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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.

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Schottland senden, und hoffe jenem Freunde damit kein
unwillkommenes Geschenk zu machen."


Goethe erfreute mich mit der Nachricht, daß es ihm
in diesen Tagen gelungen, den bisher fehlenden An¬
fang des fünften Actes von Faust so gut wie fertig zu
machen.

"Die Intention auch dieser Scenen, sagte er, ist
über dreyßig Jahre alt; sie war von solcher Bedeutung,
daß ich daran das Interesse nicht verloren, allein so
schwer auszuführen, daß ich mich davor fürchtete. Ich
bin nun durch manche Künste wieder in Zug gekommen,
und wenn das Glück gut ist, so schreibe ich jetzt den
vierten Act hintereinander weg."

Goethe erwähnte darauf eines bekannten Schrift¬
stellers. "Es ist ein Talent, sagte er, dem der Par¬
teyhaß als Alliance dient und das ohne ihn keine
Wirkung gethan haben würde. Man findet häufige
Proben in der Literatur, wo der Haß das Genie er¬
setzet, und wo geringe Talente bedeutend erscheinen,
indem sie als Organ einer Partey auftreten. So
auch findet man im Leben eine Masse von Perso¬
nen, die nicht Character genug haben, um alleine
zu stehen; diese werfen sich gleichfalls an eine Partey,

Schottland ſenden, und hoffe jenem Freunde damit kein
unwillkommenes Geſchenk zu machen.“


Goethe erfreute mich mit der Nachricht, daß es ihm
in dieſen Tagen gelungen, den bisher fehlenden An¬
fang des fuͤnften Actes von Fauſt ſo gut wie fertig zu
machen.

„Die Intention auch dieſer Scenen, ſagte er, iſt
uͤber dreyßig Jahre alt; ſie war von ſolcher Bedeutung,
daß ich daran das Intereſſe nicht verloren, allein ſo
ſchwer auszufuͤhren, daß ich mich davor fuͤrchtete. Ich
bin nun durch manche Kuͤnſte wieder in Zug gekommen,
und wenn das Gluͤck gut iſt, ſo ſchreibe ich jetzt den
vierten Act hintereinander weg.“

Goethe erwaͤhnte darauf eines bekannten Schrift¬
ſtellers. „Es iſt ein Talent, ſagte er, dem der Par¬
teyhaß als Alliance dient und das ohne ihn keine
Wirkung gethan haben wuͤrde. Man findet haͤufige
Proben in der Literatur, wo der Haß das Genie er¬
ſetzet, und wo geringe Talente bedeutend erſcheinen,
indem ſie als Organ einer Partey auftreten. So
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[340/0350] Schottland ſenden, und hoffe jenem Freunde damit kein unwillkommenes Geſchenk zu machen.“ Montag den 2. May 1831. Goethe erfreute mich mit der Nachricht, daß es ihm in dieſen Tagen gelungen, den bisher fehlenden An¬ fang des fuͤnften Actes von Fauſt ſo gut wie fertig zu machen. „Die Intention auch dieſer Scenen, ſagte er, iſt uͤber dreyßig Jahre alt; ſie war von ſolcher Bedeutung, daß ich daran das Intereſſe nicht verloren, allein ſo ſchwer auszufuͤhren, daß ich mich davor fuͤrchtete. Ich bin nun durch manche Kuͤnſte wieder in Zug gekommen, und wenn das Gluͤck gut iſt, ſo ſchreibe ich jetzt den vierten Act hintereinander weg.“ Goethe erwaͤhnte darauf eines bekannten Schrift¬ ſtellers. „Es iſt ein Talent, ſagte er, dem der Par¬ teyhaß als Alliance dient und das ohne ihn keine Wirkung gethan haben wuͤrde. Man findet haͤufige Proben in der Literatur, wo der Haß das Genie er¬ ſetzet, und wo geringe Talente bedeutend erſcheinen, indem ſie als Organ einer Partey auftreten. So auch findet man im Leben eine Maſſe von Perſo¬ nen, die nicht Character genug haben, um alleine zu ſtehen; dieſe werfen ſich gleichfalls an eine Partey,

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/350>, abgerufen am 22.12.2024.