Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Lerche.
Ich kann hier nicht singen,
Aus dieser Mauern dunklen Ringen
Muß ich mich schwingen
Vor Lust und tiefem Weh.
O Freude, in klarer Höh
Zu sinken und sich zu heben,
In Gesang
Ueber die grüne Erde dahin zu schweben,
Wie unten die licht' und dunkeln Streifen
Wechselnd im Fluge vorüberschweifen,
Aus der Tiefe ein Wirren und Rauschen und Hämmern,
Die Erde aufschimmernd im Frühlingsdämmern,
Wie ist die Welt so voller Klang!
Herz, was bist Du bang?
Mußt aufwärts dringen!
Die Sonne tritt hervor,
Wie glänzen mir Brust und Schwingen,
Wie still und weit ist's droben am Himmelsthor.

15 *
Die Lerche.
Ich kann hier nicht ſingen,
Aus dieſer Mauern dunklen Ringen
Muß ich mich ſchwingen
Vor Luſt und tiefem Weh.
O Freude, in klarer Hoͤh
Zu ſinken und ſich zu heben,
In Geſang
Ueber die gruͤne Erde dahin zu ſchweben,
Wie unten die licht' und dunkeln Streifen
Wechſelnd im Fluge voruͤberſchweifen,
Aus der Tiefe ein Wirren und Rauſchen und Haͤmmern,
Die Erde aufſchimmernd im Fruͤhlingsdaͤmmern,
Wie iſt die Welt ſo voller Klang!
Herz, was biſt Du bang?
Mußt aufwaͤrts dringen!
Die Sonne tritt hervor,
Wie glaͤnzen mir Bruſt und Schwingen,
Wie ſtill und weit iſt's droben am Himmelsthor.

15 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0245" n="227"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Die Lerche</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">I</hi>ch kann hier nicht &#x017F;ingen,</l><lb/>
            <l>Aus die&#x017F;er Mauern dunklen Ringen</l><lb/>
            <l>Muß ich mich &#x017F;chwingen</l><lb/>
            <l>Vor Lu&#x017F;t und tiefem Weh.</l><lb/>
            <l>O Freude, in klarer Ho&#x0364;h</l><lb/>
            <l>Zu &#x017F;inken und &#x017F;ich zu heben,</l><lb/>
            <l>In Ge&#x017F;ang</l><lb/>
            <l>Ueber die gru&#x0364;ne Erde dahin zu &#x017F;chweben,</l><lb/>
            <l>Wie unten die licht' und dunkeln Streifen</l><lb/>
            <l>Wech&#x017F;elnd im Fluge voru&#x0364;ber&#x017F;chweifen,</l><lb/>
            <l>Aus der Tiefe ein Wirren und Rau&#x017F;chen und Ha&#x0364;mmern,</l><lb/>
            <l>Die Erde auf&#x017F;chimmernd im Fru&#x0364;hlingsda&#x0364;mmern,</l><lb/>
            <l>Wie i&#x017F;t die Welt &#x017F;o voller Klang!</l><lb/>
            <l>Herz, was bi&#x017F;t Du bang?</l><lb/>
            <l>Mußt aufwa&#x0364;rts dringen!</l><lb/>
            <l>Die Sonne tritt hervor,</l><lb/>
            <l>Wie gla&#x0364;nzen mir Bru&#x017F;t und Schwingen,</l><lb/>
            <l>Wie &#x017F;till und weit i&#x017F;t's droben am Himmelsthor.</l><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <fw place="bottom" type="sig">15 *<lb/></fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0245] Die Lerche. Ich kann hier nicht ſingen, Aus dieſer Mauern dunklen Ringen Muß ich mich ſchwingen Vor Luſt und tiefem Weh. O Freude, in klarer Hoͤh Zu ſinken und ſich zu heben, In Geſang Ueber die gruͤne Erde dahin zu ſchweben, Wie unten die licht' und dunkeln Streifen Wechſelnd im Fluge voruͤberſchweifen, Aus der Tiefe ein Wirren und Rauſchen und Haͤmmern, Die Erde aufſchimmernd im Fruͤhlingsdaͤmmern, Wie iſt die Welt ſo voller Klang! Herz, was biſt Du bang? Mußt aufwaͤrts dringen! Die Sonne tritt hervor, Wie glaͤnzen mir Bruſt und Schwingen, Wie ſtill und weit iſt's droben am Himmelsthor. 15 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/245
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/245>, abgerufen am 21.12.2024.