Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

mich verachten und verstoßen, ich bin selber
schuld an ihrem ewigen Verderben. Wahr-
lich, wenn es sonst keine Hölle gäbe, eine
solche Selbstanklage wäre Hölle genug. Ich
will dieses Bild nicht weiter ausmalen. Es
giebt keine Farben, die dazu schwarz genug
sind. Das Kapitel von dem Lachen und
Weinen des Vaters ist ja ohnehin uner-
schöpflich. Darum breche ich es ab mit einer
Erinnerung, die mir einst in einem alten
Buche begegnete: "Als du geboren wur-
dest, weintest du, und die Deinigen lächel-
ten. Lebe so, daß, wenn es zum Sterben
kömmt, du lächeln kannst und die Deini-
gen weinen."

(Bete den besonderen Segen für Hausväter nach
der heiligen Kommunion. Seite 392.)

8. Der christliche Vater.

Vaterwürde, Vaterpflichten, Vatersorgen,
Vaterfreuden - jeder Mensch, der nicht ganz
roh ist, wird diesen Worten einen tiefen
Sinn unterlegen. Aber die Bedeutung dieser
Worte wird doch bei den einzelnen verschie-
den sein, sie wird in ihrem Werte steigen
und fallen, je nachdem ihre religiösen An-
schauungen beschaffen sind.

mich verachten und verstoßen, ich bin selber
schuld an ihrem ewigen Verderben. Wahr-
lich, wenn es sonst keine Hölle gäbe, eine
solche Selbstanklage wäre Hölle genug. Ich
will dieses Bild nicht weiter ausmalen. Es
giebt keine Farben, die dazu schwarz genug
sind. Das Kapitel von dem Lachen und
Weinen des Vaters ist ja ohnehin uner-
schöpflich. Darum breche ich es ab mit einer
Erinnerung, die mir einst in einem alten
Buche begegnete: „Als du geboren wur-
dest, weintest du, und die Deinigen lächel-
ten. Lebe so, daß, wenn es zum Sterben
kömmt, du lächeln kannst und die Deini-
gen weinen.“

(Bete den besonderen Segen für Hausväter nach
der heiligen Kommunion. Seite 392.)

8. Der christliche Vater.

Vaterwürde, Vaterpflichten, Vatersorgen,
Vaterfreuden – jeder Mensch, der nicht ganz
roh ist, wird diesen Worten einen tiefen
Sinn unterlegen. Aber die Bedeutung dieser
Worte wird doch bei den einzelnen verschie-
den sein, sie wird in ihrem Werte steigen
und fallen, je nachdem ihre religiösen An-
schauungen beschaffen sind.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="7">
          <p><pb facs="#f0069" xml:id="E29V3_001_1895_pb0055_0001" n="55"/>
mich verachten und verstoßen, ich bin selber<lb/>
schuld an ihrem ewigen Verderben. Wahr-<lb/>
lich, wenn es sonst keine Hölle gäbe, eine<lb/>
solche Selbstanklage wäre Hölle genug. Ich<lb/>
will dieses Bild nicht weiter ausmalen. Es<lb/>
giebt keine Farben, die dazu schwarz genug<lb/>
sind. Das Kapitel von dem Lachen und<lb/>
Weinen des Vaters ist ja ohnehin uner-<lb/>
schöpflich. Darum breche ich es ab mit einer<lb/>
Erinnerung, die mir einst in einem alten<lb/>
Buche begegnete: <q>&#x201E;Als du geboren wur-<lb/>
dest, weintest du, und die Deinigen lächel-<lb/>
ten. Lebe so, daß, wenn es zum Sterben<lb/>
kömmt, du lächeln kannst und die Deini-<lb/>
gen weinen.&#x201C;</q></p>
          <p rendition="#s">(Bete den besonderen Segen für Hausväter nach<lb/>
der heiligen Kommunion. Seite 392.)</p>
        </div>
        <div n="8">
          <head rendition="#c">8. Der christliche Vater.</head><lb/>
          <p>Vaterwürde, Vaterpflichten, Vatersorgen,<lb/>
Vaterfreuden &#x2013; jeder Mensch, der nicht ganz<lb/>
roh ist, wird diesen Worten einen tiefen<lb/>
Sinn unterlegen. Aber die Bedeutung dieser<lb/>
Worte wird doch bei den einzelnen verschie-<lb/>
den sein, sie wird in ihrem Werte steigen<lb/>
und fallen, je nachdem ihre religiösen An-<lb/>
schauungen beschaffen sind.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0069] mich verachten und verstoßen, ich bin selber schuld an ihrem ewigen Verderben. Wahr- lich, wenn es sonst keine Hölle gäbe, eine solche Selbstanklage wäre Hölle genug. Ich will dieses Bild nicht weiter ausmalen. Es giebt keine Farben, die dazu schwarz genug sind. Das Kapitel von dem Lachen und Weinen des Vaters ist ja ohnehin uner- schöpflich. Darum breche ich es ab mit einer Erinnerung, die mir einst in einem alten Buche begegnete: „Als du geboren wur- dest, weintest du, und die Deinigen lächel- ten. Lebe so, daß, wenn es zum Sterben kömmt, du lächeln kannst und die Deini- gen weinen.“ (Bete den besonderen Segen für Hausväter nach der heiligen Kommunion. Seite 392.) 8. Der christliche Vater. Vaterwürde, Vaterpflichten, Vatersorgen, Vaterfreuden – jeder Mensch, der nicht ganz roh ist, wird diesen Worten einen tiefen Sinn unterlegen. Aber die Bedeutung dieser Worte wird doch bei den einzelnen verschie- den sein, sie wird in ihrem Werte steigen und fallen, je nachdem ihre religiösen An- schauungen beschaffen sind.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/69
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/69>, abgerufen am 21.11.2024.