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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

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Der Winzer.
Es hat die Nacht geregnet,
Es zog noch grau in's Thal,
Und ruhten stillgesegnet
Die Felder überall;
Von Lüften kaum gefächelt,
Durch's ungewisse Blau
Die Sonne verschlafen lächelt'
Wie eine wunderschöne Frau.
Nun sah ich auch sich heben
Aus Nebeln unser Haus,
Du dehntest zwischen den Reben
Dich von der Schwelle hinaus,
Da funkelt' auf einmal vor Wonne
Der Strom und Wald und Au --
Du bist mein Morgen, meine Sonne,
Meine liebe, verschlafene Frau!

Der Winzer.
Es hat die Nacht geregnet,
Es zog noch grau in's Thal,
Und ruhten ſtillgeſegnet
Die Felder uͤberall;
Von Luͤften kaum gefaͤchelt,
Durch's ungewiſſe Blau
Die Sonne verſchlafen laͤchelt'
Wie eine wunderſchoͤne Frau.
Nun ſah ich auch ſich heben
Aus Nebeln unſer Haus,
Du dehnteſt zwiſchen den Reben
Dich von der Schwelle hinaus,
Da funkelt' auf einmal vor Wonne
Der Strom und Wald und Au —
Du biſt mein Morgen, meine Sonne,
Meine liebe, verſchlafene Frau!

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[249/0267] Der Winzer. Es hat die Nacht geregnet, Es zog noch grau in's Thal, Und ruhten ſtillgeſegnet Die Felder uͤberall; Von Luͤften kaum gefaͤchelt, Durch's ungewiſſe Blau Die Sonne verſchlafen laͤchelt' Wie eine wunderſchoͤne Frau. Nun ſah ich auch ſich heben Aus Nebeln unſer Haus, Du dehnteſt zwiſchen den Reben Dich von der Schwelle hinaus, Da funkelt' auf einmal vor Wonne Der Strom und Wald und Au — Du biſt mein Morgen, meine Sonne, Meine liebe, verſchlafene Frau!

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/267>, abgerufen am 21.11.2024.