Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836.Frau v. Goethe und Fräulein Ulrike traten herein; Bald nach Tisch ging Zelter. Auf den Abend war Donnerstag den 4. December 1823. Diesen Morgen brachte mir Secretair Kräuter 7 *
Frau v. Goethe und Fraͤulein Ulrike traten herein; Bald nach Tiſch ging Zelter. Auf den Abend war Donnerstag den 4. December 1823. Dieſen Morgen brachte mir Secretair Kraͤuter 7 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0119" n="99"/> <p>Frau v. Goethe und Fraͤulein Ulrike traten herein;<lb/> auch der junge Goethe in Uniform und Degen, um an<lb/> Hof zu gehen. Wir ſetzten uns zu Tiſch. Fraͤulein<lb/> Ulrike und Zelter waren beſonders munter und neckten<lb/> ſich auf die anmuthigſte Weiſe waͤhrend der ganzen<lb/> Tafel. Zelters Perſon und Gegenwart that mir ſehr<lb/> wohl. Er war als ein gluͤcklicher geſunder Menſch im¬<lb/> mer ganz dem Augenblick hingegeben und es fehlte ihm<lb/> nie am rechten Wort. Dabey war er voller Gutmuͤ¬<lb/> thigkeit und Behagen und ſo ungenirt, daß er alles<lb/> herausſagen mochte und mitunter ſogar ſehr Derbes.<lb/> Seine eigene geiſtige Freyheit theilte ſich mit, ſo daß<lb/> alle beengende Ruͤckſicht in ſeiner Naͤhe ſehr bald weg¬<lb/> fiel. Ich that im Stillen den Wunſch, eine Zeitlang<lb/> mit ihm zu leben, und bin gewiß, es wuͤrde mir gut<lb/> thun.</p><lb/> <p>Bald nach Tiſch ging Zelter. Auf den Abend war<lb/> er zur Großfuͤrſtinn gebeten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="2"> <dateline rendition="#right">Donnerstag den 4. December 1823.<lb/></dateline> <p>Dieſen Morgen brachte mir Secretair <hi rendition="#g">Kraͤuter</hi><lb/> eine Einladung bey Goethe zu Tiſch. Dabey gab er<lb/> mir von Goethe den Wink, Zeltern doch ein Exemplar<lb/> meiner Beytraͤge zur Poeſie zu verehren. Ich that ſo<lb/> und brachte es ihm ins Wirthshaus. Zelter gab mir<lb/> <fw place="bottom" type="sig">7 *<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [99/0119]
Frau v. Goethe und Fraͤulein Ulrike traten herein;
auch der junge Goethe in Uniform und Degen, um an
Hof zu gehen. Wir ſetzten uns zu Tiſch. Fraͤulein
Ulrike und Zelter waren beſonders munter und neckten
ſich auf die anmuthigſte Weiſe waͤhrend der ganzen
Tafel. Zelters Perſon und Gegenwart that mir ſehr
wohl. Er war als ein gluͤcklicher geſunder Menſch im¬
mer ganz dem Augenblick hingegeben und es fehlte ihm
nie am rechten Wort. Dabey war er voller Gutmuͤ¬
thigkeit und Behagen und ſo ungenirt, daß er alles
herausſagen mochte und mitunter ſogar ſehr Derbes.
Seine eigene geiſtige Freyheit theilte ſich mit, ſo daß
alle beengende Ruͤckſicht in ſeiner Naͤhe ſehr bald weg¬
fiel. Ich that im Stillen den Wunſch, eine Zeitlang
mit ihm zu leben, und bin gewiß, es wuͤrde mir gut
thun.
Bald nach Tiſch ging Zelter. Auf den Abend war
er zur Großfuͤrſtinn gebeten.
Donnerstag den 4. December 1823.
Dieſen Morgen brachte mir Secretair Kraͤuter
eine Einladung bey Goethe zu Tiſch. Dabey gab er
mir von Goethe den Wink, Zeltern doch ein Exemplar
meiner Beytraͤge zur Poeſie zu verehren. Ich that ſo
und brachte es ihm ins Wirthshaus. Zelter gab mir
7 *
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |