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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

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Auf meines Kindes Tod.
I.
Das Kindlein spielt' draußen im Frühlingsschein
Und freut sich und hatte so viel zu sehen,
Wie die Felder schimmern und die Ströme gehen --
Da sah der Abend durch die Bäume herein,
Der alle die schönen Bilder verwirrt.
Und wie es nun ringsum so stille wird,
Beginnt aus den Thälern ein heimlich Singen,
Als wollt's mit Wemuth die Welt umschlingen,
Die Farben vergeh'n und die Erde wird blaß.
Voll Staunen fragt's Kindlein: ach, was ist das?
Und legt sich träumend in's säuselnde Gras;
Da rühren die Blumen ihm kühle an's Herz
Und lächelnd fühlt es so süßen Schmerz,
Und die Erde, die Mutter so schön und bleich,
Küßt das Kindlein und läßt's nicht los,
Zieht es herzinnig in ihren Schooß
Und bettet es drunten gar warm und weich
Still unter Blumen und Moos. --
"Und was weint ihr, Vater und Mutter, um mich?
In einem viel schöneren Garten bin ich,
Der ist so groß und weit und wunderbar,
Viel Blumen steh'n dort von Golde klar
Und schöne Kindlein mit Flügeln schwingen
Auf und nieder sich drauf und singen. --
Die kenn' ich gar wohl aus der Frühlingszeit,
Wie sie zogen über Berge und Thäler weit
Auf meines Kindes Tod.
I.
Das Kindlein ſpielt' draußen im Fruͤhlingsſchein
Und freut ſich und hatte ſo viel zu ſehen,
Wie die Felder ſchimmern und die Stroͤme gehen —
Da ſah der Abend durch die Baͤume herein,
Der alle die ſchoͤnen Bilder verwirrt.
Und wie es nun ringsum ſo ſtille wird,
Beginnt aus den Thaͤlern ein heimlich Singen,
Als wollt's mit Wemuth die Welt umſchlingen,
Die Farben vergeh'n und die Erde wird blaß.
Voll Staunen fragt's Kindlein: ach, was iſt das?
Und legt ſich traͤumend in's ſaͤuſelnde Gras;
Da ruͤhren die Blumen ihm kuͤhle an's Herz
Und laͤchelnd fuͤhlt es ſo ſuͤßen Schmerz,
Und die Erde, die Mutter ſo ſchoͤn und bleich,
Kuͤßt das Kindlein und laͤßt's nicht los,
Zieht es herzinnig in ihren Schooß
Und bettet es drunten gar warm und weich
Still unter Blumen und Moos. —
„Und was weint ihr, Vater und Mutter, um mich?
In einem viel ſchoͤneren Garten bin ich,
Der iſt ſo groß und weit und wunderbar,
Viel Blumen ſteh'n dort von Golde klar
Und ſchoͤne Kindlein mit Fluͤgeln ſchwingen
Auf und nieder ſich drauf und ſingen. —
Die kenn' ich gar wohl aus der Fruͤhlingszeit,
Wie ſie zogen uͤber Berge und Thaͤler weit
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[324/0342] Auf meines Kindes Tod. I. Das Kindlein ſpielt' draußen im Fruͤhlingsſchein Und freut ſich und hatte ſo viel zu ſehen, Wie die Felder ſchimmern und die Stroͤme gehen — Da ſah der Abend durch die Baͤume herein, Der alle die ſchoͤnen Bilder verwirrt. Und wie es nun ringsum ſo ſtille wird, Beginnt aus den Thaͤlern ein heimlich Singen, Als wollt's mit Wemuth die Welt umſchlingen, Die Farben vergeh'n und die Erde wird blaß. Voll Staunen fragt's Kindlein: ach, was iſt das? Und legt ſich traͤumend in's ſaͤuſelnde Gras; Da ruͤhren die Blumen ihm kuͤhle an's Herz Und laͤchelnd fuͤhlt es ſo ſuͤßen Schmerz, Und die Erde, die Mutter ſo ſchoͤn und bleich, Kuͤßt das Kindlein und laͤßt's nicht los, Zieht es herzinnig in ihren Schooß Und bettet es drunten gar warm und weich Still unter Blumen und Moos. — „Und was weint ihr, Vater und Mutter, um mich? In einem viel ſchoͤneren Garten bin ich, Der iſt ſo groß und weit und wunderbar, Viel Blumen ſteh'n dort von Golde klar Und ſchoͤne Kindlein mit Fluͤgeln ſchwingen Auf und nieder ſich drauf und ſingen. — Die kenn' ich gar wohl aus der Fruͤhlingszeit, Wie ſie zogen uͤber Berge und Thaͤler weit

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/342>, abgerufen am 21.11.2024.