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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Von der Pfropffkunst.
desto fleißiger verwahren/ und ihnen vor der Sonnen hitze gnugsamen schatten ma-
chen: sodann ist es noch wol müglich/ daß sie bekommen.
3. Lunatio. Vom Mondwechsel sind unterschiedene meinungen/ indem et-
liche im letzten Viertel/ etliche drey tage für und drey tage nach dem Vollen Licht die
Pfropffarbeit verrichten. Dieweil jedoch hiebey auff den kommenden Safft/ wel-
cher in die new-auffgesetzte Reiser eindringen und sie nähren sol/ am allermeisten
zu sehen: solcher aber im wachsenden Mond mehr/ als sonsten auffsteiget: so ist
vernünfftig zu schliessen/ daß drey oder vier tage nach dem Newen Licht die beste
Pfropffzeit sey: gleich wie die erfahrung gelehret/ daß drey oder vier tage vor dem-
selben die Pfropffreiser am nützlichsten gebrochen werden/ wie kurtz zuvor vermeldet
worden.
4. Aer, Hora, Signum. Uberdem muß man sotane arbeit nicht verrichten/
wenn ein kalter Nord oder Ostwind wehet/ sondern bey stillem klaren wetter: jedoch
ist nicht daran gelegen/ wenn es schon etwas dabey gefrieret. Auch sind die Stun-
den vor mittage hiezu bequemer/ als die nachmittage: imgleichen sollen die beyden
schädlichen Himmelszeichen/ wo müglich/ vermieden werden. Wenn derohalben
dergleichen widerwertigkeiten die ersten drey oder vier tage nach dem Newen Mond
sich ereugnen/ so sol man mit der Pfropffarbeit innen halten/ bis ein sanffter wind
und besser zeichen eintritt/ solte es auch gleich bis zum Vollen Mond sich verziehen:
sintemahl die drey tage vor und nach dem Wadel zum pfropffen nicht gantz verwerff-
lich sind.
V. Von den Pfropff-Stämmen.
1. Stipitum qualitas. Diese sind entweder zahme/ und aus Samen gezeu-
get: oder Wildfänge/ welche aus den Wäldern in den garten versetzet werden/ wie wir
droben im 2. Cap. von dem Stech- und Setzplatz gelehret haben. An beyderley aber
wird erfodert/ daß sie nicht krum/ sondern geradesstammes/ daß sie nicht mit rauher/ son-
dern glatter rinde überzogen/ daß sie nicht dünner als ein Daum/ auch nicht dicker als
ein Mannesbein seyen.
2. Locus insitionis. Die höhe betreffend/ so pfropffet man die junge stämme
niedriger/ die alten höher/ und hält darin ohngefehr diese maaß. Einen Pfropff-
stamin Daumensdick säget man einen halben fuß: einen armsdick zween fuß: ei-
nen beinsdick vier fuß über der erden ab: die aber noch dicker fallen/ pfropffet man
lieber auff den ästen.
3. Quies ante insitionem. Noch ist in acht zu nehmen die zeit/ wie lang ein
stamm/ der zum pfropffen dienlich seyn sol/ an seinem ort muß gestanden haben.
Ob es nun wol nützlicher/ daß ein Pfropffstamm ein/ zwey/ oder drey jahr unverrückt
gestanden/ und seine Wurzeln fest gesetzet habe: so kan man doch endlich noch wol
mit einem halben jahr zu frieden seyn/ wenn nemlich die versetzung im vorigen Herbst
geschehen/ daß man folgenden Frühling mit dem pfropffen fort fahre. Wofern aber
im vorigen jahre ein bäumlein keinen guten wachstum gehabt/ noch newe schosse ge-
trieben/ sondern stecken geblieben: da ist ihm das pfropffen nicht anständig/ sondern
man muß inne halten/ bis es erst wieder frisch und schön zu wachsen beginnet: sonst
ist die mühe vergebens.
4. Ob-
Z 2
Von der Pfropffkunſt.
deſto fleißiger verwahren/ und ihnen vor der Sonnen hitze gnugſamen ſchatten ma-
chen: ſodann iſt es noch wol muͤglich/ daß ſie bekommen.
3. Lunatio. Vom Mondwechſel ſind unterſchiedene meinungen/ indem et-
liche im letzten Viertel/ etliche drey tage fuͤr und drey tage nach dem Vollen Licht die
Pfropffarbeit verrichten. Dieweil jedoch hiebey auff den kommenden Safft/ wel-
cher in die new-auffgeſetzte Reiſer eindringen und ſie naͤhren ſol/ am allermeiſten
zu ſehen: ſolcher aber im wachſenden Mond mehr/ als ſonſten auffſteiget: ſo iſt
vernuͤnfftig zu ſchlieſſen/ daß drey oder vier tage nach dem Newen Licht die beſte
Pfropffzeit ſey: gleich wie die erfahrung gelehret/ daß drey oder vier tage vor dem-
ſelben die Pfropffreiſer am nuͤtzlichſten gebrochen werden/ wie kurtz zuvor vermeldet
worden.
4. Aer, Hora, Signum. Uberdem muß man ſotane arbeit nicht verrichten/
wenn ein kalter Nord oder Oſtwind wehet/ ſondern bey ſtillem klaren wetter: jedoch
iſt nicht daran gelegen/ wenn es ſchon etwas dabey gefrieret. Auch ſind die Stun-
den vor mittage hiezu bequemer/ als die nachmittage: imgleichen ſollen die beyden
ſchaͤdlichen Himmelszeichen/ wo muͤglich/ vermieden werden. Wenn derohalben
dergleichen widerwertigkeiten die erſten drey oder vier tage nach dem Newen Mond
ſich ereugnen/ ſo ſol man mit der Pfropffarbeit innen halten/ bis ein ſanffter wind
und beſſer zeichen eintritt/ ſolte es auch gleich bis zum Vollen Mond ſich verziehen:
ſintemahl die drey tage vor und nach dem Wadel zum pfropffen nicht gantz verwerff-
lich ſind.
V. Von den Pfropff-Staͤmmen.
1. Stipitum qualitas. Dieſe ſind entweder zahme/ und aus Samen gezeu-
get: oder Wildfaͤnge/ welche aus den Waͤldern in den garten verſetzet werden/ wie wir
droben im 2. Cap. von dem Stech- und Setzplatz gelehret haben. An beyderley aber
wird erfodert/ daß ſie nicht krum/ ſondern geradesſtam̃es/ daß ſie nicht mit rauher/ ſon-
dern glatter rinde uͤberzogen/ daß ſie nicht duͤnner als ein Daum/ auch nicht dicker als
ein Mannesbein ſeyen.
2. Locus inſitionis. Die hoͤhe betreffend/ ſo pfropffet man die junge ſtaͤmme
niedriger/ die alten hoͤher/ und haͤlt darin ohngefehr dieſe maaß. Einen Pfropff-
ſtamin Daumensdick ſaͤget man einen halben fuß: einen armsdick zween fuß: ei-
nen beinsdick vier fuß uͤber der erden ab: die aber noch dicker fallen/ pfropffet man
lieber auff den aͤſten.
3. Quies ante inſitionem. Noch iſt in acht zu nehmen die zeit/ wie lang ein
ſtamm/ der zum pfropffen dienlich ſeyn ſol/ an ſeinem ort muß geſtanden haben.
Ob es nun wol nuͤtzlicher/ daß ein Pfropffſtamm ein/ zwey/ oder drey jahr unverruͤckt
geſtanden/ und ſeine Wurzeln feſt geſetzet habe: ſo kan man doch endlich noch wol
mit einem halben jahr zu frieden ſeyn/ wenn nemlich die verſetzung im vorigen Herbſt
geſchehen/ daß man folgenden Fruͤhling mit dem pfropffen fort fahre. Wofern aber
im vorigen jahre ein baͤumlein keinen guten wachſtum gehabt/ noch newe ſchoſſe ge-
trieben/ ſondern ſtecken geblieben: da iſt ihm das pfropffen nicht anſtaͤndig/ ſondern
man muß inne halten/ bis es erſt wieder friſch und ſchoͤn zu wachſen beginnet: ſonſt
iſt die muͤhe vergebens.
4. Ob-
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[179/0213] Von der Pfropffkunſt. deſto fleißiger verwahren/ und ihnen vor der Sonnen hitze gnugſamen ſchatten ma- chen: ſodann iſt es noch wol muͤglich/ daß ſie bekommen. 3. Lunatio. Vom Mondwechſel ſind unterſchiedene meinungen/ indem et- liche im letzten Viertel/ etliche drey tage fuͤr und drey tage nach dem Vollen Licht die Pfropffarbeit verrichten. Dieweil jedoch hiebey auff den kommenden Safft/ wel- cher in die new-auffgeſetzte Reiſer eindringen und ſie naͤhren ſol/ am allermeiſten zu ſehen: ſolcher aber im wachſenden Mond mehr/ als ſonſten auffſteiget: ſo iſt vernuͤnfftig zu ſchlieſſen/ daß drey oder vier tage nach dem Newen Licht die beſte Pfropffzeit ſey: gleich wie die erfahrung gelehret/ daß drey oder vier tage vor dem- ſelben die Pfropffreiſer am nuͤtzlichſten gebrochen werden/ wie kurtz zuvor vermeldet worden. 4. Aer, Hora, Signum. Uberdem muß man ſotane arbeit nicht verrichten/ wenn ein kalter Nord oder Oſtwind wehet/ ſondern bey ſtillem klaren wetter: jedoch iſt nicht daran gelegen/ wenn es ſchon etwas dabey gefrieret. Auch ſind die Stun- den vor mittage hiezu bequemer/ als die nachmittage: imgleichen ſollen die beyden ſchaͤdlichen Himmelszeichen/ wo muͤglich/ vermieden werden. Wenn derohalben dergleichen widerwertigkeiten die erſten drey oder vier tage nach dem Newen Mond ſich ereugnen/ ſo ſol man mit der Pfropffarbeit innen halten/ bis ein ſanffter wind und beſſer zeichen eintritt/ ſolte es auch gleich bis zum Vollen Mond ſich verziehen: ſintemahl die drey tage vor und nach dem Wadel zum pfropffen nicht gantz verwerff- lich ſind. V. Von den Pfropff-Staͤmmen. 1. Stipitum qualitas. Dieſe ſind entweder zahme/ und aus Samen gezeu- get: oder Wildfaͤnge/ welche aus den Waͤldern in den garten verſetzet werden/ wie wir droben im 2. Cap. von dem Stech- und Setzplatz gelehret haben. An beyderley aber wird erfodert/ daß ſie nicht krum/ ſondern geradesſtam̃es/ daß ſie nicht mit rauher/ ſon- dern glatter rinde uͤberzogen/ daß ſie nicht duͤnner als ein Daum/ auch nicht dicker als ein Mannesbein ſeyen. 2. Locus inſitionis. Die hoͤhe betreffend/ ſo pfropffet man die junge ſtaͤmme niedriger/ die alten hoͤher/ und haͤlt darin ohngefehr dieſe maaß. Einen Pfropff- ſtamin Daumensdick ſaͤget man einen halben fuß: einen armsdick zween fuß: ei- nen beinsdick vier fuß uͤber der erden ab: die aber noch dicker fallen/ pfropffet man lieber auff den aͤſten. 3. Quies ante inſitionem. Noch iſt in acht zu nehmen die zeit/ wie lang ein ſtamm/ der zum pfropffen dienlich ſeyn ſol/ an ſeinem ort muß geſtanden haben. Ob es nun wol nuͤtzlicher/ daß ein Pfropffſtamm ein/ zwey/ oder drey jahr unverruͤckt geſtanden/ und ſeine Wurzeln feſt geſetzet habe: ſo kan man doch endlich noch wol mit einem halben jahr zu frieden ſeyn/ wenn nemlich die verſetzung im vorigen Herbſt geſchehen/ daß man folgenden Fruͤhling mit dem pfropffen fort fahre. Wofern aber im vorigen jahre ein baͤumlein keinen guten wachſtum gehabt/ noch newe ſchoſſe ge- trieben/ ſondern ſtecken geblieben: da iſt ihm das pfropffen nicht anſtaͤndig/ ſondern man muß inne halten/ bis es erſt wieder friſch und ſchoͤn zu wachſen beginnet: ſonſt iſt die muͤhe vergebens. 4. Ob- Z 2

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/213>, abgerufen am 21.12.2024.