Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836.Ich brauche nur zum Fenster hinauszusehen, um in Unter solchen und ähnlichen heiteren Unterhaltungen Donnerstag Abend den 18. Januar 1827. Auf diesen Abend hatte Goethe mir den Schluß der Ich brauche nur zum Fenſter hinauszuſehen, um in Unter ſolchen und aͤhnlichen heiteren Unterhaltungen Donnerstag Abend den 18. Januar 1827. Auf dieſen Abend hatte Goethe mir den Schluß der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0318" n="298"/> <p>Ich brauche nur zum Fenſter hinauszuſehen, um in<lb/> ſtraßenkehrenden Beſen und herumlaufenden Kindern<lb/> die Symbole der ſich ewig abnutzenden und immer ſich<lb/> verjuͤngenden Welt beſtaͤndig vor Augen zu haben.<lb/> Kinderſpiele und Jugend-Vergnuͤgungen erhalten ſich<lb/> daher und pflanzen ſich von Jahrhundert zu Jahrhun¬<lb/> dert fort; denn ſo abſurd ſie auch einem reiferen Alter<lb/> erſcheinen moͤgen, Kinder bleiben doch immer Kinder<lb/> und ſind ſich zu allen Zeiten aͤhnlich. Deßhalb ſoll<lb/> man auch die Johannisfeuer nicht verbieten und den<lb/> lieben Kindern die Freude daran nicht verderben.“</p><lb/> <p>Unter ſolchen und aͤhnlichen heiteren Unterhaltungen<lb/> gingen die Stunden des Tiſches ſchnell voruͤber. Wir<lb/> juͤngeren Leute gingen ſodann hinauf in die obern Zim¬<lb/> mer, waͤhrend der Canzler bey Goethe blieb.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="2"> <dateline rendition="#right">Donnerstag Abend den 18. Januar 1827.<lb/></dateline> <p>Auf dieſen Abend hatte Goethe mir den Schluß der<lb/> Novelle verſprochen. Ich ging halb ſieben Uhr zu ihm<lb/> und fand ihn in ſeiner traulichen Arbeitsſtube allein.<lb/> Ich ſetzte mich zu ihm an den Tiſch und nachdem wir die<lb/> naͤchſten Tagesereigniſſe beſprochen hatten, ſtand Goethe<lb/> auf und gab mir die erwuͤnſchten letzten Bogen. „Da<lb/> leſen Sie den Schluß“, ſagte er. Ich begann. Goethe<lb/> ging derweile im Zimmer auf und ab und<choice><sic> und</sic><corr/></choice> ſtand<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [298/0318]
Ich brauche nur zum Fenſter hinauszuſehen, um in
ſtraßenkehrenden Beſen und herumlaufenden Kindern
die Symbole der ſich ewig abnutzenden und immer ſich
verjuͤngenden Welt beſtaͤndig vor Augen zu haben.
Kinderſpiele und Jugend-Vergnuͤgungen erhalten ſich
daher und pflanzen ſich von Jahrhundert zu Jahrhun¬
dert fort; denn ſo abſurd ſie auch einem reiferen Alter
erſcheinen moͤgen, Kinder bleiben doch immer Kinder
und ſind ſich zu allen Zeiten aͤhnlich. Deßhalb ſoll
man auch die Johannisfeuer nicht verbieten und den
lieben Kindern die Freude daran nicht verderben.“
Unter ſolchen und aͤhnlichen heiteren Unterhaltungen
gingen die Stunden des Tiſches ſchnell voruͤber. Wir
juͤngeren Leute gingen ſodann hinauf in die obern Zim¬
mer, waͤhrend der Canzler bey Goethe blieb.
Donnerstag Abend den 18. Januar 1827.
Auf dieſen Abend hatte Goethe mir den Schluß der
Novelle verſprochen. Ich ging halb ſieben Uhr zu ihm
und fand ihn in ſeiner traulichen Arbeitsſtube allein.
Ich ſetzte mich zu ihm an den Tiſch und nachdem wir die
naͤchſten Tagesereigniſſe beſprochen hatten, ſtand Goethe
auf und gab mir die erwuͤnſchten letzten Bogen. „Da
leſen Sie den Schluß“, ſagte er. Ich begann. Goethe
ging derweile im Zimmer auf und ab und ſtand
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Zitationshilfe: | Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/318>, abgerufen am 22.02.2025. |