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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

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90. (S. 123.) Das Gesetz verbot den Persern Schulden zu machen,
weil der Schuldner manche Unwahrheit reden müsse. Herod. I. 138.
Darum verachteten sie alle Geldgeschäfte, welche auch ihrem kriegerischen
Sinne keineswegs zugesagt haben würden. Sie überließen den Handel
den überwundenen Nationen und dachten verächtlich über denselben.
91. (S. 123.) Die Religion gebot den Persern zu heirathen, und
setzte den Unbeweibten der Verachtung aus. Vendid. IV. Fargard.
130 flgd. Das Leben zu erwecken und zu fördern galt für das Höchste;
darum war auch, viele Kinder zu haben, besonders rühmenswerth.
Herod. I. 136.
92. (S. 125.) Schon dem Homer war Aegypten als besonders
reich an Heilmitteln bekannt. Odyssee IV. 299. Plinius XXV. 2.
erwähnt der großen Menge der am Nil gedeihenden officinellen Kräu-
ter. Die ägyptischen Gifte, besonders das Strychnos, waren nicht
minder berühmt. Plinius XXI. 15. Auch das Halicacabon, welches
Homer Odyss. 304 molu nennt, war ein schlimmes ägyptisches Gift.
93. (S. 129.) Herod. I. 134. Nüchtern wurde dann das Beschlos-
sene noch einmal überdacht.
94. (S. 132.) Der Hahn war den Persern heilig, denn er scheuchte
die finsteren Diws der Nacht in ihre Höhlen zurück. Jasht Avan 21.
Er hieß Parodar und wurde auch onomatopoietisch Kahrkatac genannt.
Vendid. XVIII. 34 flgd.
95. (S. 137.) Die Jagdzüge der Könige waren natürlich eben so
ungeheuer, als ihr Reisegefolge. Da das Waidwerk zu den Lieblings-
beschäftigungen edler Perser gehörte, so wurden schon die Knaben zeitig
zu demselben angehalten. Selbst Könige rühmen sich in ihren Grab-
schriften, große Jäger gewesen zu sein. Strabo XV. 3. Jn den Trüm-
mern von Persepolis ist ein Relief gefunden worden, auf welchem der
König eine Löwin mit dem rechten Arme erwürgt. Texier description
de l'Armenie pl.
98. Layard hat zu Ninive viele schöne Jagdscenen
gefunden, und die Griechen erzählen viel von den großen Thiergärten
und dem aus Reitern und Fußgängern bestehenden Jagdgefolge der
Könige von Persien. Xenoph. Kyrop. I. 2. II. 4. Nach demselben
mußte jeder Jäger mit Pfeil und Bogen, zwei Lanzen, Schwert und
Schild bewaffnet sein. Aus dem Königsbuche des Firdusi ersehen wir,
daß auch die Fangschnur zum Jagen sehr gern gebraucht wurde. Schon
vor 900 Jahren war auch die Falkenbeize den Persern wohlbekannt.
Buch des Kabus XVIII. S. 495. Nach Brugsch ist der heutige Schah
90. (S. 123.) Das Geſetz verbot den Perſern Schulden zu machen,
weil der Schuldner manche Unwahrheit reden müſſe. Herod. I. 138.
Darum verachteten ſie alle Geldgeſchäfte, welche auch ihrem kriegeriſchen
Sinne keineswegs zugeſagt haben würden. Sie überließen den Handel
den überwundenen Nationen und dachten verächtlich über denſelben.
91. (S. 123.) Die Religion gebot den Perſern zu heirathen, und
ſetzte den Unbeweibten der Verachtung aus. Vendid. IV. Fargard.
130 flgd. Das Leben zu erwecken und zu fördern galt für das Höchſte;
darum war auch, viele Kinder zu haben, beſonders rühmenswerth.
Herod. I. 136.
92. (S. 125.) Schon dem Homer war Aegypten als beſonders
reich an Heilmitteln bekannt. Odyſſee IV. 299. Plinius XXV. 2.
erwähnt der großen Menge der am Nil gedeihenden officinellen Kräu-
ter. Die ägyptiſchen Gifte, beſonders das Strychnos, waren nicht
minder berühmt. Plinius XXI. 15. Auch das Halicacabon, welches
Homer Odyſſ. 304 μῶλυ nennt, war ein ſchlimmes ägyptiſches Gift.
93. (S. 129.) Herod. I. 134. Nüchtern wurde dann das Beſchloſ-
ſene noch einmal überdacht.
94. (S. 132.) Der Hahn war den Perſern heilig, denn er ſcheuchte
die finſteren Diws der Nacht in ihre Höhlen zurück. Jaſht Avan 21.
Er hieß Parôdar und wurde auch onomatopoietiſch Kahrkatâç genannt.
Vendid. XVIII. 34 flgd.
95. (S. 137.) Die Jagdzüge der Könige waren natürlich eben ſo
ungeheuer, als ihr Reiſegefolge. Da das Waidwerk zu den Lieblings-
beſchäftigungen edler Perſer gehörte, ſo wurden ſchon die Knaben zeitig
zu demſelben angehalten. Selbſt Könige rühmen ſich in ihren Grab-
ſchriften, große Jäger geweſen zu ſein. Strabo XV. 3. Jn den Trüm-
mern von Perſepolis iſt ein Relief gefunden worden, auf welchem der
König eine Löwin mit dem rechten Arme erwürgt. Texier description
de l’Armenie pl.
98. Layard hat zu Ninive viele ſchöne Jagdſcenen
gefunden, und die Griechen erzählen viel von den großen Thiergärten
und dem aus Reitern und Fußgängern beſtehenden Jagdgefolge der
Könige von Perſien. Xenoph. Kyrop. I. 2. II. 4. Nach demſelben
mußte jeder Jäger mit Pfeil und Bogen, zwei Lanzen, Schwert und
Schild bewaffnet ſein. Aus dem Königsbuche des Firduſi erſehen wir,
daß auch die Fangſchnur zum Jagen ſehr gern gebraucht wurde. Schon
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[249/0251] 90. (S. 123.) Das Geſetz verbot den Perſern Schulden zu machen, weil der Schuldner manche Unwahrheit reden müſſe. Herod. I. 138. Darum verachteten ſie alle Geldgeſchäfte, welche auch ihrem kriegeriſchen Sinne keineswegs zugeſagt haben würden. Sie überließen den Handel den überwundenen Nationen und dachten verächtlich über denſelben. 91. (S. 123.) Die Religion gebot den Perſern zu heirathen, und ſetzte den Unbeweibten der Verachtung aus. Vendid. IV. Fargard. 130 flgd. Das Leben zu erwecken und zu fördern galt für das Höchſte; darum war auch, viele Kinder zu haben, beſonders rühmenswerth. Herod. I. 136. 92. (S. 125.) Schon dem Homer war Aegypten als beſonders reich an Heilmitteln bekannt. Odyſſee IV. 299. Plinius XXV. 2. erwähnt der großen Menge der am Nil gedeihenden officinellen Kräu- ter. Die ägyptiſchen Gifte, beſonders das Strychnos, waren nicht minder berühmt. Plinius XXI. 15. Auch das Halicacabon, welches Homer Odyſſ. 304 μῶλυ nennt, war ein ſchlimmes ägyptiſches Gift. 93. (S. 129.) Herod. I. 134. Nüchtern wurde dann das Beſchloſ- ſene noch einmal überdacht. 94. (S. 132.) Der Hahn war den Perſern heilig, denn er ſcheuchte die finſteren Diws der Nacht in ihre Höhlen zurück. Jaſht Avan 21. Er hieß Parôdar und wurde auch onomatopoietiſch Kahrkatâç genannt. Vendid. XVIII. 34 flgd. 95. (S. 137.) Die Jagdzüge der Könige waren natürlich eben ſo ungeheuer, als ihr Reiſegefolge. Da das Waidwerk zu den Lieblings- beſchäftigungen edler Perſer gehörte, ſo wurden ſchon die Knaben zeitig zu demſelben angehalten. Selbſt Könige rühmen ſich in ihren Grab- ſchriften, große Jäger geweſen zu ſein. Strabo XV. 3. Jn den Trüm- mern von Perſepolis iſt ein Relief gefunden worden, auf welchem der König eine Löwin mit dem rechten Arme erwürgt. Texier description de l’Armenie pl. 98. Layard hat zu Ninive viele ſchöne Jagdſcenen gefunden, und die Griechen erzählen viel von den großen Thiergärten und dem aus Reitern und Fußgängern beſtehenden Jagdgefolge der Könige von Perſien. Xenoph. Kyrop. I. 2. II. 4. Nach demſelben mußte jeder Jäger mit Pfeil und Bogen, zwei Lanzen, Schwert und Schild bewaffnet ſein. Aus dem Königsbuche des Firduſi erſehen wir, daß auch die Fangſchnur zum Jagen ſehr gern gebraucht wurde. Schon vor 900 Jahren war auch die Falkenbeize den Perſern wohlbekannt. Buch des Kabus XVIII. S. 495. Nach Brugſch iſt der heutige Schah

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/251>, abgerufen am 26.04.2024.