Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Was Leben heisse? Was Leben heisse?
[Abbildung]
Nicht alle leben auf der Erden, Die in die Welt gebohren werden, Die auf derselben Schauplaz stehn, Und wiederum von hinnen gehn. Der Ausspruch, wird wol mancher meinen, Jst ungegründet, zu verneinen. Allein, die ihr also urtheilt Jhr schliesset warlich übereilt. Jch will euch von den Menschen Leben, Die richtige Beschreibung geben: Der lebet wer sich auf der Welt, So wie sein Schöpfer will, verhält, Und die ihm aufgetragnen Pflichten, Jn Emßiakeit sucht zu verrichten. Wenn man des Schöpfers Zwek bedenkt, So ist das Leben uns geschenkt, Daß wir ihn auf der Welt betrachten, Und in Erkenntnis herrlich achten, Wir stehen im Gesellschafts-Band Und jeder muß nach seinem Stand, Den Neben-Menschen redlich lieben, Und sich im wahren Guten üben. Wir leben wenn wir uns bemühn, Den Hindernissen zu entfliehn, Die
Was Leben heiſſe? Was Leben heiſſe?
[Abbildung]
Nicht alle leben auf der Erden, Die in die Welt gebohren werden, Die auf derſelben Schauplaz ſtehn, Und wiederum von hinnen gehn. Der Ausſpruch, wird wol mancher meinen, Jſt ungegruͤndet, zu verneinen. Allein, die ihr alſo urtheilt Jhr ſchlieſſet warlich uͤbereilt. Jch will euch von den Menſchen Leben, Die richtige Beſchreibung geben: Der lebet wer ſich auf der Welt, So wie ſein Schoͤpfer will, verhaͤlt, Und die ihm aufgetragnen Pflichten, Jn Emßiakeit ſucht zu verrichten. Wenn man des Schoͤpfers Zwek bedenkt, So iſt das Leben uns geſchenkt, Daß wir ihn auf der Welt betrachten, Und in Erkenntnis herrlich achten, Wir ſtehen im Geſellſchafts-Band Und jeder muß nach ſeinem Stand, Den Neben-Menſchen redlich lieben, Und ſich im wahren Guten uͤben. Wir leben wenn wir uns bemuͤhn, Den Hinderniſſen zu entfliehn, Die
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0299" n="287"/> <fw place="top" type="header">Was Leben heiſſe?</fw><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Was Leben heiſſe?</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <figure/> <l><hi rendition="#in">N</hi>icht alle leben auf der Erden,</l><lb/> <l>Die in die Welt gebohren werden,</l><lb/> <l>Die auf derſelben Schauplaz ſtehn,</l><lb/> <l>Und wiederum von hinnen gehn.</l><lb/> <l>Der Ausſpruch, wird wol mancher<lb/><hi rendition="#et">meinen,</hi></l><lb/> <l>Jſt ungegruͤndet, zu verneinen.</l><lb/> <l>Allein, die ihr alſo urtheilt</l><lb/> <l>Jhr ſchlieſſet warlich uͤbereilt.</l><lb/> <l>Jch will euch von den Menſchen Leben,</l><lb/> <l>Die richtige Beſchreibung geben:</l><lb/> <l>Der lebet wer ſich auf der Welt,</l><lb/> <l>So wie ſein Schoͤpfer will, verhaͤlt,</l><lb/> <l>Und die ihm aufgetragnen Pflichten,</l><lb/> <l>Jn Emßiakeit ſucht zu verrichten.</l><lb/> <l>Wenn man des Schoͤpfers Zwek bedenkt,</l><lb/> <l>So iſt das Leben uns geſchenkt,</l><lb/> <l>Daß wir ihn auf der Welt betrachten,</l><lb/> <l>Und in Erkenntnis herrlich achten,</l><lb/> <l>Wir ſtehen im Geſellſchafts-Band</l><lb/> <l>Und jeder muß nach ſeinem Stand,</l><lb/> <l>Den Neben-Menſchen redlich lieben,</l><lb/> <l>Und ſich im wahren Guten uͤben.</l><lb/> <l>Wir leben wenn wir uns bemuͤhn,</l><lb/> <l>Den Hinderniſſen zu entfliehn,</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [287/0299]
Was Leben heiſſe?
Was Leben heiſſe?
[Abbildung]
Nicht alle leben auf der Erden,
Die in die Welt gebohren werden,
Die auf derſelben Schauplaz ſtehn,
Und wiederum von hinnen gehn.
Der Ausſpruch, wird wol mancher
meinen,
Jſt ungegruͤndet, zu verneinen.
Allein, die ihr alſo urtheilt
Jhr ſchlieſſet warlich uͤbereilt.
Jch will euch von den Menſchen Leben,
Die richtige Beſchreibung geben:
Der lebet wer ſich auf der Welt,
So wie ſein Schoͤpfer will, verhaͤlt,
Und die ihm aufgetragnen Pflichten,
Jn Emßiakeit ſucht zu verrichten.
Wenn man des Schoͤpfers Zwek bedenkt,
So iſt das Leben uns geſchenkt,
Daß wir ihn auf der Welt betrachten,
Und in Erkenntnis herrlich achten,
Wir ſtehen im Geſellſchafts-Band
Und jeder muß nach ſeinem Stand,
Den Neben-Menſchen redlich lieben,
Und ſich im wahren Guten uͤben.
Wir leben wenn wir uns bemuͤhn,
Den Hinderniſſen zu entfliehn,
Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |