Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Apell.
Ich hört' viel' Dichter klagen
Von alter Ehre rein,
Doch wen'ge mochten's wagen
Und selber schlagen drein.
Mein Herz wollt' mir zerspringen,
Sucht' mir ein ander Ziel,
Denn anders sein und singen,
Das ist ein dummes Spiel.
So stieg ich mit Auroren
Still in's Gebirg hinan,
Ich war wie neugeboren,
So kühle weht's mich an.
Und als ich, Bahn mir schaffend,
Zum Gipfel trat hinauf,
Da blitzten schon von Waffen
Ringsum die Länder auf.
Die Hörner hört' ich laden,
Die Luft war streng und klar --
Ihr neuen Kammeraden,
Wie singt ihr wunderbar!
Frisch auf, wir wollen uns schlagen,
So Gott will, über'n Rhein
Und weiter im fröhlichen Jagen
Bis nach Paris hinein!

Apell.
Ich hoͤrt' viel' Dichter klagen
Von alter Ehre rein,
Doch wen'ge mochten's wagen
Und ſelber ſchlagen drein.
Mein Herz wollt' mir zerſpringen,
Sucht' mir ein ander Ziel,
Denn anders ſein und ſingen,
Das iſt ein dummes Spiel.
So ſtieg ich mit Auroren
Still in's Gebirg hinan,
Ich war wie neugeboren,
So kuͤhle weht's mich an.
Und als ich, Bahn mir ſchaffend,
Zum Gipfel trat hinauf,
Da blitzten ſchon von Waffen
Ringsum die Laͤnder auf.
Die Hoͤrner hoͤrt' ich laden,
Die Luft war ſtreng und klar —
Ihr neuen Kammeraden,
Wie ſingt ihr wunderbar!
Friſch auf, wir wollen uns ſchlagen,
So Gott will, uͤber'n Rhein
Und weiter im froͤhlichen Jagen
Bis nach Paris hinein!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0193" n="175"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Apell</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">I</hi>ch ho&#x0364;rt' viel' Dichter klagen</l><lb/>
            <l>Von alter Ehre rein,</l><lb/>
            <l>Doch wen'ge mochten's wagen</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;elber &#x017F;chlagen drein.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Mein Herz wollt' mir zer&#x017F;pringen,</l><lb/>
            <l>Sucht' mir ein ander Ziel,</l><lb/>
            <l>Denn anders &#x017F;ein und &#x017F;ingen,</l><lb/>
            <l>Das i&#x017F;t ein dummes Spiel.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>So &#x017F;tieg ich mit Auroren</l><lb/>
            <l>Still in's Gebirg hinan,</l><lb/>
            <l>Ich war wie neugeboren,</l><lb/>
            <l>So ku&#x0364;hle weht's mich an.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Und als ich, Bahn mir &#x017F;chaffend,</l><lb/>
            <l>Zum Gipfel trat hinauf,</l><lb/>
            <l>Da blitzten &#x017F;chon von Waffen</l><lb/>
            <l>Ringsum die La&#x0364;nder auf.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Die Ho&#x0364;rner ho&#x0364;rt' ich laden,</l><lb/>
            <l>Die Luft war &#x017F;treng und klar &#x2014;</l><lb/>
            <l>Ihr neuen Kammeraden,</l><lb/>
            <l>Wie &#x017F;ingt ihr wunderbar!</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Fri&#x017F;ch auf, wir wollen uns &#x017F;chlagen,</l><lb/>
            <l>So Gott will, u&#x0364;ber'n Rhein</l><lb/>
            <l>Und weiter im fro&#x0364;hlichen Jagen</l><lb/>
            <l>Bis nach Paris hinein!</l><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[175/0193] Apell. Ich hoͤrt' viel' Dichter klagen Von alter Ehre rein, Doch wen'ge mochten's wagen Und ſelber ſchlagen drein. Mein Herz wollt' mir zerſpringen, Sucht' mir ein ander Ziel, Denn anders ſein und ſingen, Das iſt ein dummes Spiel. So ſtieg ich mit Auroren Still in's Gebirg hinan, Ich war wie neugeboren, So kuͤhle weht's mich an. Und als ich, Bahn mir ſchaffend, Zum Gipfel trat hinauf, Da blitzten ſchon von Waffen Ringsum die Laͤnder auf. Die Hoͤrner hoͤrt' ich laden, Die Luft war ſtreng und klar — Ihr neuen Kammeraden, Wie ſingt ihr wunderbar! Friſch auf, wir wollen uns ſchlagen, So Gott will, uͤber'n Rhein Und weiter im froͤhlichen Jagen Bis nach Paris hinein!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/193
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/193>, abgerufen am 21.11.2024.