Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.Kennst du noch die irren Lieder Aus der alten schönen Zeit?Sie erwachen alle wieder Nachts in Waldeseinsamkeit, Wenn die Bäume träumend lauschen Und der Flieder duftet schwül Und im Fluß die Nixen rauschen -- Komm herab, hier ist's so kühl. Fortunat glaubte jetzt in dem Grunde, woher der Zehntes Kapitel. Fern von diesem Weltgetümmel, mitten zwischen Kennſt du noch die irren Lieder Aus der alten ſchoͤnen Zeit?Sie erwachen alle wieder Nachts in Waldeseinſamkeit, Wenn die Baͤume traͤumend lauſchen Und der Flieder duftet ſchwuͤl Und im Fluß die Nixen rauſchen — Komm herab, hier iſt's ſo kuͤhl. Fortunat glaubte jetzt in dem Grunde, woher der Zehntes Kapitel. Fern von dieſem Weltgetuͤmmel, mitten zwiſchen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0121" n="114"/> <lg type="poem"> <l rendition="#et">Kennſt du noch die irren Lieder</l><lb/> <l>Aus der alten ſchoͤnen Zeit?</l><lb/> <l>Sie erwachen alle wieder</l><lb/> <l>Nachts in Waldeseinſamkeit,</l><lb/> <l>Wenn die Baͤume traͤumend lauſchen</l><lb/> <l>Und der Flieder duftet ſchwuͤl</l><lb/> <l>Und im Fluß die Nixen rauſchen —</l><lb/> <l>Komm herab, hier iſt's ſo kuͤhl.</l><lb/> </lg> <p>Fortunat glaubte jetzt in dem Grunde, woher der<lb/> Geſang kam, Kordelchen zwiſchen den mondbeglaͤnzten<lb/> Gebuͤſchen zu erkennen. — Dann wurde auf einmal<lb/> alles ſtill, es war eine verlockende Nacht, das Wetter<lb/> leuchtete von ferne und die wechſelnden Schatten der<lb/> Baͤume ſchwankten verwirrend uͤber den Steinen und<lb/> Kluͤften.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr #g">Zehntes Kapitel.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Fern von dieſem Weltgetuͤmmel, mitten zwiſchen<lb/> den Waldbergen lag in ſtiller Abgeſchiedenheit ein altes<lb/> Schloß mit wunderlichen kleinen Fenſtern, halbverfal¬<lb/> lenen Soͤllern und Thuͤrmchen, alles ganz verwildert<lb/> und gruͤn uͤberwachſen. Zwiſchen den Tannenwipfeln<lb/> qualmten die weißen Schornſteine des freundlichen Dor¬<lb/> fes luſtig herauf, ſie ſchienen das Schloß ſchon lange<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0121]
Kennſt du noch die irren Lieder
Aus der alten ſchoͤnen Zeit?
Sie erwachen alle wieder
Nachts in Waldeseinſamkeit,
Wenn die Baͤume traͤumend lauſchen
Und der Flieder duftet ſchwuͤl
Und im Fluß die Nixen rauſchen —
Komm herab, hier iſt's ſo kuͤhl.
Fortunat glaubte jetzt in dem Grunde, woher der
Geſang kam, Kordelchen zwiſchen den mondbeglaͤnzten
Gebuͤſchen zu erkennen. — Dann wurde auf einmal
alles ſtill, es war eine verlockende Nacht, das Wetter
leuchtete von ferne und die wechſelnden Schatten der
Baͤume ſchwankten verwirrend uͤber den Steinen und
Kluͤften.
Zehntes Kapitel.
Fern von dieſem Weltgetuͤmmel, mitten zwiſchen
den Waldbergen lag in ſtiller Abgeſchiedenheit ein altes
Schloß mit wunderlichen kleinen Fenſtern, halbverfal¬
lenen Soͤllern und Thuͤrmchen, alles ganz verwildert
und gruͤn uͤberwachſen. Zwiſchen den Tannenwipfeln
qualmten die weißen Schornſteine des freundlichen Dor¬
fes luſtig herauf, ſie ſchienen das Schloß ſchon lange
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