Es ist ein still Erwarten in den Bäumen, Die Nachtigallen in den Büschen schlagen In irren Klagen, können's doch nicht sagen, Die Schmerzen all' und Wonne, halb in Träumen.
Die Lerche auch will nicht die Zeit versäumen, Da solches Schallen bringt die Luft getragen, Schwingt sich vom Thal, eh's noch beginnt zu tagen, Im ersten Strahl die Flügel sich zu säumen.
Ich aber stand schon lange in dem Garten Und bin in's stille Feld hinausgegangen, Wo leis die Aehren an zu wogen fingen.
O fromme Vöglein, ihr und ich, wir warten Auf's frohe Licht, da ist uns vor Verlangen Bei stiller Nacht erwacht so sehnend Singen.
Morgendaͤmmerung.
Es iſt ein ſtill Erwarten in den Baͤumen, Die Nachtigallen in den Buͤſchen ſchlagen In irren Klagen, koͤnnen's doch nicht ſagen, Die Schmerzen all' und Wonne, halb in Traͤumen.
Die Lerche auch will nicht die Zeit verſaͤumen, Da ſolches Schallen bringt die Luft getragen, Schwingt ſich vom Thal, eh's noch beginnt zu tagen, Im erſten Strahl die Fluͤgel ſich zu ſaͤumen.
Ich aber ſtand ſchon lange in dem Garten Und bin in's ſtille Feld hinausgegangen, Wo leis die Aehren an zu wogen fingen.
O fromme Voͤglein, ihr und ich, wir warten Auf's frohe Licht, da iſt uns vor Verlangen Bei ſtiller Nacht erwacht ſo ſehnend Singen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0401"n="383"/></div><divn="2"><head><hirendition="#b #g">Morgendaͤmmerung.</hi><lb/></head><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">E</hi>s iſt ein ſtill Erwarten in den Baͤumen,</l><lb/><l>Die Nachtigallen in den Buͤſchen ſchlagen</l><lb/><l>In irren Klagen, koͤnnen's doch nicht ſagen,</l><lb/><l>Die Schmerzen all' und Wonne, halb in Traͤumen.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Die Lerche auch will nicht die Zeit verſaͤumen,</l><lb/><l>Da ſolches Schallen bringt die Luft getragen,</l><lb/><l>Schwingt ſich vom Thal, eh's noch beginnt zu tagen,</l><lb/><l>Im erſten Strahl die Fluͤgel ſich zu ſaͤumen.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Ich aber ſtand ſchon lange in dem Garten</l><lb/><l>Und bin in's ſtille Feld hinausgegangen,</l><lb/><l>Wo leis die Aehren an zu wogen fingen.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>O fromme Voͤglein, ihr und ich, wir warten</l><lb/><l>Auf's frohe Licht, da iſt uns vor Verlangen</l><lb/><l>Bei ſtiller Nacht erwacht ſo ſehnend Singen.</l><lb/></lg><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[383/0401]
Morgendaͤmmerung.
Es iſt ein ſtill Erwarten in den Baͤumen,
Die Nachtigallen in den Buͤſchen ſchlagen
In irren Klagen, koͤnnen's doch nicht ſagen,
Die Schmerzen all' und Wonne, halb in Traͤumen.
Die Lerche auch will nicht die Zeit verſaͤumen,
Da ſolches Schallen bringt die Luft getragen,
Schwingt ſich vom Thal, eh's noch beginnt zu tagen,
Im erſten Strahl die Fluͤgel ſich zu ſaͤumen.
Ich aber ſtand ſchon lange in dem Garten
Und bin in's ſtille Feld hinausgegangen,
Wo leis die Aehren an zu wogen fingen.
O fromme Voͤglein, ihr und ich, wir warten
Auf's frohe Licht, da iſt uns vor Verlangen
Bei ſtiller Nacht erwacht ſo ſehnend Singen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/401>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.