Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.Des IV. Buchs VI. Cap. Ferner begiebet es sich auch/ wenn die bänme anfahen in die dicke zu wachsen/ Jst es aber allbereit so weit kommen/ daß von dem überflüßig auffwallenden II. Von dem Krebs. Canccr. Der Krebs ist eine solche Kranckheit/ da die rinde an einigen orten An-
Des IV. Buchs VI. Cap. Ferner begiebet es ſich auch/ wenn die baͤnme anfahen in die dicke zu wachſen/ Jſt es aber allbereit ſo weit kommen/ daß von dem uͤberfluͤßig auffwallenden II. Von dem Krebs. Canccr. Der Krebs iſt eine ſolche Kranckheit/ da die rinde an einigen orten An-
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Des IV. Buchs VI. Cap.
Ferner begiebet es ſich auch/ wenn die baͤnme anfahen in die dicke zu wachſen/
und in frechem erdreich ſtehen/ daß der auffwallende oder auffſteigende Safft biswei-
len die rinde zertreibet: da dann die riſſe von der Sonnen hitze nicht allein weiter
auffklaffen/ ſchwartz anlauffen/ und den ſtamm verunzieren/ ſondern auch das holtz
wird dadurch entbloͤſſet/ und zu gewiſſem verderb des baums ausgedorret. Dieſem
uͤbel fuͤr zu kommen iſt das beſte mittel das Schroͤpffen oder Baum-Laſſen/ welches
folgender geſtalt verrichtet wird an denen baͤumen/ da man beſorget/ daß der auff-
wallende Safft die rinde zerreiſſen moͤchte. Faſſet ein ſubtil Pfcopffmeſſer zwi-
ſchen die zweene vorder finger alſo/ daß nur die ſpitze herfuͤr gehe/ reiſſet mit derſelben
den Stamm hinab/ von den aͤſten an bis auffs erdreich/ jedoch alſo gelinde/ daß der
ſchnit nur die euſſerſte rinde zertheile/ nicht aber gar bis in das holtz gehe: und ſol-
ches zwar nicht gegen der Sonnen/ ſondern Nordweſt oder zwiſchen der Mitternacht-
und Abend-ſeiten. Solcher riſſe machet an einem kleinen ſtamm/ zween/ an einem
groſſen vier und zwar daß ſie gerade neben/ und nicht uͤber einander lauffen/ welches
den baum verderben wuͤrde. Die beſte zeit hiezu iſt der Monat April und May:
nicht im Newen/ ſondern im Vollen Liecht/ allemahl gegen abend. Durch dieſes
Schroͤpffen giebet ſich die rinde von einander/ der Safft bekommet lufft/ ſeine uͤber-
fluͤßigkeit dringet heraus/ und waͤchſet eine newe glatte rinde.
Jſt es aber allbereit ſo weit kommen/ daß von dem uͤberfluͤßig auffwallenden
Safft die rinde geſpalten und ſchwartz/ und alſo der ſtamm brandig worden/ ſo wil
das Schroͤpffen nicht gnug thun/ ſondern da muß ohn verzug ein Außſchnit geſchehen.
Derohalben nehmet ein reinlich Rebmeſſer/ ſchneidet die ſchwartze rinde behend bis
auffs friſche oder lebendige aus/ wenn es auch ſchon bis auffs holtz gienge/ und ver-
ſtreichet den ſchintt wo nicht mit Baumwachs/ dennoch nur mit der gemeinen Baum-
ſalbe/ welcher drunten N. 8. meldung geſchiehet: ſo leuffet die rinde zuſammen/ und
wird der ſchaden geheilet. Jn groſſen baͤumen aber/ da die rinde ſo bald nicht zu-
ſchlieſſen kan/ iſt von noͤthen folgenden Fruͤhling dieſe beſtreichung noch einmahl zu
wiederholen: damit der außſchnit nicht bloß ſtehe/ und die Sonne drauff ſcheine:
ſintemahl auff ſolche weiſe das holtz zu dorren anfaͤnget/ und ob ſchon nachgehends die
rinde druͤber zu lieffe/ waͤre doch der grund nicht gut/ und wuͤrde die heilung keinen
beſtand haben.
II. Von dem Krebs.
Canccr. Der Krebs iſt eine ſolche Kranckheit/ da die rinde an einigen orten
auffleufft/ und wie klein gekerbet an zuſehen: bald hernach faͤnget hie und da ein aſt
oben her an dem baum abzuſterben. Urſachen dieſes uͤbels werden unterſchiedene ange-
fuͤhret. Die Sternerfahrne geben dieſe fuͤr/ wenn man baͤume an ſolchen tagen ver-
ſetze/ da der Mond eben die himliſche zeichen des Scorpions und des Krebs durchleuf-
fet: ſintemahl ſelbige den baͤumen ſo ſchaͤdlich/ daß der Krebs alsbald ſich in die rin-
de ſetze/ welcher dan dem baum allgemach die krafft benehme/ daß bald hie bald da
ein aſt verdorret/ auch die noch gruͤn bleiben/ wenig frucht bringen: ja der gantze
baum/ wenn man nicht verwehret/ fruͤhzeitig abſtirbet. Deswegen ſolche tage/ als
hochſchaͤdlich zu vermeiden nicht allein bey dem ausgraben und ſetzen/ ſondern auch bey
pfropffen/ beſchneiden/ obſtbrechen/ und der gantzen begattung der baͤume.
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