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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

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Das jüngste Gericht.
Das jüngste Gericht.
Der Höchste ist gerecht, er muß den Men-
schen geben,

Was sie allhie verdient. Wie viele
Sünder leben

Und bleiben ungestraft in dieser eitlen
Welt?

Draus folgt es werde dort ein Tag noch ange-
stellt,

Da die Gerechtigkeit, nach Thaten und Verbre-
chen,

Wird ein unwandelbahr und richtig Urtheil spre-
chen.

Jhr Bösen! Die ihr hie, so frei und sicher geht,
Und wie ein Lorbeerbaum in schönsten Flore steht,
Gedenkt an diesen Tag; da kommt was hie gespon-
nen,

Jn Dunkelheit verdekt, ans helle Licht der Son-
nen,

Jhr meint es würden euch die Laster frei ausgehn,
Allein ihr irret sehr. Jhr müsset dreinsten stehn,
Vor einem Richterstuhl, da alles wird entdek-
ket,

Was in der Welt geschehn, und heimlich hie ver-
stekket.

Mein GOtt! ich stelle mir anjezt vor dein Gericht,
Jch bitte dich vorher: verdamm mich Sünder nicht.
Hier
U 5
Das juͤngſte Gericht.
Das juͤngſte Gericht.
Der Hoͤchſte iſt gerecht, er muß den Men-
ſchen geben,

Was ſie allhie verdient. Wie viele
Suͤnder leben

Und bleiben ungeſtraft in dieſer eitlen
Welt?

Draus folgt es werde dort ein Tag noch ange-
ſtellt,

Da die Gerechtigkeit, nach Thaten und Verbre-
chen,

Wird ein unwandelbahr und richtig Urtheil ſpre-
chen.

Jhr Boͤſen! Die ihr hie, ſo frei und ſicher geht,
Und wie ein Lorbeerbaum in ſchoͤnſten Flore ſteht,
Gedenkt an dieſen Tag; da kommt was hie geſpon-
nen,

Jn Dunkelheit verdekt, ans helle Licht der Son-
nen,

Jhr meint es wuͤrden euch die Laſter frei ausgehn,
Allein ihr irret ſehr. Jhr muͤſſet dreinſten ſtehn,
Vor einem Richterſtuhl, da alles wird entdek-
ket,

Was in der Welt geſchehn, und heimlich hie ver-
ſtekket.

Mein GOtt! ich ſtelle mir anjezt vor dein Gericht,
Jch bitte dich vorher: verdamm mich Suͤnder nicht.
Hier
U 5
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[313/0329] Das juͤngſte Gericht. Das juͤngſte Gericht. Der Hoͤchſte iſt gerecht, er muß den Men- ſchen geben, Was ſie allhie verdient. Wie viele Suͤnder leben Und bleiben ungeſtraft in dieſer eitlen Welt? Draus folgt es werde dort ein Tag noch ange- ſtellt, Da die Gerechtigkeit, nach Thaten und Verbre- chen, Wird ein unwandelbahr und richtig Urtheil ſpre- chen. Jhr Boͤſen! Die ihr hie, ſo frei und ſicher geht, Und wie ein Lorbeerbaum in ſchoͤnſten Flore ſteht, Gedenkt an dieſen Tag; da kommt was hie geſpon- nen, Jn Dunkelheit verdekt, ans helle Licht der Son- nen, Jhr meint es wuͤrden euch die Laſter frei ausgehn, Allein ihr irret ſehr. Jhr muͤſſet dreinſten ſtehn, Vor einem Richterſtuhl, da alles wird entdek- ket, Was in der Welt geſchehn, und heimlich hie ver- ſtekket. Mein GOtt! ich ſtelle mir anjezt vor dein Gericht, Jch bitte dich vorher: verdamm mich Suͤnder nicht. Hier U 5

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/329>, abgerufen am 21.11.2024.