Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Soldatenlied.
Was zieht da für schreckliches Sausen,
Wie Pfeifen durch Sturmes Wehn?
Das wendet das Herz recht vor Grausen,
Als sollte die Welt vergeh'n.
Das Fußvolk kommt da geschritten,
Die Trommeln wirbeln voran,
Die Fahne in ihrer Mitten
Weht über den grünen Plan,
Sie prangt in schneeweißem Kleide
Als wie eine milde Braut,
Die giebt dem hohe Freude,
Wen Gott ihr angetraut.
Sie haben sie recht umschlossen,
Dicht Mann an Mann gerückt,
So ziehen die Kriegsgenossen
Streng, schweigend und ungeschmückt,
Wie Gottes dunkeler Wille,
Wie ein Gewitter schwer,
Da wird es ringsum so stille,
Der Tod nur blitzt hin und her.
Wie seltsame Klänge schwingen
Sich dort von der Waldeshöh'!
Ja, Hörner sind es, die singen
Wie rasend vor Lust und Weh.
Soldatenlied.
Was zieht da fuͤr ſchreckliches Sauſen,
Wie Pfeifen durch Sturmes Wehn?
Das wendet das Herz recht vor Grauſen,
Als ſollte die Welt vergeh'n.
Das Fußvolk kommt da geſchritten,
Die Trommeln wirbeln voran,
Die Fahne in ihrer Mitten
Weht uͤber den gruͤnen Plan,
Sie prangt in ſchneeweißem Kleide
Als wie eine milde Braut,
Die giebt dem hohe Freude,
Wen Gott ihr angetraut.
Sie haben ſie recht umſchloſſen,
Dicht Mann an Mann geruͤckt,
So ziehen die Kriegsgenoſſen
Streng, ſchweigend und ungeſchmuͤckt,
Wie Gottes dunkeler Wille,
Wie ein Gewitter ſchwer,
Da wird es ringsum ſo ſtille,
Der Tod nur blitzt hin und her.
Wie ſeltſame Klaͤnge ſchwingen
Sich dort von der Waldeshoͤh'!
Ja, Hoͤrner ſind es, die ſingen
Wie raſend vor Luſt und Weh.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0194" n="176"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Soldatenlied</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>as zieht da fu&#x0364;r &#x017F;chreckliches Sau&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Wie Pfeifen durch Sturmes Wehn?</l><lb/>
            <l>Das wendet das Herz recht vor Grau&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Als &#x017F;ollte die Welt vergeh'n.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Das Fußvolk kommt da ge&#x017F;chritten,</l><lb/>
            <l>Die Trommeln wirbeln voran,</l><lb/>
            <l>Die Fahne in ihrer Mitten</l><lb/>
            <l>Weht u&#x0364;ber den gru&#x0364;nen Plan,</l><lb/>
            <l>Sie prangt in &#x017F;chneeweißem Kleide</l><lb/>
            <l>Als wie eine milde Braut,</l><lb/>
            <l>Die giebt dem hohe Freude,</l><lb/>
            <l>Wen Gott ihr angetraut.</l><lb/>
            <l>Sie haben &#x017F;ie recht um&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Dicht Mann an Mann geru&#x0364;ckt,</l><lb/>
            <l>So ziehen die Kriegsgeno&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Streng, &#x017F;chweigend und unge&#x017F;chmu&#x0364;ckt,</l><lb/>
            <l>Wie Gottes dunkeler Wille,</l><lb/>
            <l>Wie ein Gewitter &#x017F;chwer,</l><lb/>
            <l>Da wird es ringsum &#x017F;o &#x017F;tille,</l><lb/>
            <l>Der Tod nur blitzt hin und her.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Wie &#x017F;elt&#x017F;ame Kla&#x0364;nge &#x017F;chwingen</l><lb/>
            <l>Sich dort von der Waldesho&#x0364;h'!</l><lb/>
            <l>Ja, Ho&#x0364;rner &#x017F;ind es, die &#x017F;ingen</l><lb/>
            <l>Wie ra&#x017F;end vor Lu&#x017F;t und Weh.</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0194] Soldatenlied. Was zieht da fuͤr ſchreckliches Sauſen, Wie Pfeifen durch Sturmes Wehn? Das wendet das Herz recht vor Grauſen, Als ſollte die Welt vergeh'n. Das Fußvolk kommt da geſchritten, Die Trommeln wirbeln voran, Die Fahne in ihrer Mitten Weht uͤber den gruͤnen Plan, Sie prangt in ſchneeweißem Kleide Als wie eine milde Braut, Die giebt dem hohe Freude, Wen Gott ihr angetraut. Sie haben ſie recht umſchloſſen, Dicht Mann an Mann geruͤckt, So ziehen die Kriegsgenoſſen Streng, ſchweigend und ungeſchmuͤckt, Wie Gottes dunkeler Wille, Wie ein Gewitter ſchwer, Da wird es ringsum ſo ſtille, Der Tod nur blitzt hin und her. Wie ſeltſame Klaͤnge ſchwingen Sich dort von der Waldeshoͤh'! Ja, Hoͤrner ſind es, die ſingen Wie raſend vor Luſt und Weh.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/194
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/194>, abgerufen am 21.12.2024.