Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Winter.
Und durch die angeflammte Glut, die wunderbare
Wärm ausgießt,

Den Frost aus euren Zimmern jagt, das, wenn
ihr es zum Brand anfachet,

Auch bei der kalten Winterszeit, in Häusern fro-
hen Sommer machet.

Bedenkt die Weisheit welche sich in Schimmer
reichen Schnee abdrükt,

Darin ein merkend Auge gleich der ewgen Vor-
sicht Strahl erblikt:

Die Felder sind damit verdekt, als wenn die Saa-
ten unter Betten,

Bei des erstarrten Winters Frost sich gleichsam
selbst verstekket hätten:

Das kalte Bette wärmet sie; da liegen sie in Si-
cherheit,

Und sind vor dem erbooßten Zug der grausen Win-
de überschneit.

O! ewig weiser GOtt du giebst im Schnee die
Warheit klar zu lesen:

Du seist zu ieder Jahres-Zeit, ein weises und all-
mächtig Wesen.

Du ordnest bei der Wechselung der Zeiten, alles
herrlich an,

Wie jeder auch der sehen wil, im Winter deutlich
sehen kan.

Du öfnest den gefüllten Vorn, es ist mit Regen,
Schnee und Schlossen,

Das durch die Sonn gedorrte Land, mit neuen
Nahrungs-Saft beflossen.

O! Mensch du albernes Geschöpf, das Aberwiz
und Unbedacht,

Oft bei dem weisen Regiment des Schöpfers doch
zum Tadler macht,

Du
A 2
Der Winter.
Und durch die angeflammte Glut, die wunderbare
Waͤrm ausgießt,

Den Froſt aus euren Zimmern jagt, das, wenn
ihr es zum Brand anfachet,

Auch bei der kalten Winterszeit, in Haͤuſern fro-
hen Sommer machet.

Bedenkt die Weisheit welche ſich in Schimmer
reichen Schnee abdruͤkt,

Darin ein merkend Auge gleich der ewgen Vor-
ſicht Strahl erblikt:

Die Felder ſind damit verdekt, als wenn die Saa-
ten unter Betten,

Bei des erſtarrten Winters Froſt ſich gleichſam
ſelbſt verſtekket haͤtten:

Das kalte Bette waͤrmet ſie; da liegen ſie in Si-
cherheit,

Und ſind vor dem erbooßten Zug der grauſen Win-
de uͤberſchneit.

O! ewig weiſer GOtt du giebſt im Schnee die
Warheit klar zu leſen:

Du ſeiſt zu ieder Jahres-Zeit, ein weiſes und all-
maͤchtig Weſen.

Du ordneſt bei der Wechſelung der Zeiten, alles
herrlich an,

Wie jeder auch der ſehen wil, im Winter deutlich
ſehen kan.

Du oͤfneſt den gefuͤllten Vorn, es iſt mit Regen,
Schnee und Schloſſen,

Das durch die Sonn gedorrte Land, mit neuen
Nahrungs-Saft befloſſen.

O! Menſch du albernes Geſchoͤpf, das Aberwiz
und Unbedacht,

Oft bei dem weiſen Regiment des Schoͤpfers doch
zum Tadler macht,

Du
A 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0019" n="3"/>
          <fw place="top" type="header">Der Winter.</fw><lb/>
          <l>Und durch die angeflammte Glut, die wunderbare<lb/><hi rendition="#et">Wa&#x0364;rm ausgießt,</hi></l><lb/>
          <l>Den Fro&#x017F;t aus euren Zimmern jagt, das, wenn<lb/><hi rendition="#et">ihr es zum Brand anfachet,</hi></l><lb/>
          <l>Auch bei der kalten Winterszeit, in Ha&#x0364;u&#x017F;ern fro-<lb/><hi rendition="#et">hen Sommer machet.</hi></l><lb/>
          <l>Bedenkt die <hi rendition="#fr">Weisheit</hi> welche &#x017F;ich in Schimmer<lb/><hi rendition="#et">reichen Schnee abdru&#x0364;kt,</hi></l><lb/>
          <l>Darin ein merkend Auge gleich der ewgen Vor-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;icht Strahl erblikt:</hi></l><lb/>
          <l>Die Felder &#x017F;ind damit verdekt, als wenn die Saa-<lb/><hi rendition="#et">ten unter Betten,</hi></l><lb/>
          <l>Bei des er&#x017F;tarrten Winters Fro&#x017F;t &#x017F;ich gleich&#x017F;am<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;tekket ha&#x0364;tten:</hi></l><lb/>
          <l>Das kalte Bette wa&#x0364;rmet &#x017F;ie; da liegen &#x017F;ie in Si-<lb/><hi rendition="#et">cherheit,</hi></l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ind vor dem erbooßten Zug der grau&#x017F;en Win-<lb/><hi rendition="#et">de u&#x0364;ber&#x017F;chneit.</hi></l><lb/>
          <l>O! ewig wei&#x017F;er <hi rendition="#fr">GOtt</hi> du gieb&#x017F;t im Schnee die<lb/><hi rendition="#et">Warheit klar zu le&#x017F;en:</hi></l><lb/>
          <l>Du &#x017F;ei&#x017F;t zu ieder Jahres-Zeit, ein wei&#x017F;es und all-<lb/><hi rendition="#et">ma&#x0364;chtig We&#x017F;en.</hi></l><lb/>
          <l>Du ordne&#x017F;t bei der Wech&#x017F;elung der Zeiten, alles<lb/><hi rendition="#et">herrlich an,</hi></l><lb/>
          <l>Wie jeder auch der &#x017F;ehen wil, im Winter deutlich<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ehen kan.</hi></l><lb/>
          <l>Du o&#x0364;fne&#x017F;t den gefu&#x0364;llten Vorn, es i&#x017F;t mit Regen,<lb/><hi rendition="#et">Schnee und Schlo&#x017F;&#x017F;en,</hi></l><lb/>
          <l>Das durch die Sonn gedorrte Land, mit neuen<lb/><hi rendition="#et">Nahrungs-Saft beflo&#x017F;&#x017F;en.</hi></l><lb/>
          <l>O! Men&#x017F;ch du albernes Ge&#x017F;cho&#x0364;pf, das Aberwiz<lb/><hi rendition="#et">und Unbedacht,</hi></l><lb/>
          <l>Oft bei dem wei&#x017F;en Regiment des Scho&#x0364;pfers doch<lb/><hi rendition="#et">zum Tadler macht,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">A 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Du</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0019] Der Winter. Und durch die angeflammte Glut, die wunderbare Waͤrm ausgießt, Den Froſt aus euren Zimmern jagt, das, wenn ihr es zum Brand anfachet, Auch bei der kalten Winterszeit, in Haͤuſern fro- hen Sommer machet. Bedenkt die Weisheit welche ſich in Schimmer reichen Schnee abdruͤkt, Darin ein merkend Auge gleich der ewgen Vor- ſicht Strahl erblikt: Die Felder ſind damit verdekt, als wenn die Saa- ten unter Betten, Bei des erſtarrten Winters Froſt ſich gleichſam ſelbſt verſtekket haͤtten: Das kalte Bette waͤrmet ſie; da liegen ſie in Si- cherheit, Und ſind vor dem erbooßten Zug der grauſen Win- de uͤberſchneit. O! ewig weiſer GOtt du giebſt im Schnee die Warheit klar zu leſen: Du ſeiſt zu ieder Jahres-Zeit, ein weiſes und all- maͤchtig Weſen. Du ordneſt bei der Wechſelung der Zeiten, alles herrlich an, Wie jeder auch der ſehen wil, im Winter deutlich ſehen kan. Du oͤfneſt den gefuͤllten Vorn, es iſt mit Regen, Schnee und Schloſſen, Das durch die Sonn gedorrte Land, mit neuen Nahrungs-Saft befloſſen. O! Menſch du albernes Geſchoͤpf, das Aberwiz und Unbedacht, Oft bei dem weiſen Regiment des Schoͤpfers doch zum Tadler macht, Du A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/19
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/19>, abgerufen am 26.04.2024.