Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.eine weise Einrichtung GOttes für die Menschen. Die Zeit vergeht geschwind und die Gelegenheit,Die sie uns zu dem Glük in ihren Lauf anbeut Und lassen wir sie gehn, so ist mit ihren Stunden, Zugleich Gelegenheit und auch das Glük verschwun- den. O! Menschen lehret dies: Jhr eilt zur Ewigkeit, Und eure Wollfart hängt an einen flüchtgen Heut. Verschiebet ihr das Woll, dafür ihr hie müst sorgen, Auf einen ungewis und zweifelhaften Morgen So seid ihr thöricht ja: in dem ihr euch verlaßt Auf das was schlüpfrig ist. Wer sich nicht selbsten haßt, Der wird mit Klugheit sich in Zeiten stets bestreben, Die Zeit woll einzutheiln, die ihn zum Heil gegeben. Wer ihren Lauf recht kennt; der sieht des Schöp- fers Ehr Jn weiser Einrichtung in Gang und Wiederkehr Des abgemeßnen Jahrs. Der wird bei allen Sachen, Auch die Gelegenheit sich recht zu Nuzze machen. Der Maulwurf ein Bild eines Geitzigen. Ein Maulwurf hatte sich im Garten einst verkrochen, Und durch sein blind Gewühl viel Hügel aufgehäuft, Als ihn des Gärtners Schwur den jähen Tod ge- sprochen, Dem er die Frucht verdarb eh sie zum Nutz gereift, Er J 4
eine weiſe Einrichtung GOttes fuͤr die Menſchen. Die Zeit vergeht geſchwind und die Gelegenheit,Die ſie uns zu dem Gluͤk in ihren Lauf anbeut Und laſſen wir ſie gehn, ſo iſt mit ihren Stunden, Zugleich Gelegenheit und auch das Gluͤk verſchwun- den. O! Menſchen lehret dies: Jhr eilt zur Ewigkeit, Und eure Wollfart haͤngt an einen fluͤchtgen Heut. Verſchiebet ihr das Woll, dafuͤr ihr hie muͤſt ſorgen, Auf einen ungewis und zweifelhaften Morgen So ſeid ihr thoͤricht ja: in dem ihr euch verlaßt Auf das was ſchluͤpfrig iſt. Wer ſich nicht ſelbſten haßt, Der wird mit Klugheit ſich in Zeiten ſtets beſtreben, Die Zeit woll einzutheiln, die ihn zum Heil gegeben. Wer ihren Lauf recht kennt; der ſieht des Schoͤp- fers Ehr Jn weiſer Einrichtung in Gang und Wiederkehr Des abgemeßnen Jahrs. Der wird bei allen Sachen, Auch die Gelegenheit ſich recht zu Nuzze machen. Der Maulwurf ein Bild eines Geitzigen. Ein Maulwurf hatte ſich im Garten einſt verkrochen, Und durch ſein blind Gewuͤhl viel Huͤgel aufgehaͤuft, Als ihn des Gaͤrtners Schwur den jaͤhen Tod ge- ſprochen, Dem er die Frucht verdarb eh ſie zum Nutz gereift, Er J 4
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eine weiſe Einrichtung GOttes fuͤr die Menſchen.
Die Zeit vergeht geſchwind und die Gelegenheit,
Die ſie uns zu dem Gluͤk in ihren Lauf anbeut
Und laſſen wir ſie gehn, ſo iſt mit ihren Stunden,
Zugleich Gelegenheit und auch das Gluͤk verſchwun-
den.
O! Menſchen lehret dies: Jhr eilt zur Ewigkeit,
Und eure Wollfart haͤngt an einen fluͤchtgen Heut.
Verſchiebet ihr das Woll, dafuͤr ihr hie muͤſt ſorgen,
Auf einen ungewis und zweifelhaften Morgen
So ſeid ihr thoͤricht ja: in dem ihr euch verlaßt
Auf das was ſchluͤpfrig iſt. Wer ſich nicht ſelbſten
haßt,
Der wird mit Klugheit ſich in Zeiten ſtets beſtreben,
Die Zeit woll einzutheiln, die ihn zum Heil gegeben.
Wer ihren Lauf recht kennt; der ſieht des Schoͤp-
fers Ehr
Jn weiſer Einrichtung in Gang und Wiederkehr
Des abgemeßnen Jahrs. Der wird bei allen Sachen,
Auch die Gelegenheit ſich recht zu Nuzze machen.
Der Maulwurf
ein Bild eines Geitzigen.
Ein Maulwurf hatte ſich im Garten einſt
verkrochen,
Und durch ſein blind Gewuͤhl viel Huͤgel
aufgehaͤuft,
Als ihn des Gaͤrtners Schwur den jaͤhen Tod ge-
ſprochen,
Dem er die Frucht verdarb eh ſie zum Nutz gereift,
Er
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