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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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denn das Ganze wird umschrieben und beleuchtet seyn."
Diesen Rath ergriff ich als zweckmäßig. "Ja, was
hindert Sie, dabey auch einmal dramatisch zu verfahren
und ein Gespräch etwa mit dem Gärtner führen zu
lassen? -- Und durch diese Zerstückelung macht man es
sich leicht und kann besser das Characteristische der ver¬
schiedenen Seiten des Gegenstandes ausdrücken. Ein
umfassendes größeres Ganze dagegen ist immer schwierig
und man bringt selten etwas Vollendetes zu Stande."


Goethe befindet sich seit einigen Tagen nicht zum
besten; eine heftige Erkältung scheint in ihm zu stecken.
Er hustet viel, obgleich laut und kräftig; doch scheint
der Husten schmerzlich zu seyn, denn er faßt dabey ge¬
wöhnlich mit der Hand nach der Seite des Herzens.

Ich war diesen Abend vor dem Theater ein halbes
Stündchen bey ihm. Er saß in einem Lehnstuhl, mit
dem Rücken in ein Kissen gesenkt; das Reden schien ihm
schwer zu werden.

Nachdem wir Einiges gesprochen, wünschte er, daß
ich ein Gedicht lesen möchte, womit er ein neues jetzt
im Werke begriffenes Heft von Kunst und Alterthum
eröffnet. Er blieb in seinem Stuhle sitzen und be¬
zeichnete mir den Ort, wo es lag. Ich nahm ein

I. 6

denn das Ganze wird umſchrieben und beleuchtet ſeyn.“
Dieſen Rath ergriff ich als zweckmaͤßig. „Ja, was
hindert Sie, dabey auch einmal dramatiſch zu verfahren
und ein Geſpraͤch etwa mit dem Gaͤrtner fuͤhren zu
laſſen? — Und durch dieſe Zerſtuͤckelung macht man es
ſich leicht und kann beſſer das Characteriſtiſche der ver¬
ſchiedenen Seiten des Gegenſtandes ausdruͤcken. Ein
umfaſſendes groͤßeres Ganze dagegen iſt immer ſchwierig
und man bringt ſelten etwas Vollendetes zu Stande.“


Goethe befindet ſich ſeit einigen Tagen nicht zum
beſten; eine heftige Erkaͤltung ſcheint in ihm zu ſtecken.
Er huſtet viel, obgleich laut und kraͤftig; doch ſcheint
der Huſten ſchmerzlich zu ſeyn, denn er faßt dabey ge¬
woͤhnlich mit der Hand nach der Seite des Herzens.

Ich war dieſen Abend vor dem Theater ein halbes
Stuͤndchen bey ihm. Er ſaß in einem Lehnſtuhl, mit
dem Ruͤcken in ein Kiſſen geſenkt; das Reden ſchien ihm
ſchwer zu werden.

Nachdem wir Einiges geſprochen, wuͤnſchte er, daß
ich ein Gedicht leſen moͤchte, womit er ein neues jetzt
im Werke begriffenes Heft von Kunſt und Alterthum
eroͤffnet. Er blieb in ſeinem Stuhle ſitzen und be¬
zeichnete mir den Ort, wo es lag. Ich nahm ein

I. 6
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[81/0101] denn das Ganze wird umſchrieben und beleuchtet ſeyn.“ Dieſen Rath ergriff ich als zweckmaͤßig. „Ja, was hindert Sie, dabey auch einmal dramatiſch zu verfahren und ein Geſpraͤch etwa mit dem Gaͤrtner fuͤhren zu laſſen? — Und durch dieſe Zerſtuͤckelung macht man es ſich leicht und kann beſſer das Characteriſtiſche der ver¬ ſchiedenen Seiten des Gegenſtandes ausdruͤcken. Ein umfaſſendes groͤßeres Ganze dagegen iſt immer ſchwierig und man bringt ſelten etwas Vollendetes zu Stande.“ Mittwoch den 10. November 1823. Goethe befindet ſich ſeit einigen Tagen nicht zum beſten; eine heftige Erkaͤltung ſcheint in ihm zu ſtecken. Er huſtet viel, obgleich laut und kraͤftig; doch ſcheint der Huſten ſchmerzlich zu ſeyn, denn er faßt dabey ge¬ woͤhnlich mit der Hand nach der Seite des Herzens. Ich war dieſen Abend vor dem Theater ein halbes Stuͤndchen bey ihm. Er ſaß in einem Lehnſtuhl, mit dem Ruͤcken in ein Kiſſen geſenkt; das Reden ſchien ihm ſchwer zu werden. Nachdem wir Einiges geſprochen, wuͤnſchte er, daß ich ein Gedicht leſen moͤchte, womit er ein neues jetzt im Werke begriffenes Heft von Kunſt und Alterthum eroͤffnet. Er blieb in ſeinem Stuhle ſitzen und be¬ zeichnete mir den Ort, wo es lag. Ich nahm ein I. 6

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/101>, abgerufen am 21.11.2024.