Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Heimkehr. 1810. Heimwärts kam ich spät gezogen, Nach dem väterlichen Haus, Die Gedanken weit geflogen Ueber Berg und Thal voraus. Nur noch hier aus diesem Walde! Sprach ich, streichelt' sanft mein Roß, Gold'nen Haber kriegst du balde, Ruh'n wir aus auf lichtem Schloß. Doch warum auf diesen Wegen Sieht's so still und einsam aus? Kommt denn keiner mir entgegen, Bin ich nicht mehr Sohn vom Haus? Kein' Hoboen hör' ich schallen, Keine bunte Truppe mehr Seh' ich froh den Burgpfad wallen -- Damals ging es lust'ger her. Ueber die verguld'ten Zinnen
Trat der Monden eben vor, Holla ho! ist niemand drinnen? Fest verriegelt ist das Thor. Wer will in der Nacht mich weisen, Von des Vaters Hof und Haus! Mit dem Schwerdt hau' ich die Eisen, Und das Thor springt rasselnd auf. Heimkehr. 1810. Heimwaͤrts kam ich ſpaͤt gezogen, Nach dem vaͤterlichen Haus, Die Gedanken weit geflogen Ueber Berg und Thal voraus. Nur noch hier aus dieſem Walde! Sprach ich, ſtreichelt' ſanft mein Roß, Gold'nen Haber kriegſt du balde, Ruh'n wir aus auf lichtem Schloß. Doch warum auf dieſen Wegen Sieht's ſo ſtill und einſam aus? Kommt denn keiner mir entgegen, Bin ich nicht mehr Sohn vom Haus? Kein' Hoboen hoͤr' ich ſchallen, Keine bunte Truppe mehr Seh' ich froh den Burgpfad wallen — Damals ging es luſt'ger her. Ueber die verguld'ten Zinnen
Trat der Monden eben vor, Holla ho! iſt niemand drinnen? Feſt verriegelt iſt das Thor. Wer will in der Nacht mich weiſen, Von des Vaters Hof und Haus! Mit dem Schwerdt hau' ich die Eiſen, Und das Thor ſpringt raſſelnd auf. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0169" n="151"/> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#b #g">Heimkehr</hi><hi rendition="#b">.</hi><lb/> 1810.<lb/></head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">H</hi>eimwaͤrts kam ich ſpaͤt gezogen,</l><lb/> <l>Nach dem vaͤterlichen Haus,</l><lb/> <l>Die Gedanken weit geflogen</l><lb/> <l>Ueber Berg und Thal voraus.</l><lb/> <l>Nur noch hier aus dieſem Walde!</l><lb/> <l>Sprach ich, ſtreichelt' ſanft mein Roß,</l><lb/> <l>Gold'nen Haber kriegſt du balde,</l><lb/> <l>Ruh'n wir aus auf lichtem Schloß.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Doch warum auf dieſen Wegen</l><lb/> <l>Sieht's ſo ſtill und einſam aus?</l><lb/> <l>Kommt denn keiner mir entgegen,</l><lb/> <l>Bin ich nicht mehr Sohn vom Haus?</l><lb/> <l>Kein' Hoboen hoͤr' ich ſchallen,</l><lb/> <l>Keine bunte Truppe mehr</l><lb/> <l>Seh' ich froh den Burgpfad wallen —</l><lb/> <l>Damals ging es luſt'ger her.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Ueber die verguld'ten Zinnen</l><lb/> <l>Trat der Monden eben vor,</l><lb/> <l>Holla ho! iſt niemand drinnen?</l><lb/> <l>Feſt verriegelt iſt das Thor.</l><lb/> <l>Wer will in der Nacht mich weiſen,</l><lb/> <l>Von des Vaters Hof und Haus!</l><lb/> <l>Mit dem Schwerdt hau' ich die Eiſen,</l><lb/> <l>Und das Thor ſpringt raſſelnd auf.</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [151/0169]
Heimkehr.
1810.
Heimwaͤrts kam ich ſpaͤt gezogen,
Nach dem vaͤterlichen Haus,
Die Gedanken weit geflogen
Ueber Berg und Thal voraus.
Nur noch hier aus dieſem Walde!
Sprach ich, ſtreichelt' ſanft mein Roß,
Gold'nen Haber kriegſt du balde,
Ruh'n wir aus auf lichtem Schloß.
Doch warum auf dieſen Wegen
Sieht's ſo ſtill und einſam aus?
Kommt denn keiner mir entgegen,
Bin ich nicht mehr Sohn vom Haus?
Kein' Hoboen hoͤr' ich ſchallen,
Keine bunte Truppe mehr
Seh' ich froh den Burgpfad wallen —
Damals ging es luſt'ger her.
Ueber die verguld'ten Zinnen
Trat der Monden eben vor,
Holla ho! iſt niemand drinnen?
Feſt verriegelt iſt das Thor.
Wer will in der Nacht mich weiſen,
Von des Vaters Hof und Haus!
Mit dem Schwerdt hau' ich die Eiſen,
Und das Thor ſpringt raſſelnd auf.
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Zitationshilfe: | Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/169>, abgerufen am 26.02.2025. |