In einer Abendgesellschaft bei Goethe mit dem berühmten Blumenbach aus Göttingen. Blumenbach ist alt, aber von lebhaftem und heiterem Ausdruck; er hat sich die ganze Beweglichkeit der Jugend zu bewahren gewußt. Sein Benehmen ist der Art, daß man nicht denkt, daß man einen Gelehrten vor sich habe. Seine Herzlichkeit ist frei und froh; er macht keine Umstände und man ist bald mit ihm auf einem sehr bequemen Fuß. Seine Bekanntschaft war mir so interessant wie angenehm.
Dienstag, den 5. November 1822*.
Abendgesellschaft bei Goethe. Unter den Anwesenden befand sich auch der Maler Kolbe. Man zeigte uns von ihm ein trefflich ausgeführtes Gemälde, eine Copie der Venus von Titian der Dresdener Galerie.
Auch Herrn von Eschwege und den berühmten Hummel fand ich diesen Abend bei Goethe. Hummel improvisirte fast eine Stunde lang auf dem Piano, mit einer Kraft und einem Talent, wovon es unmöglich ist sich einen Begriff zu machen, wenn man ihn nicht gehört hat. Ich fand seine Unterhaltung einfach und natürlich, und ihn selbst, für einen Virtuosen von so großer Berühmtheit, auffallend bescheiden.
Donnerstag, den 10. October 1822*.
In einer Abendgeſellſchaft bei Goethe mit dem berühmten Blumenbach aus Göttingen. Blumenbach iſt alt, aber von lebhaftem und heiterem Ausdruck; er hat ſich die ganze Beweglichkeit der Jugend zu bewahren gewußt. Sein Benehmen iſt der Art, daß man nicht denkt, daß man einen Gelehrten vor ſich habe. Seine Herzlichkeit iſt frei und froh; er macht keine Umſtände und man iſt bald mit ihm auf einem ſehr bequemen Fuß. Seine Bekanntſchaft war mir ſo intereſſant wie angenehm.
Dienstag, den 5. November 1822*.
Abendgeſellſchaft bei Goethe. Unter den Anweſenden befand ſich auch der Maler Kolbe. Man zeigte uns von ihm ein trefflich ausgeführtes Gemälde, eine Copie der Venus von Titian der Dresdener Galerie.
Auch Herrn von Eſchwege und den berühmten Hummel fand ich dieſen Abend bei Goethe. Hummel improviſirte faſt eine Stunde lang auf dem Piano, mit einer Kraft und einem Talent, wovon es unmöglich iſt ſich einen Begriff zu machen, wenn man ihn nicht gehört hat. Ich fand ſeine Unterhaltung einfach und natürlich, und ihn ſelbſt, für einen Virtuoſen von ſo großer Berühmtheit, auffallend beſcheiden.
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Donnerstag, den 10. October 1822*.
In einer Abendgeſellſchaft bei Goethe mit dem
berühmten Blumenbach aus Göttingen. Blumenbach
iſt alt, aber von lebhaftem und heiterem Ausdruck; er
hat ſich die ganze Beweglichkeit der Jugend zu bewahren
gewußt. Sein Benehmen iſt der Art, daß man nicht
denkt, daß man einen Gelehrten vor ſich habe. Seine
Herzlichkeit iſt frei und froh; er macht keine Umſtände
und man iſt bald mit ihm auf einem ſehr bequemen Fuß.
Seine Bekanntſchaft war mir ſo intereſſant wie angenehm.
Dienstag, den 5. November 1822*.
Abendgeſellſchaft bei Goethe. Unter den Anweſenden
befand ſich auch der Maler Kolbe. Man zeigte uns
von ihm ein trefflich ausgeführtes Gemälde, eine Copie
der Venus von Titian der Dresdener Galerie.
Auch Herrn von Eſchwege und den berühmten
Hummel fand ich dieſen Abend bei Goethe. Hummel
improviſirte faſt eine Stunde lang auf dem Piano, mit
einer Kraft und einem Talent, wovon es unmöglich iſt
ſich einen Begriff zu machen, wenn man ihn nicht
gehört hat. Ich fand ſeine Unterhaltung einfach und
natürlich, und ihn ſelbſt, für einen Virtuoſen von
ſo großer Berühmtheit, auffallend beſcheiden.
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/27>, abgerufen am 03.12.2024.
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