"O Frühling, wie bist du helle! Ade nun Hof und Haus!" Und jubelnd auf den Schwellen Mit fröhlichen Gesellen Wandert der Dichter aus.
Doch ihre Lieder wecken Rings leises Zischeln bald, Kobold' aus allen Hecken Erweisen sich mit Necken Gar wunderbar im Wald.
Zu Roß, so schön und wüste, Ein hohes Weib fliegt her, Behelmt, entblößt die Brüste, Ihr Aug' weckt wild Gelüste, Sie heißt Soldaten-Ehr.
Ihr nach aus Felsenritzen Schau'n graue Wichte klein, Verstreu'n von ihren Mützen Dukaten rings, die blitzen Blutroth in's Land herein.
Der Schlauste gar durch's Blaue Als Flügel-Bübchen schwirrt, Führt über Berg und Aue Daher die schönste Fraue -- Die macht erst all' verwirrt.
Die Werber.
„O Fruͤhling, wie biſt du helle! Ade nun Hof und Haus!“ Und jubelnd auf den Schwellen Mit froͤhlichen Geſellen Wandert der Dichter aus.
Doch ihre Lieder wecken Rings leiſes Ziſcheln bald, Kobold' aus allen Hecken Erweiſen ſich mit Necken Gar wunderbar im Wald.
Zu Roß, ſo ſchoͤn und wuͤſte, Ein hohes Weib fliegt her, Behelmt, entbloͤßt die Bruͤſte, Ihr Aug' weckt wild Geluͤſte, Sie heißt Soldaten-Ehr.
Ihr nach aus Felſenritzen Schau'n graue Wichte klein, Verſtreu'n von ihren Muͤtzen Dukaten rings, die blitzen Blutroth in's Land herein.
Der Schlauſte gar durch's Blaue Als Fluͤgel-Buͤbchen ſchwirrt, Fuͤhrt uͤber Berg und Aue Daher die ſchoͤnſte Fraue — Die macht erſt all' verwirrt.
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Die Werber.
„O Fruͤhling, wie biſt du helle!
Ade nun Hof und Haus!“
Und jubelnd auf den Schwellen
Mit froͤhlichen Geſellen
Wandert der Dichter aus.
Doch ihre Lieder wecken
Rings leiſes Ziſcheln bald,
Kobold' aus allen Hecken
Erweiſen ſich mit Necken
Gar wunderbar im Wald.
Zu Roß, ſo ſchoͤn und wuͤſte,
Ein hohes Weib fliegt her,
Behelmt, entbloͤßt die Bruͤſte,
Ihr Aug' weckt wild Geluͤſte,
Sie heißt Soldaten-Ehr.
Ihr nach aus Felſenritzen
Schau'n graue Wichte klein,
Verſtreu'n von ihren Muͤtzen
Dukaten rings, die blitzen
Blutroth in's Land herein.
Der Schlauſte gar durch's Blaue
Als Fluͤgel-Buͤbchen ſchwirrt,
Fuͤhrt uͤber Berg und Aue
Daher die ſchoͤnſte Fraue —
Die macht erſt all' verwirrt.
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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/98>, abgerufen am 23.07.2024.
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