fähig sind, sich auf den Fuß dessen zu setzen, was seyn muß, und daß vielmehr Alle nur immer das loben und das hervorgebracht wissen wollen, was ihnen selber ge¬ mäß ist. Und das waren die Ersten und Besten, und Sie mögen nun denken, wie es um die Meinungen der Masse aussah, und wie man eigentlich immer allein stand." --
"Hätte ich in der bildenden Kunst und in den Na¬ turstudien kein Fundament gehabt, so hätte ich mich in der schlechten Zeit und deren täglichen Einwirkungen auch schwerlich oben gehalten; aber das hat mich ge¬ schützt, so wie ich auch Schillern von dieser Seite zu Hülfe kam."
Dienstag, den 24. März 1829.
"Je höher ein Mensch, sagte Goethe, desto mehr steht er unter dem Einfluß der Dämonen, und er muß nur immer aufpassen, daß sein leitender Wille nicht auf Abwege gerathe."
"So waltete bey meiner Bekanntschaft mit Schil¬ lern durchaus etwas Dämonisches ob; wir konnten früher, wir konnten später zusammengeführt werden; aber daß wir es grade in der Epoche wurden, wo ich die italienische Reise hinter mir hatte, und Schiller der
faͤhig ſind, ſich auf den Fuß deſſen zu ſetzen, was ſeyn muß, und daß vielmehr Alle nur immer das loben und das hervorgebracht wiſſen wollen, was ihnen ſelber ge¬ maͤß iſt. Und das waren die Erſten und Beſten, und Sie moͤgen nun denken, wie es um die Meinungen der Maſſe ausſah, und wie man eigentlich immer allein ſtand.“ —
„Haͤtte ich in der bildenden Kunſt und in den Na¬ turſtudien kein Fundament gehabt, ſo haͤtte ich mich in der ſchlechten Zeit und deren taͤglichen Einwirkungen auch ſchwerlich oben gehalten; aber das hat mich ge¬ ſchuͤtzt, ſo wie ich auch Schillern von dieſer Seite zu Huͤlfe kam.“
Dienſtag, den 24. Maͤrz 1829.
„Je hoͤher ein Menſch, ſagte Goethe, deſto mehr ſteht er unter dem Einfluß der Daͤmonen, und er muß nur immer aufpaſſen, daß ſein leitender Wille nicht auf Abwege gerathe.“
„So waltete bey meiner Bekanntſchaft mit Schil¬ lern durchaus etwas Daͤmoniſches ob; wir konnten fruͤher, wir konnten ſpaͤter zuſammengefuͤhrt werden; aber daß wir es grade in der Epoche wurden, wo ich die italieniſche Reiſe hinter mir hatte, und Schiller der
<TEI><text><body><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0100"n="90"/>
faͤhig ſind, ſich auf den Fuß deſſen zu ſetzen, was ſeyn<lb/>
muß, und daß vielmehr Alle nur immer das loben und<lb/>
das hervorgebracht wiſſen wollen, was ihnen ſelber ge¬<lb/>
maͤß iſt. Und das waren die Erſten und Beſten, und<lb/>
Sie moͤgen nun denken, wie es um die Meinungen der<lb/>
Maſſe ausſah, und wie man eigentlich immer allein<lb/>ſtand.“—</p><lb/><p>„Haͤtte ich in der bildenden Kunſt und in den Na¬<lb/>
turſtudien kein Fundament gehabt, ſo haͤtte ich mich in<lb/>
der ſchlechten Zeit und deren taͤglichen Einwirkungen<lb/>
auch ſchwerlich oben gehalten; aber das hat mich ge¬<lb/>ſchuͤtzt, ſo wie ich auch Schillern von dieſer Seite zu<lb/>
Huͤlfe kam.“</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div><divn="4"><datelinerendition="#right">Dienſtag, den 24. Maͤrz 1829.<lb/></dateline><p>„Je hoͤher ein Menſch, ſagte Goethe, deſto mehr<lb/>ſteht er unter dem Einfluß der Daͤmonen, und er muß<lb/>
nur immer aufpaſſen, daß ſein leitender Wille nicht auf<lb/>
Abwege gerathe.“</p><lb/><p>„So waltete bey meiner Bekanntſchaft mit <hirendition="#g">Schil¬<lb/>
lern</hi> durchaus etwas Daͤmoniſches ob; wir konnten<lb/>
fruͤher, wir konnten ſpaͤter zuſammengefuͤhrt werden;<lb/>
aber daß wir es grade in der Epoche wurden, wo ich<lb/>
die italieniſche Reiſe hinter mir hatte, und Schiller der<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[90/0100]
faͤhig ſind, ſich auf den Fuß deſſen zu ſetzen, was ſeyn
muß, und daß vielmehr Alle nur immer das loben und
das hervorgebracht wiſſen wollen, was ihnen ſelber ge¬
maͤß iſt. Und das waren die Erſten und Beſten, und
Sie moͤgen nun denken, wie es um die Meinungen der
Maſſe ausſah, und wie man eigentlich immer allein
ſtand.“ —
„Haͤtte ich in der bildenden Kunſt und in den Na¬
turſtudien kein Fundament gehabt, ſo haͤtte ich mich in
der ſchlechten Zeit und deren taͤglichen Einwirkungen
auch ſchwerlich oben gehalten; aber das hat mich ge¬
ſchuͤtzt, ſo wie ich auch Schillern von dieſer Seite zu
Huͤlfe kam.“
Dienſtag, den 24. Maͤrz 1829.
„Je hoͤher ein Menſch, ſagte Goethe, deſto mehr
ſteht er unter dem Einfluß der Daͤmonen, und er muß
nur immer aufpaſſen, daß ſein leitender Wille nicht auf
Abwege gerathe.“
„So waltete bey meiner Bekanntſchaft mit Schil¬
lern durchaus etwas Daͤmoniſches ob; wir konnten
fruͤher, wir konnten ſpaͤter zuſammengefuͤhrt werden;
aber daß wir es grade in der Epoche wurden, wo ich
die italieniſche Reiſe hinter mir hatte, und Schiller der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/100>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.