Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Eine gefrorne Fensterscheibe. Eine gefrorne Fensterscheibe. Die spielende Natur zeigt auch zur Winterszeit, Vornemlich Morgens früh, was sie vor Zierlichkeit, Vor Formen und Figur, die Augen zu ergözzen, Kan selbsten im Gemach, kan in die Fenster sezzen. Sie mahlt bei dunkler Nacht, die Fensterscheiben an, Darin die Einbildung fast alles finden kan, Was man nur sehen will. Man sindet daran Wäl- der Oft ein verwirrt Gebüsch, oft reich besaamte Fel- der, Oft Städte, Schlösser, Stern, und oft ein Blu- men Beet, Das an dem Scheiben-Glas durch kalten Frost er- höht; Als wenn es durch die Kunst mit vielen Fleis formi- ret, Und von geschikter Hand sehr weislich figuri- ret. Allein
Eine gefrorne Fenſterſcheibe. Eine gefrorne Fenſterſcheibe. Die ſpielende Natur zeigt auch zur Winterszeit, Vornemlich Morgens fruͤh, was ſie vor Zierlichkeit, Vor Formen und Figur, die Augen zu ergoͤzzen, Kan ſelbſten im Gemach, kan in die Fenſter ſezzen. Sie mahlt bei dunkler Nacht, die Fenſterſcheiben an, Darin die Einbildung faſt alles finden kan, Was man nur ſehen will. Man ſindet daran Waͤl- der Oft ein verwirrt Gebuͤſch, oft reich beſaamte Fel- der, Oft Staͤdte, Schloͤſſer, Stern, und oft ein Blu- men Beet, Das an dem Scheiben-Glas durch kalten Froſt er- hoͤht; Als wenn es durch die Kunſt mit vielen Fleis formi- ret, Und von geſchikter Hand ſehr weislich figuri- ret. Allein
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0314" n="298"/> <fw place="top" type="header">Eine gefrorne Fenſterſcheibe.</fw><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Eine<lb/> gefrorne Fenſterſcheibe.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">D</hi>ie ſpielende Natur zeigt auch zur<lb/><hi rendition="#et">Winterszeit,</hi></l><lb/> <l>Vornemlich Morgens fruͤh, was<lb/><hi rendition="#et">ſie vor Zierlichkeit,</hi></l><lb/> <l>Vor Formen und Figur, die Augen zu ergoͤzzen,</l><lb/> <l>Kan ſelbſten im Gemach, kan in die Fenſter ſezzen.</l><lb/> <l>Sie mahlt bei dunkler Nacht, die Fenſterſcheiben<lb/><hi rendition="#et">an,</hi></l><lb/> <l>Darin die Einbildung faſt alles finden kan,</l><lb/> <l>Was man nur ſehen will. Man ſindet daran Waͤl-<lb/><hi rendition="#et">der</hi></l><lb/> <l>Oft ein verwirrt Gebuͤſch, oft reich beſaamte Fel-<lb/><hi rendition="#et">der,</hi></l><lb/> <l>Oft Staͤdte, Schloͤſſer, Stern, und oft ein Blu-<lb/><hi rendition="#et">men Beet,</hi></l><lb/> <l>Das an dem Scheiben-Glas durch kalten Froſt er-<lb/><hi rendition="#et">hoͤht;</hi></l><lb/> <l>Als wenn es durch die Kunſt mit vielen Fleis formi-<lb/><hi rendition="#et">ret,</hi></l><lb/> <l>Und von geſchikter Hand ſehr weislich figuri-<lb/><hi rendition="#et">ret.</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Allein</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [298/0314]
Eine gefrorne Fenſterſcheibe.
Eine
gefrorne Fenſterſcheibe.
Die ſpielende Natur zeigt auch zur
Winterszeit,
Vornemlich Morgens fruͤh, was
ſie vor Zierlichkeit,
Vor Formen und Figur, die Augen zu ergoͤzzen,
Kan ſelbſten im Gemach, kan in die Fenſter ſezzen.
Sie mahlt bei dunkler Nacht, die Fenſterſcheiben
an,
Darin die Einbildung faſt alles finden kan,
Was man nur ſehen will. Man ſindet daran Waͤl-
der
Oft ein verwirrt Gebuͤſch, oft reich beſaamte Fel-
der,
Oft Staͤdte, Schloͤſſer, Stern, und oft ein Blu-
men Beet,
Das an dem Scheiben-Glas durch kalten Froſt er-
hoͤht;
Als wenn es durch die Kunſt mit vielen Fleis formi-
ret,
Und von geſchikter Hand ſehr weislich figuri-
ret.
Allein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |