Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Der merkwürdige Baum Moos.
Der
merkwürdige Baum Moos.
[Abbildung]
Den Moos der an den Bäumen wächst
der Sammt womit sie sind umwunden,

Hab ich von mannigfaltger Art, an
Stämmen mancher Art gefunden.

Und wie im Reiche der Natur nichts
ist, das nicht erweklich schön:

So wollen wir auch dieses Moos zu unsers Schöp-
fers Ruhm besehn.

Der äusre Anblik rührt uns nicht, es sieht von
aussen nicht gut aus,

Es scheint uns wie ein dikker Zwirn, der Lokken
förmig, haaricht kraus:

Allein durch ein Vergrößrungs-Glas kan uns des
Baumes Moos vergnügen,

Wir sehen in den Moos ein Sammt, von wun-
derbahr gewirkten Zügen.

Er wächset aus den Baum hervor, bedekket dessen
dikken Stamm,

Jst unterschiedlich anzusehn, die eine Art gleicht ei-
nem Schwam,

Die andre wächset, wie ein Filz, die dritte glei-
chet den Geweben,

Als wenn der Baum mit dünner Haut, als einer
Dekke wär umgeben.

Hier wächset er als wie ein Filz, da wird man an-
deren gewahr,

Der
L 2
Der merkwuͤrdige Baum Moos.
Der
merkwuͤrdige Baum Moos.
[Abbildung]
Den Moos der an den Baͤumen waͤchſt
der Sammt womit ſie ſind umwunden,

Hab ich von mannigfaltger Art, an
Staͤmmen mancher Art gefunden.

Und wie im Reiche der Natur nichts
iſt, das nicht erweklich ſchoͤn:

So wollen wir auch dieſes Moos zu unſers Schoͤp-
fers Ruhm beſehn.

Der aͤuſre Anblik ruͤhrt uns nicht, es ſieht von
auſſen nicht gut aus,

Es ſcheint uns wie ein dikker Zwirn, der Lokken
foͤrmig, haaricht kraus:

Allein durch ein Vergroͤßrungs-Glas kan uns des
Baumes Moos vergnuͤgen,

Wir ſehen in den Moos ein Sammt, von wun-
derbahr gewirkten Zuͤgen.

Er waͤchſet aus den Baum hervor, bedekket deſſen
dikken Stamm,

Jſt unterſchiedlich anzuſehn, die eine Art gleicht ei-
nem Schwam,

Die andre waͤchſet, wie ein Filz, die dritte glei-
chet den Geweben,

Als wenn der Baum mit duͤnner Haut, als einer
Dekke waͤr umgeben.

Hier waͤchſet er als wie ein Filz, da wird man an-
deren gewahr,

Der
L 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0175" n="163"/>
      <fw place="top" type="header">Der merkwu&#x0364;rdige Baum Moos.</fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Der<lb/>
merkwu&#x0364;rdige Baum Moos.</hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <figure/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>en Moos der an den Ba&#x0364;umen wa&#x0364;ch&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">der Sammt womit &#x017F;ie &#x017F;ind umwunden,</hi></l><lb/>
          <l>Hab ich von mannigfaltger Art, an<lb/><hi rendition="#et">Sta&#x0364;mmen mancher Art gefunden.</hi></l><lb/>
          <l>Und wie im Reiche der Natur nichts<lb/><hi rendition="#et">i&#x017F;t, das nicht erweklich &#x017F;cho&#x0364;n:</hi></l><lb/>
          <l>So wollen wir auch die&#x017F;es Moos zu un&#x017F;ers Scho&#x0364;p-<lb/><hi rendition="#et">fers Ruhm be&#x017F;ehn.</hi></l><lb/>
          <l>Der a&#x0364;u&#x017F;re Anblik ru&#x0364;hrt uns nicht, es &#x017F;ieht von<lb/><hi rendition="#et">au&#x017F;&#x017F;en nicht gut aus,</hi></l><lb/>
          <l>Es &#x017F;cheint uns wie ein dikker Zwirn, der Lokken<lb/><hi rendition="#et">fo&#x0364;rmig, haaricht kraus:</hi></l><lb/>
          <l>Allein durch ein Vergro&#x0364;ßrungs-Glas kan uns des<lb/><hi rendition="#et">Baumes Moos vergnu&#x0364;gen,</hi></l><lb/>
          <l>Wir &#x017F;ehen in den Moos ein Sammt, von wun-<lb/><hi rendition="#et">derbahr gewirkten Zu&#x0364;gen.</hi></l><lb/>
          <l>Er wa&#x0364;ch&#x017F;et aus den Baum hervor, bedekket de&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">dikken Stamm,</hi></l><lb/>
          <l>J&#x017F;t unter&#x017F;chiedlich anzu&#x017F;ehn, die eine Art gleicht ei-<lb/><hi rendition="#et">nem Schwam,</hi></l><lb/>
          <l>Die andre wa&#x0364;ch&#x017F;et, wie ein Filz, die dritte glei-<lb/><hi rendition="#et">chet den Geweben,</hi></l><lb/>
          <l>Als wenn der Baum mit du&#x0364;nner Haut, als einer<lb/><hi rendition="#et">Dekke wa&#x0364;r umgeben.</hi></l><lb/>
          <l>Hier wa&#x0364;ch&#x017F;et er als wie ein Filz, da wird man an-<lb/><hi rendition="#et">deren gewahr,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">L 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0175] Der merkwuͤrdige Baum Moos. Der merkwuͤrdige Baum Moos. [Abbildung] Den Moos der an den Baͤumen waͤchſt der Sammt womit ſie ſind umwunden, Hab ich von mannigfaltger Art, an Staͤmmen mancher Art gefunden. Und wie im Reiche der Natur nichts iſt, das nicht erweklich ſchoͤn: So wollen wir auch dieſes Moos zu unſers Schoͤp- fers Ruhm beſehn. Der aͤuſre Anblik ruͤhrt uns nicht, es ſieht von auſſen nicht gut aus, Es ſcheint uns wie ein dikker Zwirn, der Lokken foͤrmig, haaricht kraus: Allein durch ein Vergroͤßrungs-Glas kan uns des Baumes Moos vergnuͤgen, Wir ſehen in den Moos ein Sammt, von wun- derbahr gewirkten Zuͤgen. Er waͤchſet aus den Baum hervor, bedekket deſſen dikken Stamm, Jſt unterſchiedlich anzuſehn, die eine Art gleicht ei- nem Schwam, Die andre waͤchſet, wie ein Filz, die dritte glei- chet den Geweben, Als wenn der Baum mit duͤnner Haut, als einer Dekke waͤr umgeben. Hier waͤchſet er als wie ein Filz, da wird man an- deren gewahr, Der L 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/175
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/175>, abgerufen am 21.12.2024.