in außerordentlichen Individuen versuchte, die wir an¬ staunen und nicht begreifen woher sie kommen."
Dienstag, den 15. Februar 1831.
Mit Goethe zu Tisch. Ich erzähle ihm vom Thea¬ ter; er lobt das gestrige Stück, HeinrichIII. von Dümas, als ganz vortrefflich, findet jedoch natürlich, daß es für das Publicum nicht die rechte Speise gewe¬ sen. "Ich hätte es unter meiner Direction nicht zu bringen gewagt, sagte er, denn ich erinnere mich noch gar wohl, was wir mit dem Standhaften Prinzen für Noth gehabt, um ihn beym Publicum einzuschwär¬ zen, der doch noch weit menschlicher und poetischer ist und im Grunde weit näher liegt als Heinrich der Dritte."
Ich rede vom Groß-Cophta, den ich in diesen Tagen abermals gelesen. Ich gehe die einzelnen Scenen gesprächsweise durch und schließe mit dem Wunsch, es einmal auf der Bühne zu sehen.
"Es ist mir lieb, sagte Goethe, daß Ihnen das Stück gefällt, und daß Sie herausfinden, was ich hin¬ eingearbeitet habe. Es war im Grunde keine geringe Operation, ein ganz reales Factum erst poetisch, und dann theatralisch zu machen. Und doch werden Sie
in außerordentlichen Individuen verſuchte, die wir an¬ ſtaunen und nicht begreifen woher ſie kommen.“
Dienſtag, den 15. Februar 1831.
Mit Goethe zu Tiſch. Ich erzaͤhle ihm vom Thea¬ ter; er lobt das geſtrige Stuͤck, HeinrichIII. von Duͤmas, als ganz vortrefflich, findet jedoch natuͤrlich, daß es fuͤr das Publicum nicht die rechte Speiſe gewe¬ ſen. „Ich haͤtte es unter meiner Direction nicht zu bringen gewagt, ſagte er, denn ich erinnere mich noch gar wohl, was wir mit dem Standhaften Prinzen fuͤr Noth gehabt, um ihn beym Publicum einzuſchwaͤr¬ zen, der doch noch weit menſchlicher und poetiſcher iſt und im Grunde weit naͤher liegt als Heinrich der Dritte.“
Ich rede vom Groß-Cophta, den ich in dieſen Tagen abermals geleſen. Ich gehe die einzelnen Scenen geſpraͤchsweiſe durch und ſchließe mit dem Wunſch, es einmal auf der Buͤhne zu ſehen.
„Es iſt mir lieb, ſagte Goethe, daß Ihnen das Stuͤck gefaͤllt, und daß Sie herausfinden, was ich hin¬ eingearbeitet habe. Es war im Grunde keine geringe Operation, ein ganz reales Factum erſt poetiſch, und dann theatraliſch zu machen. Und doch werden Sie
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in außerordentlichen Individuen verſuchte, die wir an¬
ſtaunen und nicht begreifen woher ſie kommen.“
Dienſtag, den 15. Februar 1831.
Mit Goethe zu Tiſch. Ich erzaͤhle ihm vom Thea¬
ter; er lobt das geſtrige Stuͤck, Heinrich III. von
Duͤmas, als ganz vortrefflich, findet jedoch natuͤrlich,
daß es fuͤr das Publicum nicht die rechte Speiſe gewe¬
ſen. „Ich haͤtte es unter meiner Direction nicht zu
bringen gewagt, ſagte er, denn ich erinnere mich noch
gar wohl, was wir mit dem Standhaften Prinzen
fuͤr Noth gehabt, um ihn beym Publicum einzuſchwaͤr¬
zen, der doch noch weit menſchlicher und poetiſcher iſt
und im Grunde weit naͤher liegt als Heinrich der
Dritte.“
Ich rede vom Groß-Cophta, den ich in dieſen
Tagen abermals geleſen. Ich gehe die einzelnen Scenen
geſpraͤchsweiſe durch und ſchließe mit dem Wunſch, es
einmal auf der Buͤhne zu ſehen.
„Es iſt mir lieb, ſagte Goethe, daß Ihnen das
Stuͤck gefaͤllt, und daß Sie herausfinden, was ich hin¬
eingearbeitet habe. Es war im Grunde keine geringe
Operation, ein ganz reales Factum erſt poetiſch, und
dann theatraliſch zu machen. Und doch werden Sie
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/281>, abgerufen am 22.12.2024.
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