Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Dichterfrühling. Wenn die Bäume lieblich rauschen, An den Bergen, an den Seen, Die im Sonnenscheine stehen, Warme Regen niederrauschen, Mag ich gern begeistert lauschen. Denn um die erfrischten Hügel Auf und nieder sich bewegen Fühl' ich Winde, Gottes Flügel, Und mir selber wachsen Flügel, Athm' ich still den neuen Segen. Wie der Kranke von der Schwelle Endlich wieder in die warme Luft hinausstreckt Brust und Arme, Und es spült des Lebens Welle Fort die Glieder in das Helle: Also kommt ein neues Leben Oft auf mich herab vom Himmel, Und ich seh' vor mir mein Streben Licht und unvergänglich schweben Durch des Lebens bunt Gewimmel. Will erquickt nun alles prangen,
Irrt der Dichter durch die Schatten, Durch die blumenreichen Matten, Denkt der Zeiten, die vergangen, Ferner Freunde voll Verlangen, Dichterfruͤhling. Wenn die Baͤume lieblich rauſchen, An den Bergen, an den Seen, Die im Sonnenſcheine ſtehen, Warme Regen niederrauſchen, Mag ich gern begeiſtert lauſchen. Denn um die erfriſchten Huͤgel Auf und nieder ſich bewegen Fuͤhl' ich Winde, Gottes Fluͤgel, Und mir ſelber wachſen Fluͤgel, Athm' ich ſtill den neuen Segen. Wie der Kranke von der Schwelle Endlich wieder in die warme Luft hinausſtreckt Bruſt und Arme, Und es ſpuͤlt des Lebens Welle Fort die Glieder in das Helle: Alſo kommt ein neues Leben Oft auf mich herab vom Himmel, Und ich ſeh' vor mir mein Streben Licht und unvergaͤnglich ſchweben Durch des Lebens bunt Gewimmel. Will erquickt nun alles prangen,
Irrt der Dichter durch die Schatten, Durch die blumenreichen Matten, Denkt der Zeiten, die vergangen, Ferner Freunde voll Verlangen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0105" n="87"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Dichterfruͤhling</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>enn die Baͤume lieblich rauſchen,</l><lb/> <l>An den Bergen, an den Seen,</l><lb/> <l>Die im Sonnenſcheine ſtehen,</l><lb/> <l>Warme Regen niederrauſchen,</l><lb/> <l>Mag ich gern begeiſtert lauſchen.</l><lb/> <l>Denn um die erfriſchten Huͤgel</l><lb/> <l>Auf und nieder ſich bewegen</l><lb/> <l>Fuͤhl' ich Winde, Gottes Fluͤgel,</l><lb/> <l>Und mir ſelber wachſen Fluͤgel,</l><lb/> <l>Athm' ich ſtill den neuen Segen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Wie der Kranke von der Schwelle</l><lb/> <l>Endlich wieder in die warme</l><lb/> <l>Luft hinausſtreckt Bruſt und Arme,</l><lb/> <l>Und es ſpuͤlt des Lebens Welle</l><lb/> <l>Fort die Glieder in das Helle:</l><lb/> <l>Alſo kommt ein neues Leben</l><lb/> <l>Oft auf mich herab vom Himmel,</l><lb/> <l>Und ich ſeh' vor mir mein Streben</l><lb/> <l>Licht und unvergaͤnglich ſchweben</l><lb/> <l>Durch des Lebens bunt Gewimmel.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Will erquickt nun alles prangen,</l><lb/> <l>Irrt der Dichter durch die Schatten,</l><lb/> <l>Durch die blumenreichen Matten,</l><lb/> <l>Denkt der Zeiten, die vergangen,</l><lb/> <l>Ferner Freunde voll Verlangen,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0105]
Dichterfruͤhling.
Wenn die Baͤume lieblich rauſchen,
An den Bergen, an den Seen,
Die im Sonnenſcheine ſtehen,
Warme Regen niederrauſchen,
Mag ich gern begeiſtert lauſchen.
Denn um die erfriſchten Huͤgel
Auf und nieder ſich bewegen
Fuͤhl' ich Winde, Gottes Fluͤgel,
Und mir ſelber wachſen Fluͤgel,
Athm' ich ſtill den neuen Segen.
Wie der Kranke von der Schwelle
Endlich wieder in die warme
Luft hinausſtreckt Bruſt und Arme,
Und es ſpuͤlt des Lebens Welle
Fort die Glieder in das Helle:
Alſo kommt ein neues Leben
Oft auf mich herab vom Himmel,
Und ich ſeh' vor mir mein Streben
Licht und unvergaͤnglich ſchweben
Durch des Lebens bunt Gewimmel.
Will erquickt nun alles prangen,
Irrt der Dichter durch die Schatten,
Durch die blumenreichen Matten,
Denkt der Zeiten, die vergangen,
Ferner Freunde voll Verlangen,
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