Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Der Maulwurf Er lief bald hie bald da in dem verborgnen Gängen,Um sich in lukrer Erd noch weiter durch zu drengen. Doch da er sich mit Müh stets immer weiter brachte, Mit fressender Begier nach denen Würmen nagt, Und wieder abermahl geworfne Hügel machte, Ward seine Räuberei dem Gärtner angesagt: Er kam und stach ihn aus, wo er sich aufgeschmissen, Und muste auf dem Klump zugleich sein Leben schliessen. Das ist ein klares Bild von Menschen die stets wühlen, Nach eitlen Jrdischen; sie häuffen Geld auf Geld: Und da die Geitzigen nach diesen Kothe zielen, Verdirbt ihr blinder Trieb die Wollfart dieser Welt, Der HErr, der oben wohnt, der sieht auf ihr Verderben, Und läst den Geitzigen als einen Maulwurf sterben. Er pflegt die Sterblichen, die alles zu sich raffen, Und denen gelber Koth des Lebens Element, Wenn sie genug gehäufft, damit auch zu bestraffen, Daß sich ihr Lebens Ziel bei ihren Klumpen endt: Denn sie darum gescharrt in ihren ganzen Leben, Damit sie drauf mit Qual zuletzt den Geist aufgeben. Abend-Gedanken. Nun ist des Tages Zeit vorbei, Mit meinen Arbeitsstunden: Jch bin von ihren Joche frei Woran ich mich gebunden. Die
Der Maulwurf Er lief bald hie bald da in dem verborgnen Gaͤngen,Um ſich in lukrer Erd noch weiter durch zu drengen. Doch da er ſich mit Muͤh ſtets immer weiter brachte, Mit freſſender Begier nach denen Wuͤrmen nagt, Und wieder abermahl geworfne Huͤgel machte, Ward ſeine Raͤuberei dem Gaͤrtner angeſagt: Er kam und ſtach ihn aus, wo er ſich aufgeſchmiſſen, Und muſte auf dem Klump zugleich ſein Leben ſchlieſſen. Das iſt ein klares Bild von Menſchen die ſtets wuͤhlen, Nach eitlen Jrdiſchen; ſie haͤuffen Geld auf Geld: Und da die Geitzigen nach dieſen Kothe zielen, Verdirbt ihr blinder Trieb die Wollfart dieſer Welt, Der HErr, der oben wohnt, der ſieht auf ihr Verderben, Und laͤſt den Geitzigen als einen Maulwurf ſterben. Er pflegt die Sterblichen, die alles zu ſich raffen, Und denen gelber Koth des Lebens Element, Wenn ſie genug gehaͤufft, damit auch zu beſtraffen, Daß ſich ihr Lebens Ziel bei ihren Klumpen endt: Denn ſie darum geſcharrt in ihren ganzen Leben, Damit ſie drauf mit Qual zuletzt den Geiſt aufgeben. Abend-Gedanken. Nun iſt des Tages Zeit vorbei, Mit meinen Arbeitsſtunden: Jch bin von ihren Joche frei Woran ich mich gebunden. Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0152" n="136"/> <fw place="top" type="header">Der Maulwurf</fw><lb/> <l>Er lief bald hie bald da in dem verborgnen Gaͤngen,</l><lb/> <l>Um ſich in lukrer Erd noch weiter durch zu drengen.</l><lb/> <l><hi rendition="#in">D</hi>och da er ſich mit Muͤh ſtets immer weiter</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">brachte,</hi> </l><lb/> <l>Mit freſſender Begier nach denen Wuͤrmen nagt,</l><lb/> <l>Und wieder abermahl geworfne Huͤgel machte,</l><lb/> <l>Ward ſeine Raͤuberei dem Gaͤrtner angeſagt:</l><lb/> <l>Er kam und ſtach ihn aus, wo er ſich aufgeſchmiſſen,</l><lb/> <l>Und muſte auf dem Klump zugleich ſein Leben ſchlieſſen.</l><lb/> <l><hi rendition="#in">D</hi>as iſt ein klares Bild von Menſchen die ſtets</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">wuͤhlen,</hi> </l><lb/> <l>Nach eitlen Jrdiſchen; ſie haͤuffen Geld auf Geld:</l><lb/> <l>Und da die Geitzigen nach dieſen Kothe zielen,</l><lb/> <l>Verdirbt ihr blinder Trieb die Wollfart dieſer Welt,</l><lb/> <l>Der HErr, der oben wohnt, der ſieht auf ihr Verderben,</l><lb/> <l>Und laͤſt den Geitzigen als einen Maulwurf ſterben.</l><lb/> <l><hi rendition="#in">E</hi>r pflegt die Sterblichen, die alles zu ſich raffen,</l><lb/> <l>Und denen gelber Koth des Lebens Element,</l><lb/> <l>Wenn ſie genug gehaͤufft, damit auch zu beſtraffen,</l><lb/> <l>Daß ſich ihr Lebens Ziel bei ihren Klumpen endt:</l><lb/> <l>Denn ſie darum geſcharrt in ihren ganzen Leben,</l><lb/> <l>Damit ſie drauf mit Qual zuletzt den Geiſt aufgeben.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Abend-Gedanken.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">N</hi>un iſt des Tages Zeit vorbei,<lb/> Mit meinen Arbeitsſtunden:<lb/> Jch bin von ihren Joche frei<lb/> Woran ich mich gebunden.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/></l> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [136/0152]
Der Maulwurf
Er lief bald hie bald da in dem verborgnen Gaͤngen,
Um ſich in lukrer Erd noch weiter durch zu drengen.
Doch da er ſich mit Muͤh ſtets immer weiter
brachte,
Mit freſſender Begier nach denen Wuͤrmen nagt,
Und wieder abermahl geworfne Huͤgel machte,
Ward ſeine Raͤuberei dem Gaͤrtner angeſagt:
Er kam und ſtach ihn aus, wo er ſich aufgeſchmiſſen,
Und muſte auf dem Klump zugleich ſein Leben ſchlieſſen.
Das iſt ein klares Bild von Menſchen die ſtets
wuͤhlen,
Nach eitlen Jrdiſchen; ſie haͤuffen Geld auf Geld:
Und da die Geitzigen nach dieſen Kothe zielen,
Verdirbt ihr blinder Trieb die Wollfart dieſer Welt,
Der HErr, der oben wohnt, der ſieht auf ihr Verderben,
Und laͤſt den Geitzigen als einen Maulwurf ſterben.
Er pflegt die Sterblichen, die alles zu ſich raffen,
Und denen gelber Koth des Lebens Element,
Wenn ſie genug gehaͤufft, damit auch zu beſtraffen,
Daß ſich ihr Lebens Ziel bei ihren Klumpen endt:
Denn ſie darum geſcharrt in ihren ganzen Leben,
Damit ſie drauf mit Qual zuletzt den Geiſt aufgeben.
Abend-Gedanken.
Nun iſt des Tages Zeit vorbei,
Mit meinen Arbeitsſtunden:
Jch bin von ihren Joche frei
Woran ich mich gebunden.
Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |