Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Gedanken bei der Vorstellung
Gedanken
bei der Vorstellung eines Egyptischen
Tempels.
Es ist aus der Geschicht von langer Zeit
bekandt,

Daß in Egypten sey der Gözzen Vater-
land;

Und daß dies weise Volck, davon wir so viel le-
sen,

Jn der Religion ganz rasend toll gewesen.
Des Aberglaubens Schuz, der Priester grosses
Heer,

Das machte immerfort der Götter Anzahl mehr;
Ein freßig Crocodill, ein Ochs mit bunten Flek-
ken,

Ward als ein GOtt verehrt mit einem heilgen
Blökken.

Was in den Gärten wuchs, ein stinkend Knobe-
lauch,

Ein thränend Zwiebelein, und andre Kräuter
auch

Die musten Götter seyn; Und vor der Gözzen
Menge,

Ward fast das ganze Land, ob es gleich groß, zu
enge.

Des
Gedanken bei der Vorſtellung
Gedanken
bei der Vorſtellung eines Egyptiſchen
Tempels.
Es iſt aus der Geſchicht von langer Zeit
bekandt,

Daß in Egypten ſey der Goͤzzen Vater-
land;

Und daß dies weiſe Volck, davon wir ſo viel le-
ſen,

Jn der Religion ganz raſend toll geweſen.
Des Aberglaubens Schuz, der Prieſter groſſes
Heer,

Das machte immerfort der Goͤtter Anzahl mehr;
Ein freßig Crocodill, ein Ochs mit bunten Flek-
ken,

Ward als ein GOtt verehrt mit einem heilgen
Bloͤkken.

Was in den Gaͤrten wuchs, ein ſtinkend Knobe-
lauch,

Ein thraͤnend Zwiebelein, und andre Kraͤuter
auch

Die muſten Goͤtter ſeyn; Und vor der Goͤzzen
Menge,

Ward faſt das ganze Land, ob es gleich groß, zu
enge.

Des
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0200" n="184"/>
      <fw place="top" type="header">Gedanken bei der Vor&#x017F;tellung</fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Gedanken</hi><lb/>
bei der Vor&#x017F;tellung eines Egypti&#x017F;chen<lb/>
Tempels.</hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">E</hi>s i&#x017F;t aus der Ge&#x017F;chicht von langer Zeit<lb/><hi rendition="#et">bekandt,</hi></l><lb/>
          <l>Daß in Egypten &#x017F;ey der Go&#x0364;zzen Vater-<lb/><hi rendition="#et">land;</hi></l><lb/>
          <l>Und daß dies wei&#x017F;e Volck, davon wir &#x017F;o viel le-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;en,</hi></l><lb/>
          <l>Jn der Religion ganz ra&#x017F;end toll gewe&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Des Aberglaubens Schuz, der Prie&#x017F;ter gro&#x017F;&#x017F;es<lb/><hi rendition="#et">Heer,</hi></l><lb/>
          <l>Das machte immerfort der Go&#x0364;tter Anzahl mehr;</l><lb/>
          <l>Ein freßig Crocodill, ein Ochs mit bunten Flek-<lb/><hi rendition="#et">ken,</hi></l><lb/>
          <l>Ward als ein <hi rendition="#fr">GOtt</hi> verehrt mit einem heilgen<lb/><hi rendition="#et">Blo&#x0364;kken.</hi></l><lb/>
          <l>Was in den Ga&#x0364;rten wuchs, ein &#x017F;tinkend Knobe-<lb/><hi rendition="#et">lauch,</hi></l><lb/>
          <l>Ein thra&#x0364;nend Zwiebelein, und andre Kra&#x0364;uter<lb/><hi rendition="#et">auch</hi></l><lb/>
          <l>Die mu&#x017F;ten Go&#x0364;tter &#x017F;eyn; Und vor der Go&#x0364;zzen<lb/><hi rendition="#et">Menge,</hi></l><lb/>
          <l>Ward fa&#x017F;t das ganze Land, ob es gleich groß, zu<lb/><hi rendition="#et">enge.</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Des</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0200] Gedanken bei der Vorſtellung Gedanken bei der Vorſtellung eines Egyptiſchen Tempels. Es iſt aus der Geſchicht von langer Zeit bekandt, Daß in Egypten ſey der Goͤzzen Vater- land; Und daß dies weiſe Volck, davon wir ſo viel le- ſen, Jn der Religion ganz raſend toll geweſen. Des Aberglaubens Schuz, der Prieſter groſſes Heer, Das machte immerfort der Goͤtter Anzahl mehr; Ein freßig Crocodill, ein Ochs mit bunten Flek- ken, Ward als ein GOtt verehrt mit einem heilgen Bloͤkken. Was in den Gaͤrten wuchs, ein ſtinkend Knobe- lauch, Ein thraͤnend Zwiebelein, und andre Kraͤuter auch Die muſten Goͤtter ſeyn; Und vor der Goͤzzen Menge, Ward faſt das ganze Land, ob es gleich groß, zu enge. Des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/200
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/200>, abgerufen am 21.11.2024.