Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Das Ständchen. Auf die Dächer zwischen blassen Wolken schaut der Mond herfür, Ein Student dort auf der Gassen Singt vor seiner Liebsten Thür. Und die Brunnen rauschen wieder Durch die stille Einsamkeit Und der Wald vom Berge nieder, Wie in alter schöner Zeit. So in meinen jungen Tagen Hab' ich manche Sommernacht Auch die Laute hier geschlagen Und manch lust'ges Lied erdacht. Aber von der stillen Schwelle Trugen sie mein Lieb' zur Ruh -- Und du, fröhlicher Geselle, Singe, sing' nur immer zu! Das Staͤndchen. Auf die Daͤcher zwiſchen blaſſen Wolken ſchaut der Mond herfuͤr, Ein Student dort auf der Gaſſen Singt vor ſeiner Liebſten Thuͤr. Und die Brunnen rauſchen wieder Durch die ſtille Einſamkeit Und der Wald vom Berge nieder, Wie in alter ſchoͤner Zeit. So in meinen jungen Tagen Hab' ich manche Sommernacht Auch die Laute hier geſchlagen Und manch luſt'ges Lied erdacht. Aber von der ſtillen Schwelle Trugen ſie mein Lieb' zur Ruh — Und du, froͤhlicher Geſelle, Singe, ſing' nur immer zu! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0299" n="281"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Das Staͤndchen.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">A</hi>uf die Daͤcher zwiſchen blaſſen</l><lb/> <l>Wolken ſchaut der Mond herfuͤr,</l><lb/> <l>Ein Student dort auf der Gaſſen</l><lb/> <l>Singt vor ſeiner Liebſten Thuͤr.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und die Brunnen rauſchen wieder</l><lb/> <l>Durch die ſtille Einſamkeit</l><lb/> <l>Und der Wald vom Berge nieder,</l><lb/> <l>Wie in alter ſchoͤner Zeit.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>So in meinen jungen Tagen</l><lb/> <l>Hab' ich manche Sommernacht</l><lb/> <l>Auch die Laute hier geſchlagen</l><lb/> <l>Und manch luſt'ges Lied erdacht.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Aber von der ſtillen Schwelle</l><lb/> <l>Trugen ſie mein Lieb' zur Ruh —</l><lb/> <l>Und du, froͤhlicher Geſelle,</l><lb/> <l>Singe, ſing' nur immer zu!</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [281/0299]
Das Staͤndchen.
Auf die Daͤcher zwiſchen blaſſen
Wolken ſchaut der Mond herfuͤr,
Ein Student dort auf der Gaſſen
Singt vor ſeiner Liebſten Thuͤr.
Und die Brunnen rauſchen wieder
Durch die ſtille Einſamkeit
Und der Wald vom Berge nieder,
Wie in alter ſchoͤner Zeit.
So in meinen jungen Tagen
Hab' ich manche Sommernacht
Auch die Laute hier geſchlagen
Und manch luſt'ges Lied erdacht.
Aber von der ſtillen Schwelle
Trugen ſie mein Lieb' zur Ruh —
Und du, froͤhlicher Geſelle,
Singe, ſing' nur immer zu!
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