Katze miaut, Hund heult und bellt, Nachbar schimpft mit wilder Miene -- Doch was kümmert uns die Welt, Süße, traute Violine!
V.
Mürrisch sitzen sie und maulen Auf den Bänken stumm und breit, Gähnend strecken sich die Faulen, Und die Kecken suchen Streit.
Da komm' ich durch's Dorf geschritten, Fernher durch den Abend kühl, Stell' mich in des Kreises Mitten, Grüß' und zieh' mein Geigenspiel.
Und wie ich den Bogen schwenke, Ziehn die Klänge in der Rund' Allen recht durch die Gelenke Bis zum tiefsten Herzensgrund.
Und nun geht's ans Gläserklingen, An ein Walzen um und um, Je mehr ich streich', je mehr sie springen Keiner frägt erst lang: warum? --
Jeder will dem Geiger reichen Nun sein Scherflein auf die Hand -- Da vergeht ihm gleich sein Streichen, Und fort ist der Musikant.
Katze miaut, Hund heult und bellt, Nachbar ſchimpft mit wilder Miene — Doch was kuͤmmert uns die Welt, Suͤße, traute Violine!
V.
Muͤrriſch ſitzen ſie und maulen Auf den Baͤnken ſtumm und breit, Gaͤhnend ſtrecken ſich die Faulen, Und die Kecken ſuchen Streit.
Da komm' ich durch's Dorf geſchritten, Fernher durch den Abend kuͤhl, Stell' mich in des Kreiſes Mitten, Gruͤß' und zieh' mein Geigenſpiel.
Und wie ich den Bogen ſchwenke, Ziehn die Klaͤnge in der Rund' Allen recht durch die Gelenke Bis zum tiefſten Herzensgrund.
Und nun geht's ans Glaͤſerklingen, An ein Walzen um und um, Je mehr ich ſtreich', je mehr ſie ſpringen Keiner fraͤgt erſt lang: warum? —
Jeder will dem Geiger reichen Nun ſein Scherflein auf die Hand — Da vergeht ihm gleich ſein Streichen, Und fort iſt der Muſikant.
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Katze miaut, Hund heult und bellt,
Nachbar ſchimpft mit wilder Miene —
Doch was kuͤmmert uns die Welt,
Suͤße, traute Violine!
V.
Muͤrriſch ſitzen ſie und maulen
Auf den Baͤnken ſtumm und breit,
Gaͤhnend ſtrecken ſich die Faulen,
Und die Kecken ſuchen Streit.
Da komm' ich durch's Dorf geſchritten,
Fernher durch den Abend kuͤhl,
Stell' mich in des Kreiſes Mitten,
Gruͤß' und zieh' mein Geigenſpiel.
Und wie ich den Bogen ſchwenke,
Ziehn die Klaͤnge in der Rund'
Allen recht durch die Gelenke
Bis zum tiefſten Herzensgrund.
Und nun geht's ans Glaͤſerklingen,
An ein Walzen um und um,
Je mehr ich ſtreich', je mehr ſie ſpringen
Keiner fraͤgt erſt lang: warum? —
Jeder will dem Geiger reichen
Nun ſein Scherflein auf die Hand —
Da vergeht ihm gleich ſein Streichen,
Und fort iſt der Muſikant.
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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/32>, abgerufen am 26.02.2025.
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