Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.Das VII. Cap. Zehen Blumen-künste. NVnmehr scheinet es zeit zu seyn/ daß wir zum be- I. An den Blumen die Farbe zu verendern. Solche verenderung sol können geschehen durch anfeuchtung des Samens/ Durch zugerichtetes Erdreich färbet Jo. B. Ferrarius l. IV. Flor. cap. V. Durch die Wässerung lehret es Lauremberg lib. 1. Horticult. c. 31. also ver- wie
Das VII. Cap. Zehen Blumen-kuͤnſte. NVnmehr ſcheinet es zeit zu ſeyn/ daß wir zum be- I. An den Blumen die Farbe zu verendern. Solche verenderung ſol koͤnnen geſchehen durch anfeuchtung des Samens/ Durch zugerichtetes Erdreich faͤrbet Jo. B. Ferrarius l. IV. Flor. cap. V. Durch die Waͤſſerung lehret es Lauremberg lib. 1. Horticult. c. 31. alſo ver- wie
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Das VII. Cap.
Zehen Blumen-kuͤnſte.
NVnmehr ſcheinet es zeit zu ſeyn/ daß wir zum be-
ſchluß dieſes Blumengartens uns wenden: und zwar es
ſol ſotaner beſtehen aus einigen Kunſt-ſtuͤcklein/ welche
menſchliche ſorgfalt und embſigkeit bey dem Blumenbaw
durch lange uͤbung erlernet. Alldieweil aber derſelben
bey alten und newen Auctorn nicht allein eine groſſe men-
ge/ ſondern auch viel unter ihnen mehr erdacht/ als erfah-
ren: ſo bin ich willens/ nur zehen der (dem anſehen nach)
bewehrteſten aus zu leſen/ und allhier fuͤr zu tragen.
I. An den Blumen die Farbe zu verendern.
Solche verenderung ſol koͤnnen geſchehen durch anfeuchtung des Samens/
oder des Erdreichs/ oder des Gewaͤchs ſelbſten. Petrus Lauremberg lib. I. Horti-
cult. c. XVII. heiſſet den Samen in einer gelben/ rohten/ gruͤnen/ blawen oder an-
dern/ jedoch unſchaͤdlichen und nicht zu ſcharffen feuchtigkeit zu beitzen/ aus zu truck-
nen/ wieder zu beitzen/ und alsdan zu ſaͤen: ſo wuͤrden die blumen eben der farbe er-
ſcheinen/ als die beitze geweſen. Tulipen und Neglein Samen/ ſaget er/ werde
mancherley farben blumen bringen/ wenn er mit Brandwein befeuchtet wuͤrde.
Durch zugerichtetes Erdreich faͤrbet Jo. B. Ferrarius l. IV. Flor. cap. V.
das Blumwerck auff dreyerley geſtalt: ſchwartz/ gruͤn/ und himmelblaw/ als wel-
che drey farben in fuͤrtrefflichen gaͤrten an den Tulipanen und einigen andern blumen
mehr geſuchet/ dann gefunden werden. Die Schwaͤrtze bereitet er aus der ſchup-
pichten frucht der Erlen/ welche er/ nachdem ſie an ihrem ſtamme von ſich ſelbſt ver-
trucknet/ zu kleinem mehl oder pulver reibet: die Blawe/ aus abgetruckneten und
gepulverten blawen Kornblumen: die Gruͤne/ aus Rauten-ſafft. Hierauff nimt
er Schaffmiſt/ knetet ihn mit eſſig/ und ein wenig ſaltz wol durch/ thut zu ſolchem teig
einen dritten theil einer von denen itzo benanten drey farben/ miſchet es wol/ hoͤlet in
einem geſchirr oder im lande ein gruͤblein aus/ ſchuͤttet dieſe materie hinein/ pflantzet
drauff ein pflaͤntzlein zum exempel von weiſſen Topffneglein/ weil die weiſſe farbe am
leichteſten zu verwandeln/ und wartet es darnach mit begieſſen ab/ wie ſichs gebuͤhret/
ſo werden in der kuͤnfftigen blume des gefaͤrbeten erdreichs zeichen erſcheinen.
Durch die Waͤſſerung lehret es Lauremberg lib. 1. Horticult. c. 31. alſo ver-
richten. Nehmet fettes erdreich/ trucknet es in der Sonnen/ ſchlagets durch ein ſieb/
fuͤllet damit ein Gefaͤß an/ pflantzet darein eine weiſſe art blumen/ und brauchet zum
begieſſen kein ander waſſer/ als rohtes/ gruͤnes/ oder gelbes/ nachdem ihr blumen be-
gehret. Das rohte bereitet aus feilſpan von Braſilien-holtz mit waſſer auff den drit-
ten theil abgekocht: das gruͤne/ aus den recht reiffen beeren von Rhamno cathartico,
Wegedorn oder Creutzbeer genant: das gelbe/ aus eben dieſen Creutzbeern/ weil ſie
noch unreiff/ oder auch aus Saffran. Mit ſolchen gefaͤrbtem Waſſer begieſſet ew-
re pflaͤntzlein des tags zweymahl/ nemlich morgens und abends: des nachts aber/
wie
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