peratur, dann etwa noch 50 Tage absteigender Tempe- ratur bis zur Entblätterung. Grisebachs Ableitung, dass die Vegetationsperiode eine Verkürzung unter drei Monate nicht vertrage, gibt dieselbe Regel summarisch nach Zeit ausgedrückt.
Die Gebüsch- und Gesträuchformationen.
Die eben ausführlich besprochenen Wälderformatio- nen stehen insofern allen übrigen voran, als sie das höchst erreichbare Ziel einer gleichmäßig dichten Bestandes- decke über dem Erdboden bezeichnen, welche an den ge- eigneten Plätzen die meisten übrigen Vegetationsformen als untergeordnete Formationselemente zulässt. Wo Lich- tungen im Walde auftreten, finden die Sträucher, zwi- schen und neben diesen oder im Halbschatten der Bäume auch die Halbsträucher und die zahlreichen Stauden, ihre besonderen Plätze; Gräser sind nicht ausgeschlossen und bedecken bei lichter Belaubung (wie in unseren Birken- wäldern) sogar gesellig den Boden; auch gehen die Bäume noch vereinzelt und in besonderen widerstandsfähigen Arten in die auf strenge Substrat- und Bewässerungs- eigentümlichkeiten gegründeten Formationen hinein: über- decken den Fels, wenn sie im Moosteppich Wurzel ge- schlagen haben, wagen sich in die Steppe, in die Moore, umkleiden sogar das süsse und brackische Wasser. Wo aber die Vegetationsbedingungen des Baumlebens denen anderer Vegetationsformen nachstehen, gewinnen letztere die Oberhand und werden zu eigenen Formationen, von denen die Gebüsch- und Gesträuchformationen die niederen und kleinen Holzgewächse, die Grasflur- und Stauden- formationen die nicht verholzenden ausdauernden Kräuter umfassen.
Gebüsche nennen wir die Bestände höherer Sträu- cher mit lang in die Höhe wachsenden und dichtes Ge- zweig bildenden kleineren, in dichten Haufen beisammen- stehenden Stämmen; Gesträuche nennen wir die aus niederen Halbsträuchern gebildeten Bestände. Letztere werden an Höhe oft genug von hochwüchsigen Stauden übertroffen, aber sie haben doch das Charakteristische
Gebüsch- und Gesträuchformationen.
peratur, dann etwa noch 50 Tage absteigender Tempe- ratur bis zur Entblätterung. Grisebachs Ableitung, dass die Vegetationsperiode eine Verkürzung unter drei Monate nicht vertrage, gibt dieselbe Regel summarisch nach Zeit ausgedrückt.
Die Gebüsch- und Gesträuchformationen.
Die eben ausführlich besprochenen Wälderformatio- nen stehen insofern allen übrigen voran, als sie das höchst erreichbare Ziel einer gleichmäßig dichten Bestandes- decke über dem Erdboden bezeichnen, welche an den ge- eigneten Plätzen die meisten übrigen Vegetationsformen als untergeordnete Formationselemente zulässt. Wo Lich- tungen im Walde auftreten, finden die Sträucher, zwi- schen und neben diesen oder im Halbschatten der Bäume auch die Halbsträucher und die zahlreichen Stauden, ihre besonderen Plätze; Gräser sind nicht ausgeschlossen und bedecken bei lichter Belaubung (wie in unseren Birken- wäldern) sogar gesellig den Boden; auch gehen die Bäume noch vereinzelt und in besonderen widerstandsfähigen Arten in die auf strenge Substrat- und Bewässerungs- eigentümlichkeiten gegründeten Formationen hinein: über- decken den Fels, wenn sie im Moosteppich Wurzel ge- schlagen haben, wagen sich in die Steppe, in die Moore, umkleiden sogar das süsse und brackische Wasser. Wo aber die Vegetationsbedingungen des Baumlebens denen anderer Vegetationsformen nachstehen, gewinnen letztere die Oberhand und werden zu eigenen Formationen, von denen die Gebüsch- und Gesträuchformationen die niederen und kleinen Holzgewächse, die Grasflur- und Stauden- formationen die nicht verholzenden ausdauernden Kräuter umfassen.
Gebüsche nennen wir die Bestände höherer Sträu- cher mit lang in die Höhe wachsenden und dichtes Ge- zweig bildenden kleineren, in dichten Haufen beisammen- stehenden Stämmen; Gesträuche nennen wir die aus niederen Halbsträuchern gebildeten Bestände. Letztere werden an Höhe oft genug von hochwüchsigen Stauden übertroffen, aber sie haben doch das Charakteristische
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Gebüsch- und Gesträuchformationen.
peratur, dann etwa noch 50 Tage absteigender Tempe-
ratur bis zur Entblätterung. Grisebachs Ableitung, dass
die Vegetationsperiode eine Verkürzung unter drei Monate
nicht vertrage, gibt dieselbe Regel summarisch nach
Zeit ausgedrückt.
Die Gebüsch- und Gesträuchformationen.
Die eben ausführlich besprochenen Wälderformatio-
nen stehen insofern allen übrigen voran, als sie das höchst
erreichbare Ziel einer gleichmäßig dichten Bestandes-
decke über dem Erdboden bezeichnen, welche an den ge-
eigneten Plätzen die meisten übrigen Vegetationsformen
als untergeordnete Formationselemente zulässt. Wo Lich-
tungen im Walde auftreten, finden die Sträucher, zwi-
schen und neben diesen oder im Halbschatten der Bäume
auch die Halbsträucher und die zahlreichen Stauden, ihre
besonderen Plätze; Gräser sind nicht ausgeschlossen und
bedecken bei lichter Belaubung (wie in unseren Birken-
wäldern) sogar gesellig den Boden; auch gehen die Bäume
noch vereinzelt und in besonderen widerstandsfähigen
Arten in die auf strenge Substrat- und Bewässerungs-
eigentümlichkeiten gegründeten Formationen hinein: über-
decken den Fels, wenn sie im Moosteppich Wurzel ge-
schlagen haben, wagen sich in die Steppe, in die Moore,
umkleiden sogar das süsse und brackische Wasser. Wo
aber die Vegetationsbedingungen des Baumlebens denen
anderer Vegetationsformen nachstehen, gewinnen letztere
die Oberhand und werden zu eigenen Formationen, von
denen die Gebüsch- und Gesträuchformationen die niederen
und kleinen Holzgewächse, die Grasflur- und Stauden-
formationen die nicht verholzenden ausdauernden Kräuter
umfassen.
Gebüsche nennen wir die Bestände höherer Sträu-
cher mit lang in die Höhe wachsenden und dichtes Ge-
zweig bildenden kleineren, in dichten Haufen beisammen-
stehenden Stämmen; Gesträuche nennen wir die aus
niederen Halbsträuchern gebildeten Bestände. Letztere
werden an Höhe oft genug von hochwüchsigen Stauden
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/306>, abgerufen am 21.11.2024.
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