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Droysen, Johann Gustav: Grundriss der Historik. Leipzig, 1868.

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§. 25.

Die Auffassung der Quellen kann entweder überwiegend subjectiv
sein oder möglichst sachgemäss (pragmatisch) sein wollen.

Zu der subjectiven Reihe gehören: a) theils solche, in denen
die Auffassung durch die vorherrschende Phantasie oder Empfindung
getrübt ist (Volkssage, historische Lieder); b) theils solche, in denen
das Sachliche nur als Stoff anderweitiger Argumentationen oder Con-
templationen dient (Staatsreden, publicistische Schriften u. s. w., die
Propheten, Dante, Aristophanes u. s. w.).

In der pragmatischen Reihe werden sich theils die mehr refe-
rirenden und die mehr combinirenden unterscheiden lassen, theils wird
der Zweck der Auffassung auch die Art derselben mitbestimmen; denn
die Auffassung ist eine andere, je nachdem sie für die eigene Erinne-
rung oder für Andere, für Einen oder Wenige oder Alle, für die Mit-
welt oder Nachwelt, zur Belehrung, zur Unterhaltung oder zu geschäft-
lichen Zwecken bestimmt ist.

Die sogenannten abgeleiteten Quellen sind Auffassungen von
Auffassungen.

§. 26.

Aus der historischen Frage ergiebt sich, welche Ueberreste, Denk-
mäler, Quellen zu ihrer Beantwortung heranzuziehen sind.

Die Kunst der Heuristik ist, das historische Material zu ergänzen
und zu erweitern, und zwar:

a) durch divinatorisches Suchen und Entdecken;
b) durch Combination, die, was nicht historisches Material zu sein
scheint, durch richtige Einreihung dazu macht;
c) durch Analogie, welche den unter ähnlichen Bedingungen ähn-
lichen Verlauf zur Aufklärung verwendet;
d) durch Hypothese, deren Beweis die Evidenz des Ergebnisses ist.
§. 27.

Die Heuristik wie jede weitere methodische Thätigkeit setzt die
stete Mitthätigkeit der anderen voraus.

Alles historische und sonst einschlägliche Wissen -- sprachliches
wie sachliches -- ist für jede derselben Hülfswissenschaft.

§. 25.

Die Auffassung der Quellen kann entweder überwiegend subjectiv
sein oder möglichst sachgemäss (pragmatisch) sein wollen.

Zu der subjectiven Reihe gehören: a) theils solche, in denen
die Auffassung durch die vorherrschende Phantasie oder Empfindung
getrübt ist (Volkssage, historische Lieder); b) theils solche, in denen
das Sachliche nur als Stoff anderweitiger Argumentationen oder Con-
templationen dient (Staatsreden, publicistische Schriften u. s. w., die
Propheten, Dante, Aristophanes u. s. w.).

In der pragmatischen Reihe werden sich theils die mehr refe-
rirenden und die mehr combinirenden unterscheiden lassen, theils wird
der Zweck der Auffassung auch die Art derselben mitbestimmen; denn
die Auffassung ist eine andere, je nachdem sie für die eigene Erinne-
rung oder für Andere, für Einen oder Wenige oder Alle, für die Mit-
welt oder Nachwelt, zur Belehrung, zur Unterhaltung oder zu geschäft-
lichen Zwecken bestimmt ist.

Die sogenannten abgeleiteten Quellen sind Auffassungen von
Auffassungen.

§. 26.

Aus der historischen Frage ergiebt sich, welche Ueberreste, Denk-
mäler, Quellen zu ihrer Beantwortung heranzuziehen sind.

Die Kunst der Heuristik ist, das historische Material zu ergänzen
und zu erweitern, und zwar:

a) durch divinatorisches Suchen und Entdecken;
b) durch Combination, die, was nicht historisches Material zu sein
scheint, durch richtige Einreihung dazu macht;
c) durch Analogie, welche den unter ähnlichen Bedingungen ähn-
lichen Verlauf zur Aufklärung verwendet;
d) durch Hypothese, deren Beweis die Evidenz des Ergebnisses ist.
§. 27.

Die Heuristik wie jede weitere methodische Thätigkeit setzt die
stete Mitthätigkeit der anderen voraus.

Alles historische und sonst einschlägliche Wissen — sprachliches
wie sachliches — ist für jede derselben Hülfswissenschaft.

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[15/0024] §. 25. Die Auffassung der Quellen kann entweder überwiegend subjectiv sein oder möglichst sachgemäss (pragmatisch) sein wollen. Zu der subjectiven Reihe gehören: a) theils solche, in denen die Auffassung durch die vorherrschende Phantasie oder Empfindung getrübt ist (Volkssage, historische Lieder); b) theils solche, in denen das Sachliche nur als Stoff anderweitiger Argumentationen oder Con- templationen dient (Staatsreden, publicistische Schriften u. s. w., die Propheten, Dante, Aristophanes u. s. w.). In der pragmatischen Reihe werden sich theils die mehr refe- rirenden und die mehr combinirenden unterscheiden lassen, theils wird der Zweck der Auffassung auch die Art derselben mitbestimmen; denn die Auffassung ist eine andere, je nachdem sie für die eigene Erinne- rung oder für Andere, für Einen oder Wenige oder Alle, für die Mit- welt oder Nachwelt, zur Belehrung, zur Unterhaltung oder zu geschäft- lichen Zwecken bestimmt ist. Die sogenannten abgeleiteten Quellen sind Auffassungen von Auffassungen. §. 26. Aus der historischen Frage ergiebt sich, welche Ueberreste, Denk- mäler, Quellen zu ihrer Beantwortung heranzuziehen sind. Die Kunst der Heuristik ist, das historische Material zu ergänzen und zu erweitern, und zwar: a) durch divinatorisches Suchen und Entdecken; b) durch Combination, die, was nicht historisches Material zu sein scheint, durch richtige Einreihung dazu macht; c) durch Analogie, welche den unter ähnlichen Bedingungen ähn- lichen Verlauf zur Aufklärung verwendet; d) durch Hypothese, deren Beweis die Evidenz des Ergebnisses ist. §. 27. Die Heuristik wie jede weitere methodische Thätigkeit setzt die stete Mitthätigkeit der anderen voraus. Alles historische und sonst einschlägliche Wissen — sprachliches wie sachliches — ist für jede derselben Hülfswissenschaft.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Grundriss der Historik. Leipzig, 1868, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_historik_1868/24>, abgerufen am 21.11.2024.