Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.beym Aderlassen. Du solt das Denkbild sein, woran mir fället bei,Daß auch der Mensch hierin, die Welt im Kleinen sei, Und daß dies Perlen Naß das in dem Adern schleichet, Auch Seen, Flüß und Meer auf unsrer Erde gleichet: Hie schlägt bald Wind und Sturm die Wellen in die Höh, Das Blut bewegt der Zorn, die Lust, die Furcht, das Weh, Mit vollen Ungestüm der aufgeschäumten Wellen, Die an ein steinern Hertz, als an ein Ufer schwellen Wer ist der diesen Trieb der Neigung stillen kan? Mein JEsus du allein bist hier ein Wundermann (*) Dem Wind und Meer gehorcht. Drum wenn mein Blut sich reget, So sei du der die Wuth in meinen Adern leget. Die beneidete Tugend an einer beflekten Lillie betrachtet.
[Abbildung]
Edler Seelen Eigenthum, Jst ein tugendhaft Gemüthe Und desselben wahrer Ruhm Macht ein adliches Geblüte: Tugend ist des Himmels Kind Und mit Liljen Schmuk bekleidet Woran keine Flekken sind, Weil sie solchen Schmutz nicht leidet. Tu- (*) Matth. VIII. 23. 24. D 3
beym Aderlaſſen. Du ſolt das Denkbild ſein, woran mir faͤllet bei,Daß auch der Menſch hierin, die Welt im Kleinen ſei, Und daß dies Perlen Naß das in dem Adern ſchleichet, Auch Seen, Fluͤß und Meer auf unſrer Erde gleichet: Hie ſchlaͤgt bald Wind und Sturm die Wellen in die Hoͤh, Das Blut bewegt der Zorn, die Luſt, die Furcht, das Weh, Mit vollen Ungeſtuͤm der aufgeſchaͤumten Wellen, Die an ein ſteinern Hertz, als an ein Ufer ſchwellen Wer iſt der dieſen Trieb der Neigung ſtillen kan? Mein JEſus du allein biſt hier ein Wundermann (*) Dem Wind und Meer gehorcht. Drum wenn mein Blut ſich reget, So ſei du der die Wuth in meinen Adern leget. Die beneidete Tugend an einer beflekten Lillie betrachtet.
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Edler Seelen Eigenthum, Jſt ein tugendhaft Gemuͤthe Und deſſelben wahrer Ruhm Macht ein adliches Gebluͤte: Tugend iſt des Himmels Kind Und mit Liljen Schmuk bekleidet Woran keine Flekken ſind, Weil ſie ſolchen Schmutz nicht leidet. Tu- (*) Matth. VIII. 23. 24. D 3
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beym Aderlaſſen.
Du ſolt das Denkbild ſein, woran mir faͤllet bei,
Daß auch der Menſch hierin, die Welt im Kleinen ſei,
Und daß dies Perlen Naß das in dem Adern ſchleichet,
Auch Seen, Fluͤß und Meer auf unſrer Erde gleichet:
Hie ſchlaͤgt bald Wind und Sturm die Wellen in
die Hoͤh,
Das Blut bewegt der Zorn, die Luſt, die Furcht,
das Weh,
Mit vollen Ungeſtuͤm der aufgeſchaͤumten Wellen,
Die an ein ſteinern Hertz, als an ein Ufer ſchwellen
Wer iſt der dieſen Trieb der Neigung ſtillen kan?
Mein JEſus du allein biſt hier ein Wundermann (*)
Dem Wind und Meer gehorcht. Drum wenn mein
Blut ſich reget,
So ſei du der die Wuth in meinen Adern leget.
Die beneidete Tugend
an einer beflekten Lillie betrachtet.
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Edler Seelen Eigenthum,
Jſt ein tugendhaft Gemuͤthe
Und deſſelben wahrer Ruhm
Macht ein adliches Gebluͤte:
Tugend iſt des Himmels Kind
Und mit Liljen Schmuk bekleidet
Woran keine Flekken ſind,
Weil ſie ſolchen Schmutz nicht leidet.
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(*) Matth. VIII. 23. 24.
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