Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Die zwei Gesellen. Es zogen zwei rüst'ge Gesellen Zum ersten Mal von Haus, So jubelnd recht in die hellen Klingenden, singenden Wellen Des vollen Frühlings hinaus. Die strebten nach hohen Dingen, Die wollten, trotz Lust und Schmerz, Was Rechts in der Welt vollbringen, Und wem sie vorüber gingen, Dem lachten Sinnen und Herz. -- Der Erste, der fand ein Liebchen, Die Schwieger kauft' Hof und Haus; Der wiegte gar bald ein Bübchen, Und sah aus heimlichem Stübchen Behaglich in's Feld hinaus. Dem Zweiten sangen und logen Die tausend Stimmen im Grund, Verlockend' Syrenen, und zogen Ihn in der buhlenden Wogen Farbig klingenden Schlund. Und wie er auftaucht' vom Schlunde,
Da war er müde und alt, Sein Schifflein das lag im Grunde, So still war's rings in die Runde Und über die Wasser weht's kalt. Die zwei Geſellen. Es zogen zwei ruͤſt'ge Geſellen Zum erſten Mal von Haus, So jubelnd recht in die hellen Klingenden, ſingenden Wellen Des vollen Fruͤhlings hinaus. Die ſtrebten nach hohen Dingen, Die wollten, trotz Luſt und Schmerz, Was Rechts in der Welt vollbringen, Und wem ſie voruͤber gingen, Dem lachten Sinnen und Herz. — Der Erſte, der fand ein Liebchen, Die Schwieger kauft' Hof und Haus; Der wiegte gar bald ein Buͤbchen, Und ſah aus heimlichem Stuͤbchen Behaglich in's Feld hinaus. Dem Zweiten ſangen und logen Die tauſend Stimmen im Grund, Verlockend' Syrenen, und zogen Ihn in der buhlenden Wogen Farbig klingenden Schlund. Und wie er auftaucht' vom Schlunde,
Da war er muͤde und alt, Sein Schifflein das lag im Grunde, So ſtill war's rings in die Runde Und uͤber die Waſſer weht's kalt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0092" n="74"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die zwei Geſellen.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">E</hi>s zogen zwei ruͤſt'ge Geſellen</l><lb/> <l>Zum erſten Mal von Haus,</l><lb/> <l>So jubelnd recht in die hellen</l><lb/> <l>Klingenden, ſingenden Wellen</l><lb/> <l>Des vollen Fruͤhlings hinaus.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Die ſtrebten nach hohen Dingen,</l><lb/> <l>Die wollten, trotz Luſt und Schmerz,</l><lb/> <l>Was Rechts in der Welt vollbringen,</l><lb/> <l>Und wem ſie voruͤber gingen,</l><lb/> <l>Dem lachten Sinnen und Herz. —</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Der Erſte, der fand ein Liebchen,</l><lb/> <l>Die Schwieger kauft' Hof und Haus;</l><lb/> <l>Der wiegte gar bald ein Buͤbchen,</l><lb/> <l>Und ſah aus heimlichem Stuͤbchen</l><lb/> <l>Behaglich in's Feld hinaus.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Dem Zweiten ſangen und logen</l><lb/> <l>Die tauſend Stimmen im Grund,</l><lb/> <l>Verlockend' Syrenen, und zogen</l><lb/> <l>Ihn in der buhlenden Wogen</l><lb/> <l>Farbig klingenden Schlund.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Und wie er auftaucht' vom Schlunde,</l><lb/> <l>Da war er muͤde und alt,</l><lb/> <l>Sein Schifflein das lag im Grunde,</l><lb/> <l>So ſtill war's rings in die Runde</l><lb/> <l>Und uͤber die Waſſer weht's kalt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0092]
Die zwei Geſellen.
Es zogen zwei ruͤſt'ge Geſellen
Zum erſten Mal von Haus,
So jubelnd recht in die hellen
Klingenden, ſingenden Wellen
Des vollen Fruͤhlings hinaus.
Die ſtrebten nach hohen Dingen,
Die wollten, trotz Luſt und Schmerz,
Was Rechts in der Welt vollbringen,
Und wem ſie voruͤber gingen,
Dem lachten Sinnen und Herz. —
Der Erſte, der fand ein Liebchen,
Die Schwieger kauft' Hof und Haus;
Der wiegte gar bald ein Buͤbchen,
Und ſah aus heimlichem Stuͤbchen
Behaglich in's Feld hinaus.
Dem Zweiten ſangen und logen
Die tauſend Stimmen im Grund,
Verlockend' Syrenen, und zogen
Ihn in der buhlenden Wogen
Farbig klingenden Schlund.
Und wie er auftaucht' vom Schlunde,
Da war er muͤde und alt,
Sein Schifflein das lag im Grunde,
So ſtill war's rings in die Runde
Und uͤber die Waſſer weht's kalt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |