Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die GOtt gefällige Augenlust.
Die
GOtt gefällige Augenlust
[Abbildung]
Die Augenlust hat GOtt den Sünden zu-
gesellt,

Wodurch der arme Mensch den Schöp-
fer misgefällt:

Johannes (*) schreibet klar, man müsse sie ent-
fliehen,

Wenn man sein Herz der Welt will, wie man muß
entziehen.

Und würklich ist es wahr: der Augen heller Blik,
Bringt manche böse Lust in unser Herz zurük:
Sie sind den Fenstern gleich, die täglich offen ste-
hen,

Wodurch die Dünstungen verdorbner Lüfte wehen.
Die Augen sind ein Glas und lassen jeden Schein,
Der sie mit Lust anstrahlt zur Herzens Kammer ein;
Es kan durch dieses Paar durchsichtiger Cristallen,
Ein Funke der gleich brennt in unsre Seelen fallen,
Worin der Zunder stekt von einer bösen Lust,
Wie jedem der sein Herz recht kennt von selbst bewust;
Ein Zunder der leicht fängt, und ehe man es meinet,
Jn seiner vollen Glut und feurgen Brunst erscheinet.
Wer diese Sinnen Thür, nicht wol verwahrt, be-
schüzt:

Der wird dadurch gar leicht zur bösen Lust verhizt:
Jst erst die Flamme da; so sind nicht leicht zu zwin-
gen,

Als
(*) 1 Joh. II. 16.
Q 3
Die GOtt gefaͤllige Augenluſt.
Die
GOtt gefaͤllige Augenluſt
[Abbildung]
Die Augenluſt hat GOtt den Suͤnden zu-
geſellt,

Wodurch der arme Menſch den Schoͤp-
fer misgefaͤllt:

Johannes (*) ſchreibet klar, man muͤſſe ſie ent-
fliehen,

Wenn man ſein Herz der Welt will, wie man muß
entziehen.

Und wuͤrklich iſt es wahr: der Augen heller Blik,
Bringt manche boͤſe Luſt in unſer Herz zuruͤk:
Sie ſind den Fenſtern gleich, die taͤglich offen ſte-
hen,

Wodurch die Duͤnſtungen verdorbner Luͤfte wehen.
Die Augen ſind ein Glas und laſſen jeden Schein,
Der ſie mit Luſt anſtrahlt zur Herzens Kammer ein;
Es kan durch dieſes Paar durchſichtiger Criſtallen,
Ein Funke der gleich brennt in unſre Seelen fallen,
Worin der Zunder ſtekt von einer boͤſen Luſt,
Wie jedem der ſein Herz recht kennt von ſelbſt bewuſt;
Ein Zunder der leicht faͤngt, und ehe man es meinet,
Jn ſeiner vollen Glut und feurgen Brunſt erſcheinet.
Wer dieſe Sinnen Thuͤr, nicht wol verwahrt, be-
ſchuͤzt:

Der wird dadurch gar leicht zur boͤſen Luſt verhizt:
Jſt erſt die Flamme da; ſo ſind nicht leicht zu zwin-
gen,

Als
(*) 1 Joh. II. 16.
Q 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0257" n="245"/>
      <fw place="top" type="header">Die GOtt gefa&#x0364;llige Augenlu&#x017F;t.</fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die<lb/>
GOtt gefa&#x0364;llige Augenlu&#x017F;t</hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <figure/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Augenlu&#x017F;t hat <hi rendition="#fr">GOtt</hi> den Su&#x0364;nden zu-<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;ellt,</hi></l><lb/>
          <l>Wodurch der arme Men&#x017F;ch den Scho&#x0364;p-<lb/><hi rendition="#et">fer misgefa&#x0364;llt:</hi></l><lb/>
          <l>Johannes <note place="foot" n="(*)">1 Joh. <hi rendition="#aq">II.</hi> 16.</note> &#x017F;chreibet klar, man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie ent-<lb/><hi rendition="#et">fliehen,</hi></l><lb/>
          <l>Wenn man &#x017F;ein Herz der Welt will, wie man muß<lb/><hi rendition="#et">entziehen.</hi></l><lb/>
          <l>Und wu&#x0364;rklich i&#x017F;t es wahr: der Augen heller Blik,</l><lb/>
          <l>Bringt manche bo&#x0364;&#x017F;e Lu&#x017F;t in un&#x017F;er Herz zuru&#x0364;k:</l><lb/>
          <l>Sie &#x017F;ind den Fen&#x017F;tern gleich, die ta&#x0364;glich offen &#x017F;te-<lb/><hi rendition="#et">hen,</hi></l><lb/>
          <l>Wodurch die Du&#x0364;n&#x017F;tungen verdorbner Lu&#x0364;fte wehen.</l><lb/>
          <l>Die Augen &#x017F;ind ein Glas und la&#x017F;&#x017F;en jeden Schein,</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;ie mit Lu&#x017F;t an&#x017F;trahlt zur Herzens Kammer ein;</l><lb/>
          <l>Es kan durch die&#x017F;es Paar durch&#x017F;ichtiger Cri&#x017F;tallen,</l><lb/>
          <l>Ein Funke der gleich brennt in un&#x017F;re Seelen fallen,</l><lb/>
          <l>Worin der Zunder &#x017F;tekt von einer bo&#x0364;&#x017F;en Lu&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Wie jedem der &#x017F;ein Herz recht kennt von &#x017F;elb&#x017F;t bewu&#x017F;t;</l><lb/>
          <l>Ein Zunder der leicht fa&#x0364;ngt, und ehe man es meinet,</l><lb/>
          <l>Jn &#x017F;einer vollen Glut und feurgen Brun&#x017F;t er&#x017F;cheinet.</l><lb/>
          <l>Wer die&#x017F;e Sinnen Thu&#x0364;r, nicht wol verwahrt, be-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chu&#x0364;zt:</hi></l><lb/>
          <l>Der wird dadurch gar leicht zur bo&#x0364;&#x017F;en Lu&#x017F;t verhizt:</l><lb/>
          <l>J&#x017F;t er&#x017F;t die Flamme da; &#x017F;o &#x017F;ind nicht leicht zu zwin-<lb/><hi rendition="#et">gen,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">Q 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[245/0257] Die GOtt gefaͤllige Augenluſt. Die GOtt gefaͤllige Augenluſt [Abbildung] Die Augenluſt hat GOtt den Suͤnden zu- geſellt, Wodurch der arme Menſch den Schoͤp- fer misgefaͤllt: Johannes (*) ſchreibet klar, man muͤſſe ſie ent- fliehen, Wenn man ſein Herz der Welt will, wie man muß entziehen. Und wuͤrklich iſt es wahr: der Augen heller Blik, Bringt manche boͤſe Luſt in unſer Herz zuruͤk: Sie ſind den Fenſtern gleich, die taͤglich offen ſte- hen, Wodurch die Duͤnſtungen verdorbner Luͤfte wehen. Die Augen ſind ein Glas und laſſen jeden Schein, Der ſie mit Luſt anſtrahlt zur Herzens Kammer ein; Es kan durch dieſes Paar durchſichtiger Criſtallen, Ein Funke der gleich brennt in unſre Seelen fallen, Worin der Zunder ſtekt von einer boͤſen Luſt, Wie jedem der ſein Herz recht kennt von ſelbſt bewuſt; Ein Zunder der leicht faͤngt, und ehe man es meinet, Jn ſeiner vollen Glut und feurgen Brunſt erſcheinet. Wer dieſe Sinnen Thuͤr, nicht wol verwahrt, be- ſchuͤzt: Der wird dadurch gar leicht zur boͤſen Luſt verhizt: Jſt erſt die Flamme da; ſo ſind nicht leicht zu zwin- gen, Als (*) 1 Joh. II. 16. Q 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/257
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/257>, abgerufen am 21.11.2024.