Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Valet.
Ade nun, liebe Lieder,
Ade, du schöner Sang!
Nun sing' ich wohl nicht wieder
Vielleicht mein Leben lang.
Einst blüht' von Gottes Odem
Die Welt so wunderreich,
Da in den grünen Boden
Senkt' ich als Reiser euch.
Jetzt eure Wipfel schwanken
So kühle über mir,
Ich stehe in Gedanken
Gleichwie im Walde hier.
Da muß ich oft noch lauschen
In meiner Einsamkeit,
Und denk' bei euerm Rauschen
Der schönen Jugendzeit.

Valet.
Ade nun, liebe Lieder,
Ade, du ſchoͤner Sang!
Nun ſing' ich wohl nicht wieder
Vielleicht mein Leben lang.
Einſt bluͤht' von Gottes Odem
Die Welt ſo wunderreich,
Da in den gruͤnen Boden
Senkt' ich als Reiſer euch.
Jetzt eure Wipfel ſchwanken
So kuͤhle uͤber mir,
Ich ſtehe in Gedanken
Gleichwie im Walde hier.
Da muß ich oft noch lauſchen
In meiner Einſamkeit,
Und denk' bei euerm Rauſchen
Der ſchoͤnen Jugendzeit.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0500" n="482"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Valet.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">A</hi>de nun, liebe Lieder,</l><lb/>
            <l>Ade, du &#x017F;cho&#x0364;ner Sang!</l><lb/>
            <l>Nun &#x017F;ing' ich wohl nicht wieder</l><lb/>
            <l>Vielleicht mein Leben lang.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Ein&#x017F;t blu&#x0364;ht' von Gottes Odem</l><lb/>
            <l>Die Welt &#x017F;o wunderreich,</l><lb/>
            <l>Da in den gru&#x0364;nen Boden</l><lb/>
            <l>Senkt' ich als Rei&#x017F;er euch.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Jetzt eure Wipfel &#x017F;chwanken</l><lb/>
            <l>So ku&#x0364;hle u&#x0364;ber mir,</l><lb/>
            <l>Ich &#x017F;tehe in Gedanken</l><lb/>
            <l>Gleichwie im Walde hier.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Da muß ich oft noch lau&#x017F;chen</l><lb/>
            <l>In meiner Ein&#x017F;amkeit,</l><lb/>
            <l>Und denk' bei euerm Rau&#x017F;chen</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;cho&#x0364;nen Jugendzeit.</l><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[482/0500] Valet. Ade nun, liebe Lieder, Ade, du ſchoͤner Sang! Nun ſing' ich wohl nicht wieder Vielleicht mein Leben lang. Einſt bluͤht' von Gottes Odem Die Welt ſo wunderreich, Da in den gruͤnen Boden Senkt' ich als Reiſer euch. Jetzt eure Wipfel ſchwanken So kuͤhle uͤber mir, Ich ſtehe in Gedanken Gleichwie im Walde hier. Da muß ich oft noch lauſchen In meiner Einſamkeit, Und denk' bei euerm Rauſchen Der ſchoͤnen Jugendzeit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/500
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/500>, abgerufen am 21.12.2024.