hinein/ daß er an den boden der grnbe zu liegen komme/ und ſchuͤttet ein wenig erde
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andern zwey oder drey Enden ſtrecket voneinander nach den ledigen plaͤtzen zu/ ſchnei-
det ſie der erden gleich/ oder ſind ſie ſtarck/ ſo laſſet ihnen ein paar augen. Nachdem
ihr nun alle gruben nach einander verfertiget/ ſo fanget an ſie mit miſt und erdeeich
vollends zu zufuͤllen: wiewol ſolche zufuͤllung wol vierzehen tage anſtand haben kan/
wenn ſie nur vor den einfallenden froͤſten verrichtet wird.

II. Durch Abzuͤge.

Abzuͤge oder Ableiter ſind die Enden der weinſtoͤcke/ welche nicht ſo tieff als die
Sencken/ ſondern nur in die Taw-erde ohngefehr vier zoll tieff geleget werden. Der
Stock bleibet auff ſeiner ſtelle ſtehen/ und darff nicht/ wie bey dem Sencken/ nieder
geleget werden: und nachdem das Ende zum wenigſten eine halbe elle/ beſſer aber ei-
ne gantze elle in die erde lang geſtrecket/ muß die euſſerſte ſpitze wieder mit drey oder
wenn ſie ſtarck/ mit vier Augen herfuͤr ſtehen. Dieſe arbeit geſchiehet mit dem Sen-
cken zugleich/ und wenn ſotane Abzuͤge folgender zeit bekommen und wurzeln getrie-
ben/ ſo ſchneidet man ſie vom alten Stock ab/ ſetzet ſie an ein beſonder ort/ und laͤſſet
ſie zu vollkommenen Stoͤcken fort wachſen.

III.
K k
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[257/0295] Das IV. Cap. Der Weinſtoͤcke Vermehrung und Verbeſſerung. ES koͤnnen zwar Weingaͤrten von lebendigem holtz an- geleget werden/ alſo daß man gantze Stoͤcke von drey oder mehr jah- ren mit ſamt dẽ wurzeln anderswo ausgraͤbet und hinein pflanzet: aber dieſes iſt eigentlich keine Vermehrung/ ſondern nur eine Ver- ſetzung. Hingegen werden bey uns die Weinſtoͤcke vermehret ent- weder durch Sencken/ oder durch Abzuͤge/ oder durch Schnittlinge: durch Encken aber koͤnnen ſie auch verbeſſert werden. Und von die- ſen vier handlungen wollen wir nunmehr kurzen unterricht er- theilen. I. Durch Sencken. Das Sencken/ welches man auch Gruben heiſſet/ geſchiehet durch Enden/ welche zwar von den alten Stoͤcken nicht abgeſchnitten/ aber doch gebogen und in die erde tieff eingegraben werden/ daß ſie darin newe wurzeln ſchlagen/ und alſo aus ei- nem ſtock drey oder vier junge werden. Es geſchiehet aber das Sencken folgender geſtalt: Nach der Weinleſe/ wenn das laub abgefallen und die pfaͤle gezogen/ wie gleichfalls auch den gantzen Winter durch bey offnem wetter/ ſo ſehet euch uͤmb/ wo ledige ſtellen im weinberge ſind/ damit ihr ſelbige durch die nehſten alten Stoͤcke beſetzen moͤget. Man grabet aber nur an einer ſeiten des ſtocks fuͤnff viertel einer ellen tieff und nachgehends alſo fort ins drey oder viereck/ alſo daß die grube allenthalben gleich tieff ſey: darnach bieget den Stock hinein/ daß er an den boden der grnbe zu liegen komme/ und ſchuͤttet ein wenig erde druͤber. Ferner ziehet das ſtaͤrckeſte Ende ruͤckwerts an den alten ort des Stocks/ die andern zwey oder drey Enden ſtrecket voneinander nach den ledigen plaͤtzen zu/ ſchnei- det ſie der erden gleich/ oder ſind ſie ſtarck/ ſo laſſet ihnen ein paar augen. Nachdem ihr nun alle gruben nach einander verfertiget/ ſo fanget an ſie mit miſt und erdeeich vollends zu zufuͤllen: wiewol ſolche zufuͤllung wol vierzehen tage anſtand haben kan/ wenn ſie nur vor den einfallenden froͤſten verrichtet wird. II. Durch Abzuͤge. Abzuͤge oder Ableiter ſind die Enden der weinſtoͤcke/ welche nicht ſo tieff als die Sencken/ ſondern nur in die Taw-erde ohngefehr vier zoll tieff geleget werden. Der Stock bleibet auff ſeiner ſtelle ſtehen/ und darff nicht/ wie bey dem Sencken/ nieder geleget werden: und nachdem das Ende zum wenigſten eine halbe elle/ beſſer aber ei- ne gantze elle in die erde lang geſtrecket/ muß die euſſerſte ſpitze wieder mit drey oder wenn ſie ſtarck/ mit vier Augen herfuͤr ſtehen. Dieſe arbeit geſchiehet mit dem Sen- cken zugleich/ und wenn ſotane Abzuͤge folgender zeit bekommen und wurzeln getrie- ben/ ſo ſchneidet man ſie vom alten Stock ab/ ſetzet ſie an ein beſonder ort/ und laͤſſet ſie zu vollkommenen Stoͤcken fort wachſen. III. K k

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/295>, abgerufen am 21.11.2024.