Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.Die sürnehmste arten des pfropffens. sintemahl niedrige vielästige bäume tragen zwar mehr früchte/ sind aber nicht sodawerhafftig noch zierlich/ als die hoch auff gezogene. Nimis cita amputatio ramo- mum surculis insitis non convenit, sed differenda in tertium annum, ex sententia Dan. Rhagorij c. VI. Pomarij pag. 98. 3. Umb selbige zeit siehet man auch zu/ wo- fern auff einem Pfropffstamm zwo Encken zugleich bekommen/ daß man die geringe- re hinweg schneide/ und die lustige allein wachsen lasse: alldieweil sie einander scha- den/ auch beyde zusammen kein gut alter gewinnen/ noch vielmehr weil das regen- wasser immer zwischen ihre fuge einsäncket/ und dem baum eine feulnüß verursachet. 4. Auch müssen alsdan und immer zu die Wasser-schösse so wol am stamm/ als gros- sen ästen weg geschnitten werden: imgleichen wenn ein ast über den andern wächset/ so nehmet den ungeschickesten weg. Solch abschneiden verrichtet im Frühjahr und zwar mit einer Pfropffsäge ohn einreissung der rinde/ und nahe am stamm oder aste: streichet auch zu besser verwachsung den schnitt mit Baumsalbe zu. Das VI. Cap. Sonderbare Kranckheiten der Bäume. DJe schädliche Zufälle/ welche den Gewächsen ins I. Von dem Brande. Uredo. Est tamen haec diversa ab altera Uredine, de qua inter Meteora l. 1. c. 7. Darnach wenn bey dem Versetzen ein baum seinen stand nicht wieder krieget/ Fer-
Die ſuͤrnehmſte arten des pfropffens. ſintemahl niedrige vielaͤſtige baͤume tragen zwar mehr fruͤchte/ ſind aber nicht ſodawerhafftig noch zierlich/ als die hoch auff gezogene. Nimis cita amputatio ramo- mum ſurculis inſitis non convenit, ſed differenda in tertium annum, ex ſententia Dan. Rhagorij c. VI. Pomarij pag. 98. 3. Umb ſelbige zeit ſiehet man auch zu/ wo- fern auff einem Pfropffſtamm zwo Encken zugleich bekommen/ daß man die geringe- re hinweg ſchneide/ und die luſtige allein wachſen laſſe: alldieweil ſie einander ſcha- den/ auch beyde zuſammen kein gut alter gewinnen/ noch vielmehr weil das regen- waſſer immer zwiſchen ihre fuge einſaͤncket/ und dem baum eine feulnuͤß verurſachet. 4. Auch muͤſſen alsdan und immer zu die Waſſer-ſchoͤſſe ſo wol am ſtamm/ als groſ- ſen aͤſten weg geſchnitten werden: imgleichen wenn ein aſt uͤber den andern waͤchſet/ ſo nehmet den ungeſchickeſten weg. Solch abſchneiden verrichtet im Fruͤhjahr und zwar mit einer Pfropffſaͤge ohn einreiſſung der rinde/ und nahe am ſtamm oder aſte: ſtreichet auch zu beſſer verwachſung den ſchnitt mit Baumſalbe zu. Das VI. Cap. Sonderbare Kranckheiten der Baͤume. DJe ſchaͤdliche Zufaͤlle/ welche den Gewaͤchſen ins I. Von dem Brande. Uredo. Eſt tamen hæc diverſa ab altera Uredine, de qua inter Meteora l. 1. c. 7. Darnach wenn bey dem Verſetzen ein baum ſeinen ſtand nicht wieder krieget/ Fer-
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Die ſuͤrnehmſte arten des pfropffens.
ſintemahl niedrige vielaͤſtige baͤume tragen zwar mehr fruͤchte/ ſind aber nicht ſo
dawerhafftig noch zierlich/ als die hoch auff gezogene. Nimis cita amputatio ramo-
mum ſurculis inſitis non convenit, ſed differenda in tertium annum, ex ſententia
Dan. Rhagorij c. VI. Pomarij pag. 98. 3. Umb ſelbige zeit ſiehet man auch zu/ wo-
fern auff einem Pfropffſtamm zwo Encken zugleich bekommen/ daß man die geringe-
re hinweg ſchneide/ und die luſtige allein wachſen laſſe: alldieweil ſie einander ſcha-
den/ auch beyde zuſammen kein gut alter gewinnen/ noch vielmehr weil das regen-
waſſer immer zwiſchen ihre fuge einſaͤncket/ und dem baum eine feulnuͤß verurſachet.
4. Auch muͤſſen alsdan und immer zu die Waſſer-ſchoͤſſe ſo wol am ſtamm/ als groſ-
ſen aͤſten weg geſchnitten werden: imgleichen wenn ein aſt uͤber den andern waͤchſet/
ſo nehmet den ungeſchickeſten weg. Solch abſchneiden verrichtet im Fruͤhjahr und
zwar mit einer Pfropffſaͤge ohn einreiſſung der rinde/ und nahe am ſtamm oder aſte:
ſtreichet auch zu beſſer verwachſung den ſchnitt mit Baumſalbe zu.
Das VI. Cap.
Sonderbare Kranckheiten
der Baͤume.
DJe ſchaͤdliche Zufaͤlle/ welche den Gewaͤchſen ins
gemein von Meteoren/ Thieren/ und Ungezieffer begegnen/
ſind im 7. Cap. des I. Buchs allbereit erzehlet worden: die-
weil aber die Baͤume vor andern gewaͤchſen etlichen ſonderba-
ren anſtoͤſſen unterworffen/ ſo iſt von noͤhten/ ſelbige ſamt ih-
rer heilung allhier fuͤr zu tragen. Sotaner gebrechen nun
ſind fuͤrnemlich achte: der Brand/ der Krebs/ der Borck-
wurm/ der Schurff/ der Moß/ die Gelbſucht/ die Unfrucht-
barkeit/ die Verwundung.
I. Von dem Brande.
Uredo. Eſt tamen hæc diverſa ab altera Uredine, de qua inter Meteora l. 1. c. 7.
Etliche baͤumlein haben einen angebornen Brand oder Mager bey ſich/ welchen man
ſchon bey dem Pfropffen ſpuͤret. Derohalben wenn ein Pfropffſtamm abgeſaget/
wird/ ſol man auff das Marck achtung geben: zeiget ſich uͤmb daſſelbe heruͤmb eine
ſchwaͤrtze/ ſo iſt der baum brandig/ und dienet nicht zum pfropffen/ ſondern ſol weg
gethan werden.
Darnach wenn bey dem Verſetzen ein baum ſeinen ſtand nicht wieder krieget/
ſondern die braune Oſt-ſeite nach Weſten gewendet wird: ſo kommet die Nord-ſeite
gegen Suͤden. Weil nun ſotane Nordſeite der Mittags-Sonne nicht gewohnet/ ſo
wird ihre rinde ausgedorret/ und vom holtz abgeſondert/ auch wol bisweilen zerſpal-
ten: daher geſchiehets/ daß der Baumbrand nirgend oͤffter/ als an der Suͤd-ſeiten
der baͤume geſehen wird. Jſt derowegen/ was droben im 2. Cap. allbereit vom zeich-
nen der baͤume bey dem Verſetzen befohlen worden/ keines weges gering zu achten.
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