Bei Goethe zu Tisch. -- Er sprach viel und mit Bewunderung über Alexander von Humboldt, des¬ sen Werk über Cuba und Columbien er zu lesen angefan¬ gen und dessen Ansichten über das Project eines Durch¬ stiches der Landenge von Panama für ihn ein ganz beson¬ deres Interesse zu haben schienen. "Humboldt, sagte Goethe, hat mit großer Sachkenntniß noch andere Punkte angegeben, wo man mit Benutzung einiger in den Mexi¬ kanischen Meerbusen fließenden Ströme vielleicht noch vortheilhafter zum Ziele käme, als bei Panama. Dieß ist nun Alles der Zukunft und einem großen Unter¬ nehmungsgeiste vorbehalten. So viel ist aber gewiß, gelänge ein Durchstich der Art, daß man mit Schiffen von jeder Ladung und jeder Größe durch solchen Canal aus dem Mexikanischen Meerbusen in den stillen Ocean fahren könnte, so würden daraus für die ganze civili¬ sirte und nichtcivilisirte Menschheit ganz unberechenbare Resultate hervorgehen. Wundern sollte es mich aber, wenn die vereinigten Staaten es sich sollten entgehen lassen, ein solches Werk in ihre Hände zu bekommen. Es ist vorauszusehen, daß dieser jugendliche Staat,
Mittwoch, den 21. Februar 1827.
Bei Goethe zu Tiſch. — Er ſprach viel und mit Bewunderung über Alexander von Humboldt, deſ¬ ſen Werk über Cuba und Columbien er zu leſen angefan¬ gen und deſſen Anſichten über das Project eines Durch¬ ſtiches der Landenge von Panama für ihn ein ganz beſon¬ deres Intereſſe zu haben ſchienen. „Humboldt, ſagte Goethe, hat mit großer Sachkenntniß noch andere Punkte angegeben, wo man mit Benutzung einiger in den Mexi¬ kaniſchen Meerbuſen fließenden Ströme vielleicht noch vortheilhafter zum Ziele käme, als bei Panama. Dieß iſt nun Alles der Zukunft und einem großen Unter¬ nehmungsgeiſte vorbehalten. So viel iſt aber gewiß, gelänge ein Durchſtich der Art, daß man mit Schiffen von jeder Ladung und jeder Größe durch ſolchen Canal aus dem Mexikaniſchen Meerbuſen in den ſtillen Ocean fahren könnte, ſo würden daraus für die ganze civili¬ ſirte und nichtciviliſirte Menſchheit ganz unberechenbare Reſultate hervorgehen. Wundern ſollte es mich aber, wenn die vereinigten Staaten es ſich ſollten entgehen laſſen, ein ſolches Werk in ihre Hände zu bekommen. Es iſt vorauszuſehen, daß dieſer jugendliche Staat,
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Mittwoch, den 21. Februar 1827.
Bei Goethe zu Tiſch. — Er ſprach viel und mit
Bewunderung über Alexander von Humboldt, deſ¬
ſen Werk über Cuba und Columbien er zu leſen angefan¬
gen und deſſen Anſichten über das Project eines Durch¬
ſtiches der Landenge von Panama für ihn ein ganz beſon¬
deres Intereſſe zu haben ſchienen. „Humboldt, ſagte
Goethe, hat mit großer Sachkenntniß noch andere Punkte
angegeben, wo man mit Benutzung einiger in den Mexi¬
kaniſchen Meerbuſen fließenden Ströme vielleicht noch
vortheilhafter zum Ziele käme, als bei Panama. Dieß
iſt nun Alles der Zukunft und einem großen Unter¬
nehmungsgeiſte vorbehalten. So viel iſt aber gewiß,
gelänge ein Durchſtich der Art, daß man mit Schiffen
von jeder Ladung und jeder Größe durch ſolchen Canal
aus dem Mexikaniſchen Meerbuſen in den ſtillen Ocean
fahren könnte, ſo würden daraus für die ganze civili¬
ſirte und nichtciviliſirte Menſchheit ganz unberechenbare
Reſultate hervorgehen. Wundern ſollte es mich aber,
wenn die vereinigten Staaten es ſich ſollten entgehen
laſſen, ein ſolches Werk in ihre Hände zu bekommen.
Es iſt vorauszuſehen, daß dieſer jugendliche Staat,
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. [119]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/141>, abgerufen am 21.11.2024.
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