Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Im Herbst. Der Wald wird falb, die Blätter fallen, Wie öd' und still der Raum! Die Bächlein nur geh'n durch die Buchenhallen Lindrauschend wie im Traum, Und Abendglocken schallen Fern von des Waldes Saum. Was wollt ihr mich so wild verlocken In dieser Einsamkeit? Wie in der Heimath klingen diese Glocken Aus stiller Kinderzeit -- Ich wende mich erschrocken, Ach, was mich liebt, ist weit! So brecht hervor nur, alte Lieder. Und brecht das Herz mir ab! Noch einmal grüß' ich aus der Ferne wieder Was ich nur Liebes hab', Mich aber zieht es nieder Vor Wehmuth wie in's Grab. Im Herbſt. Der Wald wird falb, die Blaͤtter fallen, Wie oͤd' und ſtill der Raum! Die Baͤchlein nur geh’n durch die Buchenhallen Lindrauſchend wie im Traum, Und Abendglocken ſchallen Fern von des Waldes Saum. Was wollt ihr mich ſo wild verlocken In dieſer Einſamkeit? Wie in der Heimath klingen dieſe Glocken Aus ſtiller Kinderzeit — Ich wende mich erſchrocken, Ach, was mich liebt, iſt weit! So brecht hervor nur, alte Lieder. Und brecht das Herz mir ab! Noch einmal gruͤß' ich aus der Ferne wieder Was ich nur Liebes hab', Mich aber zieht es nieder Vor Wehmuth wie in's Grab. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0225" n="207"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Im Herbſt</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">D</hi>er Wald wird falb, die Blaͤtter fallen,</l><lb/> <l>Wie oͤd' und ſtill der Raum!</l><lb/> <l>Die Baͤchlein nur geh’n durch die Buchenhallen</l><lb/> <l>Lindrauſchend wie im Traum,</l><lb/> <l>Und Abendglocken ſchallen</l><lb/> <l>Fern von des Waldes Saum.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Was wollt ihr mich ſo wild verlocken</l><lb/> <l>In dieſer Einſamkeit?</l><lb/> <l>Wie in der Heimath klingen dieſe Glocken</l><lb/> <l>Aus ſtiller Kinderzeit —</l><lb/> <l>Ich wende mich erſchrocken,</l><lb/> <l>Ach, was mich liebt, iſt weit!</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>So brecht hervor nur, alte Lieder.</l><lb/> <l>Und brecht das Herz mir ab!</l><lb/> <l>Noch einmal gruͤß' ich aus der Ferne wieder</l><lb/> <l>Was ich nur Liebes hab',</l><lb/> <l>Mich aber zieht es nieder</l><lb/> <l>Vor Wehmuth wie in's Grab.</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [207/0225]
Im Herbſt.
Der Wald wird falb, die Blaͤtter fallen,
Wie oͤd' und ſtill der Raum!
Die Baͤchlein nur geh’n durch die Buchenhallen
Lindrauſchend wie im Traum,
Und Abendglocken ſchallen
Fern von des Waldes Saum.
Was wollt ihr mich ſo wild verlocken
In dieſer Einſamkeit?
Wie in der Heimath klingen dieſe Glocken
Aus ſtiller Kinderzeit —
Ich wende mich erſchrocken,
Ach, was mich liebt, iſt weit!
So brecht hervor nur, alte Lieder.
Und brecht das Herz mir ab!
Noch einmal gruͤß' ich aus der Ferne wieder
Was ich nur Liebes hab',
Mich aber zieht es nieder
Vor Wehmuth wie in's Grab.
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