Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Waffenstillstand der Nacht.
Windsgleich kommt der wilde Krieg geritten,
Durch das Grün der Tod ihm nachgeschritten,
Manch Gespenst steht sinnend auf dem Feld,
Und der Sommer schüttelt sich vor Grausen,
Läßt die Blätter, schließt die grünen Klausen,
Ab sich wendend von der blut'gen Welt.
Prächtig war die Nacht nun aufgegangen,
Hatte alle mütterlich umfangen,
Freund und Feind mit leisem Friedenskuß,
Und, als wollt' der Herr vom Himmel steigen,
Hört' ich wieder durch das tiefe Schweigen
Rings der Wälder feierlichen Gruß.

Waffenſtillſtand der Nacht.
Windsgleich kommt der wilde Krieg geritten,
Durch das Gruͤn der Tod ihm nachgeſchritten,
Manch Geſpenſt ſteht ſinnend auf dem Feld,
Und der Sommer ſchuͤttelt ſich vor Grauſen,
Laͤßt die Blaͤtter, ſchließt die gruͤnen Klauſen,
Ab ſich wendend von der blut'gen Welt.
Praͤchtig war die Nacht nun aufgegangen,
Hatte alle muͤtterlich umfangen,
Freund und Feind mit leiſem Friedenskuß,
Und, als wollt' der Herr vom Himmel ſteigen,
Hoͤrt' ich wieder durch das tiefe Schweigen
Rings der Waͤlder feierlichen Gruß.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0199" n="181"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Waffen&#x017F;till&#x017F;tand der Nacht.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>indsgleich kommt der wilde Krieg geritten,</l><lb/>
            <l>Durch das Gru&#x0364;n der Tod ihm nachge&#x017F;chritten,</l><lb/>
            <l>Manch Ge&#x017F;pen&#x017F;t &#x017F;teht &#x017F;innend auf dem Feld,</l><lb/>
            <l>Und der Sommer &#x017F;chu&#x0364;ttelt &#x017F;ich vor Grau&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>La&#x0364;ßt die Bla&#x0364;tter, &#x017F;chließt die gru&#x0364;nen Klau&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Ab &#x017F;ich wendend von der blut'gen Welt.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Pra&#x0364;chtig war die Nacht nun aufgegangen,</l><lb/>
            <l>Hatte alle mu&#x0364;tterlich umfangen,</l><lb/>
            <l>Freund und Feind mit lei&#x017F;em Friedenskuß,</l><lb/>
            <l>Und, als wollt' der Herr vom Himmel &#x017F;teigen,</l><lb/>
            <l>Ho&#x0364;rt' ich wieder durch das tiefe Schweigen</l><lb/>
            <l>Rings der Wa&#x0364;lder feierlichen Gruß.</l><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0199] Waffenſtillſtand der Nacht. Windsgleich kommt der wilde Krieg geritten, Durch das Gruͤn der Tod ihm nachgeſchritten, Manch Geſpenſt ſteht ſinnend auf dem Feld, Und der Sommer ſchuͤttelt ſich vor Grauſen, Laͤßt die Blaͤtter, ſchließt die gruͤnen Klauſen, Ab ſich wendend von der blut'gen Welt. Praͤchtig war die Nacht nun aufgegangen, Hatte alle muͤtterlich umfangen, Freund und Feind mit leiſem Friedenskuß, Und, als wollt' der Herr vom Himmel ſteigen, Hoͤrt' ich wieder durch das tiefe Schweigen Rings der Waͤlder feierlichen Gruß.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/199
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/199>, abgerufen am 21.12.2024.