Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Sänger-Fahrt.
Kühlrauschend unter'm hellen
Tiefblauen Himmelsdom
Treibt seine klaren Wellen
Der ew'gen Jugend Strom.
Viel rüstige Gesellen,
Den Argonauten gleich,
Sie fahren auf den Wellen
In's duft'ge Frühlingsreich.
Ich aber fass' den Becher,
Daß es durch's Schiff erklingt,
Am Mast steh' ich als Sprecher,
Der für euch alle singt.
Wie stehn wir hier so helle!
Wird mancher bald schlafen gehn,
O Leben, wie bist du schnelle,
O Leben, wie bist du schön!
Gegrüßt, du weite Runde,
Burg auf der Felsenwand,
Du Land voll großer Kunde,
Mein grünes Vaterland!
Euch möcht' ich alles geben,
Und ich bin fürstlich reich,
Mein Herzblut und mein Leben,
Ihr Brüder, alles für Euch!
Saͤnger-Fahrt.
Kuͤhlrauſchend unter'm hellen
Tiefblauen Himmelsdom
Treibt ſeine klaren Wellen
Der ew'gen Jugend Strom.
Viel ruͤſtige Geſellen,
Den Argonauten gleich,
Sie fahren auf den Wellen
In's duft'ge Fruͤhlingsreich.
Ich aber faſſ' den Becher,
Daß es durch's Schiff erklingt,
Am Maſt ſteh' ich als Sprecher,
Der fuͤr euch alle ſingt.
Wie ſtehn wir hier ſo helle!
Wird mancher bald ſchlafen gehn,
O Leben, wie biſt du ſchnelle,
O Leben, wie biſt du ſchoͤn!
Gegruͤßt, du weite Runde,
Burg auf der Felſenwand,
Du Land voll großer Kunde,
Mein gruͤnes Vaterland!
Euch moͤcht' ich alles geben,
Und ich bin fuͤrſtlich reich,
Mein Herzblut und mein Leben,
Ihr Bruͤder, alles fuͤr Euch!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0153" n="135"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sa&#x0364;nger-Fahrt.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">K</hi>u&#x0364;hlrau&#x017F;chend unter'm hellen</l><lb/>
            <l>Tiefblauen Himmelsdom</l><lb/>
            <l>Treibt &#x017F;eine klaren Wellen</l><lb/>
            <l>Der ew'gen Jugend Strom.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Viel ru&#x0364;&#x017F;tige Ge&#x017F;ellen,</l><lb/>
            <l>Den Argonauten gleich,</l><lb/>
            <l>Sie fahren auf den Wellen</l><lb/>
            <l>In's duft'ge Fru&#x0364;hlingsreich.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Ich aber fa&#x017F;&#x017F;' den Becher,</l><lb/>
            <l>Daß es durch's Schiff erklingt,</l><lb/>
            <l>Am Ma&#x017F;t &#x017F;teh' ich als Sprecher,</l><lb/>
            <l>Der fu&#x0364;r euch alle &#x017F;ingt.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Wie &#x017F;tehn wir hier &#x017F;o helle!</l><lb/>
            <l>Wird mancher bald &#x017F;chlafen gehn,</l><lb/>
            <l>O Leben, wie bi&#x017F;t du &#x017F;chnelle,</l><lb/>
            <l>O Leben, wie bi&#x017F;t du &#x017F;cho&#x0364;n!</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Gegru&#x0364;ßt, du weite Runde,</l><lb/>
            <l>Burg auf der Fel&#x017F;enwand,</l><lb/>
            <l>Du Land voll großer Kunde,</l><lb/>
            <l>Mein gru&#x0364;nes Vaterland!</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Euch mo&#x0364;cht' ich alles geben,</l><lb/>
            <l>Und ich bin fu&#x0364;r&#x017F;tlich reich,</l><lb/>
            <l>Mein Herzblut und mein Leben,</l><lb/>
            <l>Ihr Bru&#x0364;der, alles fu&#x0364;r Euch!</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0153] Saͤnger-Fahrt. Kuͤhlrauſchend unter'm hellen Tiefblauen Himmelsdom Treibt ſeine klaren Wellen Der ew'gen Jugend Strom. Viel ruͤſtige Geſellen, Den Argonauten gleich, Sie fahren auf den Wellen In's duft'ge Fruͤhlingsreich. Ich aber faſſ' den Becher, Daß es durch's Schiff erklingt, Am Maſt ſteh' ich als Sprecher, Der fuͤr euch alle ſingt. Wie ſtehn wir hier ſo helle! Wird mancher bald ſchlafen gehn, O Leben, wie biſt du ſchnelle, O Leben, wie biſt du ſchoͤn! Gegruͤßt, du weite Runde, Burg auf der Felſenwand, Du Land voll großer Kunde, Mein gruͤnes Vaterland! Euch moͤcht' ich alles geben, Und ich bin fuͤrſtlich reich, Mein Herzblut und mein Leben, Ihr Bruͤder, alles fuͤr Euch!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/153
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/153>, abgerufen am 21.12.2024.