Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Die Schaubühne der Welt. Die Schaubühne der Welt. Die Welt wird auf den Opern-Bühnen, An den veränderten Maschinen, Die sich bald so, bald anders drehn Jn kleinen Abris abgebildet, Was hier geschicht, wird da geschildet Und in der Nachahmung gesehn. Der Schauplaz zeiget uns bald Freude, Und giebt vergnügte Augenweide, Bald zeigt er uns ein Trauerspiel. Hier auf der Welt ist Lust und Weinen, Und wenn die Freuden-Sonnen scheinen, Folgt bald ein schmerzliches Gefühl. Man muß des Narren Torheit lachen, Der oft mit ungereimten Sachen, Ein lüstern Ohr im Spiel erquikt, Wenn wir der Menschen Handlung sehen, Erwegen, was hie, da geschehen, So hat man Torheit nur erblikt. Oft stellt sich mit erhabnen Mienen, Ein Thraso auf die Opern-Bühnen, Und paustet nichts, als eitlen Wind; Er ist von Dunst gleichsam geschwollen Und zeigt, was wir nicht gläuben wollen, Daß oft die Menschen Prahler sind. Ein
Die Schaubuͤhne der Welt. Die Schaubuͤhne der Welt. Die Welt wird auf den Opern-Buͤhnen, An den veraͤnderten Maſchinen, Die ſich bald ſo, bald anders drehn Jn kleinen Abris abgebildet, Was hier geſchicht, wird da geſchildet Und in der Nachahmung geſehn. Der Schauplaz zeiget uns bald Freude, Und giebt vergnuͤgte Augenweide, Bald zeigt er uns ein Trauerſpiel. Hier auf der Welt iſt Luſt und Weinen, Und wenn die Freuden-Sonnen ſcheinen, Folgt bald ein ſchmerzliches Gefuͤhl. Man muß des Narren Torheit lachen, Der oft mit ungereimten Sachen, Ein luͤſtern Ohr im Spiel erquikt, Wenn wir der Menſchen Handlung ſehen, Erwegen, was hie, da geſchehen, So hat man Torheit nur erblikt. Oft ſtellt ſich mit erhabnen Mienen, Ein Thraſo auf die Opern-Buͤhnen, Und pauſtet nichts, als eitlen Wind; Er iſt von Dunſt gleichſam geſchwollen Und zeigt, was wir nicht glaͤuben wollen, Daß oft die Menſchen Prahler ſind. Ein
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Die Schaubuͤhne der Welt.
Die
Schaubuͤhne der Welt.
Die Welt wird auf den Opern-Buͤhnen,
An den veraͤnderten Maſchinen,
Die ſich bald ſo, bald anders drehn
Jn kleinen Abris abgebildet,
Was hier geſchicht, wird da geſchildet
Und in der Nachahmung geſehn.
Der Schauplaz zeiget uns bald Freude,
Und giebt vergnuͤgte Augenweide,
Bald zeigt er uns ein Trauerſpiel.
Hier auf der Welt iſt Luſt und Weinen,
Und wenn die Freuden-Sonnen ſcheinen,
Folgt bald ein ſchmerzliches Gefuͤhl.
Man muß des Narren Torheit lachen,
Der oft mit ungereimten Sachen,
Ein luͤſtern Ohr im Spiel erquikt,
Wenn wir der Menſchen Handlung ſehen,
Erwegen, was hie, da geſchehen,
So hat man Torheit nur erblikt.
Oft ſtellt ſich mit erhabnen Mienen,
Ein Thraſo auf die Opern-Buͤhnen,
Und pauſtet nichts, als eitlen Wind;
Er iſt von Dunſt gleichſam geſchwollen
Und zeigt, was wir nicht glaͤuben wollen,
Daß oft die Menſchen Prahler ſind.
Ein
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