Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Glück auf. Gar viel hab' ich versucht, gekämpft, ertragen; Das ist der tiefen Sehnsucht Lebenslauf, Daß brünstig sie an jeden Fels muß schlagen, Ob sich des Lichtes Gnadenthür thät' auf, Wie ein verschütt'ter Bergmann in den Klüften Heraus sich hauet zu den heitern Lüften. Auch ich gelang' einst zu dem stillen Gipfel, Vor dem mich schaudert in geheimer Lust. Tief unten rauschen da des Lebens Wipfel Noch einmal dunkelrührend an die Brust, Dann wird es unten still im weiten Grunde Und oben leuchtet streng des Himmels Runde. Wie klein wird sein da, was mich hat gehalten, Wie wenig, was ich Irrender vollbracht, Doch was den Felsen gläubig hat gespalten: Die Sehnsucht treu steigt mit mir aus der Nacht Und legt mir an die wunderbaren Schwingen, Die durch die Stille mich nach Hause bringen. Gluͤck auf. Gar viel hab' ich verſucht, gekaͤmpft, ertragen; Das iſt der tiefen Sehnſucht Lebenslauf, Daß bruͤnſtig ſie an jeden Fels muß ſchlagen, Ob ſich des Lichtes Gnadenthuͤr thaͤt' auf, Wie ein verſchuͤtt'ter Bergmann in den Kluͤften Heraus ſich hauet zu den heitern Luͤften. Auch ich gelang' einſt zu dem ſtillen Gipfel, Vor dem mich ſchaudert in geheimer Luſt. Tief unten rauſchen da des Lebens Wipfel Noch einmal dunkelruͤhrend an die Bruſt, Dann wird es unten ſtill im weiten Grunde Und oben leuchtet ſtreng des Himmels Runde. Wie klein wird ſein da, was mich hat gehalten, Wie wenig, was ich Irrender vollbracht, Doch was den Felſen glaͤubig hat geſpalten: Die Sehnſucht treu ſteigt mit mir aus der Nacht Und legt mir an die wunderbaren Schwingen, Die durch die Stille mich nach Hauſe bringen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0410" n="392"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Gluͤck auf</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">G</hi>ar viel hab' ich verſucht, gekaͤmpft, ertragen;</l><lb/> <l>Das iſt der tiefen Sehnſucht Lebenslauf,</l><lb/> <l>Daß bruͤnſtig ſie an jeden Fels muß ſchlagen,</l><lb/> <l>Ob ſich des Lichtes Gnadenthuͤr thaͤt' auf,</l><lb/> <l>Wie ein verſchuͤtt'ter Bergmann in den Kluͤften</l><lb/> <l>Heraus ſich hauet zu den heitern Luͤften.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Auch ich gelang' einſt zu dem ſtillen Gipfel,</l><lb/> <l>Vor dem mich ſchaudert in geheimer Luſt.</l><lb/> <l>Tief unten rauſchen da des Lebens Wipfel</l><lb/> <l>Noch einmal dunkelruͤhrend an die Bruſt,</l><lb/> <l>Dann wird es unten ſtill im weiten Grunde</l><lb/> <l>Und oben leuchtet ſtreng des Himmels Runde.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Wie klein wird ſein da, was mich hat gehalten,</l><lb/> <l>Wie wenig, was ich Irrender vollbracht,</l><lb/> <l>Doch was den Felſen glaͤubig hat geſpalten:</l><lb/> <l>Die Sehnſucht treu ſteigt mit mir aus der Nacht</l><lb/> <l>Und legt mir an die wunderbaren Schwingen,</l><lb/> <l>Die durch die Stille mich nach Hauſe bringen.</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [392/0410]
Gluͤck auf.
Gar viel hab' ich verſucht, gekaͤmpft, ertragen;
Das iſt der tiefen Sehnſucht Lebenslauf,
Daß bruͤnſtig ſie an jeden Fels muß ſchlagen,
Ob ſich des Lichtes Gnadenthuͤr thaͤt' auf,
Wie ein verſchuͤtt'ter Bergmann in den Kluͤften
Heraus ſich hauet zu den heitern Luͤften.
Auch ich gelang' einſt zu dem ſtillen Gipfel,
Vor dem mich ſchaudert in geheimer Luſt.
Tief unten rauſchen da des Lebens Wipfel
Noch einmal dunkelruͤhrend an die Bruſt,
Dann wird es unten ſtill im weiten Grunde
Und oben leuchtet ſtreng des Himmels Runde.
Wie klein wird ſein da, was mich hat gehalten,
Wie wenig, was ich Irrender vollbracht,
Doch was den Felſen glaͤubig hat geſpalten:
Die Sehnſucht treu ſteigt mit mir aus der Nacht
Und legt mir an die wunderbaren Schwingen,
Die durch die Stille mich nach Hauſe bringen.
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